Rechnet man den Faktor Glück mit ein, der Herbstmeistertitel wäre wohl in Hütteldorf gelandet. Doch weil man sich weder vom „Hätte“, noch vom Titel selbst etwas kaufen kann, muss man mit den aktuellen Gegebenheiten zufrieden sein: Durch das 4:0 über Ried rutschte Rapid auf Rang 4, und nur drei Punkte trennen uns vom Tabellenführer. Und blickt man auf die 18 gespielten Runden zurück, war es eine alles andere als langweilige Herbstsaison.Durch das UI-Cup-Spiel gegen Bratislava gestärkt, empfing man in der ersten Runde Wacker Innsbruck. Es endete mit einem Sieg, der einiges an Kraft kostete, dafür umso intensiver bejubelt wurde: Erst in der Schlussphase fixierten Boskovic (84.) und Hofmann (94.) das 3:1. Doch schon im ersten Auswärtsspiel ein Rückschlag: 2:3 in Mattersburg, da wäre mehr drin gewesen. Dafür holte man in Altach etwas glücklich drei Punkte, Helge Payer hielt einen Elfmeter, während Mario Bazina einen umstrittenen zum 1:0-Sieg verwandelte.Spätestens gegen harmlose Kärtner holte man sich wieder das restliche Selbstvertrauen – 4:0 servierte man den vermeintlichen Liga-Neuling im St. Hanappi ab. Gut gelaunt für das folgende Heimderby also? Jein. Denn der Rivale aus dem 10. Hieb präsentierte sich stark, doch am Ende retten Payer und Glück einen Punkt (0:0). Im Zick-Zack-Kurs ging es für Rapid weiter, die Fans wähnten sich in einem Wechselbad der Gefühle. Bei der Rückkehr nach sechs Jahren auf die Linzer Gugl erwies man sich gegen den LASK als gastfreundlich, verlor mit 0:2. Schon eine Runde später war das Spiel wieder vergessen, denn ganz Hütteldorf bebte: 1:0 über RB Salzburg, zum ersten Mal hatte man gegen die „Bullen“ zuhause gewonnen, verdient siegten Kampfkraft und Einsatz gegen prominente Spieler-Namen. Es folgte ein souveräner 3:0-Sieg in Ried, mit einem Traumtor von Boskovic zum 1:0, der den Ball nach einer Ecke volley abnahm. Doch erlitt die Euphorie wieder einen Dämpfer: Als man kurze Zeit später in Graz gastierte, traf man drei Mal Aluminium, aber nicht ins Tor – Sturm machte es besser, gewann 1:0.Im fast ausverkauften St. Hanappi sann Rapid in der darauffolgenden Runde auf Revanche gegen Sturm. Doch es kam anders als gedacht. In einem lange nicht da gewesenen Heimdebakel kassierte unsere Mannschaft eine bittere 1:5-Klatsche, wurde gnadenlos ausgekontert. Auch in den nachfolgenden Runden erholten sich die Grün-Weißen nicht wirklich: Nach einem mageren Remis in Tirol stand zwar ein 1:0-Sieg über Mattersburg zu Buche, gegen Altach setzte es daheim aber die nächste negative Überraschung (0:2). Als man mit einem letzten Aufgebot an Spielern (viele Ausfälle) ins neue Klagenfurter Stadion reiste, schwante Übles. Doch mit einer spielerischen Trotzreaktion (und tollem Weitschuss-Tor von Kavlak) wurde mit dem 2:1-Sieg eine Art Wende eingeleitet. Zumindest offensiv. Denn sowohl im Derby (zwei Mal), als auch gegen den LASK (vier Mal) ging man immer in Führung, ebenso oft kassierte man wieder den Ausgleich. Zwei Unentschieden, die sicher schmerzten, war doch in beiden Fällen der Sieg in greifbarer Nähe. Gegen Ried schoss man sich nun teilweise den Frust von der Seele (4:0) – und diesmal hielt die Defensive. Nicht zuletzt dank Markus Heikkinen, der nach seiner schweren Verletzung im Europacup erstmals wieder mit von der Partie war. Und weil außer Markus Katzer nun wieder alle fit an Bord sind, und die UEFA-Cup-Spiele wegfallen, darf von einer Art Neustart geredet werden. Auf dass uns nach den nächsten achtzehn Runden keine Punkte mehr von der Spitze trennen…(gub)
28.07.2015