125 JAHRE SK RAPID
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22.06.2016
Verein, Geschichte

Vor 75 Jahren wurde Rapid Deutscher Meister

Am heutigen Mittwoch jährt sich zum 75. Male einer der größten sportlichen Triumphe unserer ruhmreichen Vereinshistorie. Unter der Herrschaft des verbrecherischen Nazi-Regimes war Österreich bekanntlich als Ostmark in das "Deutsche Reich" eingegliedert und so spielten die Vereine aus unserem Heimatland sowohl im Deutschen Pokal (damals "Tschammer-Pokal", diesen konnte Rapid 1939 gegen den FSV Frankfurt gewinnen) und in der Deutschen Meisterschaft, die seinerzeit noch mit einem Endspiel entschieden wurde, mit!

An jenem 22. Juni 1941 stand dieses Finale, in dem sich der FC Schalke und Rapid gegenüberstanden, knapp vor der Absage, da die Nazi-Schergen an diesem Tage den Angriff auf die Sowjetunion starteten. Das Match im Olympiastadion zu Berlin wurde dann bekanntlich doch ausgetragen und endete mit einem Sieg des haushohen Außenseiters, galt Schalke (damals noch mit dem Zusatz Westfalen) als die mit Abstand beste Mannschaft des Reichs und holte diese Deutsche Meisterschaft auch in den Jahren 1939 und 1940.

Auch beim Finale gegen die Grün-Weißen aus Wien schien alles für die Königsblauen aus Gelsenkirchen zu laufen, denn schon nach acht Minuten (!) lagen die Schalker mit 2:0 in Führung und als in der 58. Minute Hinz mit seinem zweiten Treffer das 3:0 besorgte, setzte wohl kaum noch einer der fast 100.000 (!) Zuschauer einen Pfennig auf die Gäste aus Wien. Doch dann startete eine Rapid-Viertelstunde der ganz besonderen Art, ausnahmsweise nicht die letzten 15 Minuten sorgten für eine historische Aufholjagd! So gelang Georg Schors in der 62. Minute der Anschlusstreffer, nur eine Minute später besorgte der legendäre Franz "Bimbo" Binder das 2:3 per Freistoß! Der Jahrhundertstürmer, der in seiner Laufbahn in 798 unglaubliche 1155 Tore erzielt haben soll, traf innert kürzester Zeit noch zweimal, jeweils aus Standardsituationen (ein Elfmeter und ein weiterer Freistoß) und so konnte Rapid die Partie innerhalb von knapp zehn Minuten drehen! Damit holten die Hütteldorfer Kanoniere die Victoria, den Pokal der zwischen 1903 und 1944 an die Deutschen Meister vergeben wurden, nach Wien. Bis heute ist der SK Rapid die einzige Mannschaft, die diesen Titel gewinnen konnte und dessen Heimatstadt nicht im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland liegt!

Im RAPIDEUM, das auch und vergrößert im Allianz Stadion wieder geöffnet sein wird, sind dazu u.a. der damalige Spielball und eine Nachbildung der Victoria zu sehen!

Über die Rolle von Rapid während des NS-Regimes erschient übrigens vor einigen Jahren nach Auftrag des damaligen Präsidenten Rudi Edlinger eine wissenschaftliche Aufarbeitung. Jakob Rosenberg und Georg Spitaler veröffentlichten diese in Buchform unter dem Titel "Grün-Weiß unterm Hakenkreuz - der Sportklub Rapid im Nationalsozialismus (1938 - 1945). Im Rapid-Shop ist das Werk derzeit vergriffen, alle Infos dazu gibt es aber auf der Homepage des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, das gemeinsam mit dem SK Rapid auch Herausgeber ist!

David Forster, Georg Spitaler und Jakob Rosenberg brachten zudem auch in Buchform unter dem Titel "Fußball unterm Hakenkreuz in der Ostmark" ein umfassenden weiteres Werk zum Thema heraus. Alle Infos dazu auf der Homepage des Verlag Die Werkstatt!

Anlässlich des Jubiläums hat eine Wiener Institution, der "Bücher Ernst" (Wiens größtes - frei begehbares Antiquariat) eine Jubiläumsedition mit Faksimiles von noch zeitgenössischen Zeitungsberichten über dieses Endspiel gestaltet. Dieses ist um rund 25 Euro im besuchenswerten Geschäft im sechsten Bezirk (Gumpendorfer Straße 84) erhältlich!

(pk)

Bericht über das Endspiel FC Schalke vs SK Rapid

Nachbildung von der Victoria, jenem Pokal, den bis 1944 die Deutschen Meister überreicht bekamen

22.Juni 1941 | Olympiastadion Berlin | 95.000 Zuschauer

SK RAPID: Raftl; S. Wagner, Sperner; F. Wagner, Gernhardt, Skoumal; Fitz, Schors, Binder, Dvoracek, Pesser

Schalke 04: Klodt; Bornemann, Schweißfurth; Füller, Tibulski, Gellesch; Burdenski, Szepan, Eppenhoff, Kuzorra, Hinz

Tore: 1:0 (5.) Hinz, 2:0 (8.) Eppenhoff, 3:0 (58.) Hinz, 3:1 (62.) Schors, 3:2 (63., Freistoß) Binder, 3:3 (65., Elfmeter) Binder, 3:4 (71., Freistoß) Binder