Es ist heuer seine siebte Saison, die Helge Payer im Rapid-Trikot bei den Profis begeht. Seit seinem zehnten Lebensjahr spielt er beim Verein, war in allen Nachwuchsmannschaften, und gelangte dann zu den Amateuren. Für den Sprung in die Kampfmannschaft sollte es aber noch nicht reichen. Deshalb wurde Payer nach Kottingbrunn verliehen.  Nur ein Jahr später, 2001, kam der damals 22-Jährige nach Hütteldorf zurück - er hatte sich bei den Niederösterreichern einen Namen gemacht: Mit Kottingbrunn Meister der Regionalliga, zum Abschluss der Saison zum besten Tormann gewählt. Und in Spielen mit Österreichs U21-Team in der EM-Qualifikation Bewährungsproben bestanden – etwa in Bosnien, wo er gleich einen Elfmeter parierte. "Mein Ziel kann nur sein, die Nummer 1 zu werden“, verkündete Payer, als er zu Rapid zurückkehrte. Und als sich Stammgoalie Ladi Maier leicht verletzte, war es soweit, schneller als geplant – der junge Payer flog erstmals mit der Kampfmannschaft nach Bregenz mit. Rapid verlor mit 1:2. Drei Tage später empfing man zuhause SV Salzburg – wieder mit Maier, doch dieser zog sich sogleich einen Kreuzbandriss zu, musste zur Pause ausgewechselt werden. Wieder war also Helge Payer gefordert – und erstmals verließ er als Sieger den Platz (1:0). Eine knappe Woche später die nächste Bewährungsprobe, die es in sich hatte: Auswärts im UEFA-Cup gegen Paris St. Germain, gegen Spieler wie Ronaldinho und Anelka. Jene beiden erzielten schlussendlich drei Tore des 4:0-Siegs der Hausherren, der junge Payer war überfordert und bekam schlechte Kritiken, ging im kalten Wasser der Medien aber nicht unter. Er kämpfte sich zurück, nach oben. Bis er die Nummer 1 war und seither – die ein oder andere Unregelmäßigkeit außen vor – auch blieb.Auf der Linie ist der heute 28-Jährige eine Klasse für sich. Diese Saison etwa lehrt er Elfmeter-Schützen das Fürchten, die Angst des Schützen vor dem Payer also. Siehe Karsten Hutwelker in Runde 3 – Payer hält den schwachen Elfmeter des Altachers, Rapid siegt. Oder Dinamo Tiflis. Zwar war das Heimspiel für Rapid entschieden (5:0), in der Schlussminute vergönnte der Schiedsrichter den abgefertigten Gästen aber noch ein Ehrentor und zeigte auf den Elfmeterpunkt – Payer hält den arrogant geschupften Ball. Der Elfmeter auswärts gegen RB Salzburg (1:2) und nun jener am Samstag von Sedloski (platziert, aber Payer erriet das Eck) komplettieren die gehaltenen Strafstöße des Rapid-Tormanns in der bisherigen Saison. Addiert man dazu noch die Parade beim Österreichischen Team, als Payer den entscheidenden Schuss im Elfmeter-Schießen gegen Japan abwehrte, dann hält der gebürtige Welser bei fünf Elfmetern. Keine schlechte Bilanz also. Für einen, der die „Nummer 1“ werden wollte, aber nur zielführend. (gub)
28.07.2015