Mit Geduld ans Ziel

Plötzlich war er dann da, im September 2016, beim Heimspiel gegen Mattersburg: Louis Schaub ging aus dem Spiel und für ihn wurde in der 86. Minute Kelvin Arase eingewechselt. Mit gerade mal 17 Jahren, zwar nur für ein paar Minuten, aber weil Rapid das Spiel mit 3:0 gewann, "war es einfach ein super Erlebnis, vor dieser Kulisse gleich mit dabei sein zu können, wenn man ein Spiel gewinnt." Zwei Einsätze bei den Profis folgten noch, dann gab es zunächst eine längere Pause.

Im aktuell laufenden Trainingslager ist Arase wieder mit dabei und stand am Tag der Anreise gleich wieder im Mittelpunkt: Er wurde 19 Jahre jung, und ihm im Kreis der Mannschaft nach der ersten Aufwärmeinheit kollektiv unter großem Jubel gratuliert. Der Jung-Profi, der im Dezember seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieb und seit dem Frühjahr offiziell unserer ersten Mannschaft angehört, ist dennoch kein neues Gesicht in Grün-Weiß.

Kelvin Arase stammt, wie auch der aktuell verletzte Osarenren Okungbowa von SK Rapid II, aus Benin. Im Alter von sechs Jahren kam er nach Österreich, ging hier zur Schule und wuchs heran. "Lustig ist", lacht Arase, "dass sich meine und Osas Eltern bereits früher kannten - nur wir Kinder nicht. Bei Rapid sind wir dann wieder zusammengetroffen." In der Volksschule wurde eine Lehrerin im Turnunterricht auf sein Talent aufmerksam und legte ihm Fußball nahe. Über einen Freund gelangte er zu Donaufeld, von dort ging es dann im Alter von 11 Jahren nach Hütteldorf, wo Arase unsere Nachwuchsmannschaften durchlief.

Über die AKA U18 gelang ihm dann im Herbst 2016 der Sprung direkt zu den Profis, zumindest vorerst. Zuvor hatte er noch nicht für SK Rapid II gespielt, doch bald darauf ging es für ihn zu unserer zweiten Mannschaft, dem grün-weißen Talentepool. "Ich war schon ein bisschen enttäuscht, dass ich einen Schritt zurückmachen musste. Aber ich habe es auch verstanden: Schließlich war es schon ein riesiger Schritt, so schnell Bundesliga zu spielen. Mir war klar, ich muss weiter mein Bestes geben, um wieder da nach oben zu kommen", erzählt Arase in Benidorm: "Es war mein Ziel, wieder ganz nah zu den Profis zu gelangen, mit denen ich ja auch immer wieder mittrainieren durfte."

Als größten Pluspunkt seines Talents kann der nunmehr 19-jährige auf die Faktoren Schnelligkeit und Quirligkeit verweisen: "Am meisten Spaß macht es, wenn man als kleinerer Spieler auf größere, stärker gebaute Gegenspieler trifft. Da suchst du dann die Herausforderung, Wege zu finden, um an ihnen vorbeizukommen."

Dass Arase das auf lange Sicht bei den Profis gelingen wird können, ist zu wünschen. Der schnelle, bevorzugt linke Außenspieler, der vor drei Jahren die Lehre zum Bürokaufmann begann, hat sich jedenfalls ein Ziel gesetzt. "Ich weiß, dass ich wohl noch ein bisschen brauche, weil auch die Konkurrenz auf meiner Position sehr groß ist", so Arase: "Aber ich werde geduldig sein und alles geben, bis es klappt mit meinen nächsten Einsätzen." Geduld und der Blick nach vorne - diese Attribute stehen für Kelvin Arase nicht zum ersten Mal ganz oben auf der Liste.

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(gub)