"Als Rapidler willst du jedes Spiel gewinnen!"
skrapid.at: Elias, die Hälfte der Herbstsaison ist bereits gespielt, wie fällt dein Fazit aus?
Elias Felber: Nach der doch sehr erfolgreichen Vorbereitung sind die Erwartungshalten an uns um einiges gestiegen. Umso mehr freut es mich natürlich, dass wir nach den ersten acht Runden an der Tabellenspitze stehen. Die zwei Saisonniederlagen sind ein kleiner Wehrmutstropfen, da beide vermeidbar gewesen wären und wir keineswegs die schlechtere Mannschaft in diesen Spielen waren.
Du hast es angesprochen – die Erwartungshaltung: Verspürt ihr als Mannschaft nach dem Turniersieg in Dortmund und dem Erfolg über Liverpool zusätzlichen Druck?
Viel besser hätte die Sommervorbereitung nicht verlaufen können. Das Spiel gegen Liverpool war ein internationaler Gradmesser, wo wir sehen konnten, dass wir den Top-Vereinen im Nachwuchs um nichts nachstehen – ganz im Gegenteil. Der Ruhr-Cup in Dortmund war natürlich das Highlight in diesem Sommer. Diesen am Ende auch noch zu gewinnen und jetzt auf der Siegerliste zu stehen mit Vereinen wie Real Madrid oder Manchester City ist eine große Ehre. Uns ist auch bewusst, dass wir die Latte dadurch höher gelegt haben. Von zusätzlichem Druck würde ich aber nicht unbedingt sprechen, wir sind zwar eine junge Mannschaft, wissen aber auch welch Potenzial in uns steckt.
Im Sommer 2017 bist du von der Akademie zu Rapid II hochgekommen und seit dem Winter 2018 auch schon Kapitän. Selbst etwas überrascht, wie schnell du zum Kapitän ernannt wurdest?
Es ist ein großes Vertrauen vom Trainer und zugleich in Riesen Privileg, Rapid II als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen. Nachdem ich in der Akademie auch größtenteils Kapitän war, ist diese Rolle keine unbekannte für mich. Dennoch war ich auch ohne Binde immer ein Spielertyp, welcher versucht hat die Führungsrolle auf und abseits des Platzes zu übernehmen. Dass ich so schnell zum Kapitän ernannt wurde, freut mich natürlich umso mehr.
Bis auf ein Spiel (krankheitsbedingt) hast du noch keine Spielminute in dieser Saison verpasst. Mit deinen 19-Jahren wirkst du auch schon sehr abgebrüht und gelassen auf dem Spielfeld. Wie würdest du dich als Spielertyp beschreiben?
Meiner Position geschuldet, fallen oft Vergleiche mit Spielern wie Sergio Busquets oder Toni Kroos an. Ich sehe mich wie vorhin schon erwähnt als Führungsspieler und Spielgestalter der gerne die Initiative übernimmt. Zu meinen größten Stärken würde ich das Auge für den sogenannten "tödlichen Pass" und Schüsse aus der zweiten Reihe zählen.
Es ist deine erst zweite Regionalliga-Saison. Mit einem Durchschnittsalter von ca. 18,5 Jahren zählt ihr zu den jüngsten Mannschaften der Liga. Was macht euch im Vergleich zur Vorsaison stärker?
Die Kaderdichte hat auf jeden Fall zugenommen und somit herrscht auch automatisch ein höherer Konkurrenzkampf. Eine jede Position ist mindestens zweifach vereinzelt sogar dreifach besetzt. Wir sind aufjedenfall mutiger im Spielaufbau als im Vorjahr, auch wenn wir damit zugleich ein höheres Risiko eingehen. Sowohl die Neuzugänge als auch jene Spieler die von der U18 hochgekommen sind, haben sich schnell an das Tempo gewöhnen können und bringen sich gut in die Mannschaft ein.
In der Länderspielpause durftest du erstmals bei den Profis mittrainieren. Ein ganz besonderes Erlebnis – wie waren deine Eindrücke?
Das war auf jeden Fall einer der schönsten Momente in meiner bisherigen Karriere. Nachdem mir Steffen Hofmann telefonisch mitgeteilt hat, dass ich in der Länderspielpause bei den Profis mittrainieren werde, war die Vorfreude dementsprechend groß. Ich wurde auch sofort gut in die Mannschaft aufgenommen und fühlte mich auf Anhieb wohl. Am meisten beeindruckt war ich vom Spieltempo und dem Spielverständnis, da macht das Fußballspielen gleich noch einmal etwas mehr Spaß. Für mich persönlich war es gut zu sehen, wo ich mich aktuell vom Leistungsstand her befinde und was mir noch fehlt.
Was traust du dir und den Jungs in dieser Saison noch zu? Ist der Aufstieg in die zweite Liga ein realistisches Ziel?
Als Rapid-Spieler willst du jedes Spiel gewinnen. Mit dieser Einstellung gehen wir auch ins Spiel, dennoch schauen wir von Spiel zu Spiel und wollen unsere wöchentlichen Hausaufgaben so gut wie möglich erledigen. Dass gegen Rapid ein jeder Gegner noch zusätzlich motiviert ist, macht das Ganze nicht unbedingt einfacher. Wir müssen schauen, dass wir unsere kurzfristigen Ziele Schritt für Schritt erreichen. Was am Ende dabei herausspringt werden wir sehen. Der Aufstieg wäre natürlich die Krönung.
Du zählst zu jenen Spielern in der Mannschaft, welche an unserer Kooperationsschule AHS Wien/West die Matura absolviert haben. Gerade in der heutigen Zeit wo viele junge Spieler den Fokus nur auf ihre Fußballerkarriere legen – wie wichtig ist es dir ein zweites Standbein zu haben? Bzw. die Karriere nach der Karriere?
Neben meinen sportlichen Zielen stand die Matura auch immer ganz weit oben. Meine Eltern haben immer wieder betont, wie wichtig eine gute Ausbildung für die Karriere nach der Karriere ist. Ich würde nicht behaupten, dass ich der fleißigste Schüler war (lacht), deswegen bin ich auch unserem Ausbildungskoordinator Harald Mössler sehr dankbar für seine Unterstützung. Im Sport kann es aufgrund von Verletzungen oft schneller vorbei sein als man es sich erhofft, deswegen hatte eine gute schulische Ausbildung sehr hohe Priorität in meinem Leben. Mit der AHS-Matura habe ich den Grundstein für mein Leben nach der sportlichen Karriere aufjedenfall gelegt.
Wenn du es dir aussuchen könntest, welche Schlagzeile würdest du gerne einmal über dich lesen?
(Überlegt lange):
„Felber schießt Rapid zum Derbysieg und somit zum Gewinn der Meisterschaft“
Seit der U8 spiele ich mittlerweile bei Rapid und bin ein Grün-Weißer durch und durch. Dementsprechend einen hohen Stellenwert hat ein Wiener-Derby für mich. Ein Derbysieg in Kombination mit dem Gewinn der Meisterschaft würde meinem Traum schon sehr nahekommen.
Abschlussfrage: Wo siehst du dich in den nächsten Jahren?
Mein Ziel ist es natürlich in absehbarer Zeit den Sprung in den Profikader zu schaffen, um mich in weiterer Folge als fixen Bestandteil der Mannschaft etablieren zu können. Ein Kindheitstraum von mir war und ist es nach wie vor, mit unseren Fans und der gesamten Rapid-Familie einen Titel feiern zu können – am besten die Meisterschaft!
(mr)