In der Saison 1940/41 hatte sich Rapid durch einen 1:0-Sieg gegen die Austria in der vorletzten Runde zum 14. Mal den Meistertitel gesichert. Mit diesem Sieg in der Gauliga Ostmark waren die Grün-Weißen als einer von 20 „Gaumeistern“ für die Endrunde der deutschen Meisterschaft qualifiziert. In der Gruppenphase setzte sich Rapid in harten Kämpfen gegen den bayrischen Meister 1860 München sowie die Stuttgarter Kickers (Meister Württemberg) und VfL Neckarau Mannheim (Gaumeister Baden) durch.Im Halbfinale siegte Rapid im Hindenburg-Stadion im oberschlesischen Beuthen gegen den Dresdner SC durch zwei Tore von Franz Binder mit 2:1. Der Meister aus Sachsen war bis dahin der Angstgegner der Hütteldorfer gewesen. 1940 hatten die Dresdner sowohl in der Meisterschaft als auch im deutschen Pokal jeweils im Halbfinale knapp das bessere Ende für sich gehabt.Am 22. Juni 1941 begann das Deutsche Reich um 3.15 Uhr seinen Feldzug gegen Russland. Am gleichen Tag war für 15 Uhr das Finale der deutschen Meisterschaft zwischen Schalke 04 und Rapid Wien angesetzt. Das Berliner Olympiastadion war seit zwei Wochen ausverkauft. Dennoch stand bis Mittag nicht fest, ob das Spiel aufgrund der Kriegsentwicklung auch tatsächlich stattfinden würde. Die Gefahr eines russischen Gegenangriffs stand im Raum. Im Hotel „Russischer Hof“ in der Friedrichstraße warteten die Spieler auf die Entscheidung. Schließlich hieß es: Es wird gespielt.Vor knapp 100.000 Zuschauern im mit Flakgeschützen abgeschirmten Olympiastadion legten die favorisierten Schalker mächtig los. Schon nach acht Minuten stand es durch Tore von Hinz und Eppenhoff 2:0 für die Gelsenkirchener. Erinnerungen an das Finale 1939 wurden wach, als der damalige Ostmark-Meister Admira im Endspiel gegen die Königsblauen mit 0:9 unterging. Zu allem Überfluss schoss Franz Binder in der 39. Minute auch noch einen (umstrittenen) Elfmeter am Tor vorbei und nach der Pause sorgte Hinz mit dem 3:0 in der 58. Minute für die vermeintliche Vorentscheidung. Das Schild „Schalke 04“ wurde von den deutschen Funktionären bereits an der Meistertrophäe angebracht.Aber die Rapid-Viertelstunde wurde diesmal vorverlegt. Am 8. Jänner 1939 (am Tag des 40-jährigen Vereinsjubiläums) hatte Rapid im deutschen Pokalfinale gegen den FSV Frankfurt in der letzten Viertelstunde ein 0:1 noch in einen 3:1-Sieg umgedreht. So lange warteten die Grün-Weißen diesmal nicht. In der 61. Minute stellte Schors auf 1:3, eine Minute später stand es nach einem Freistoß von Binder aus 25 Metern nur noch 2:3. Wieder zwei Minuten später gab es nach einem klaren Foul an Schors Elfmeter für Rapid. Binder trat abermals an und diesmal traf er zum Ausgleich. Das Stadion glich nun einem Hexenkessel.In der 71. Minute gab es neuerlich Freistoß für Rapid. Distanz gut 35 Meter, wieder Binder, wieder Tor – 4:3! Innerhalb von zehn Minuten hatten die Grün-Weißen ein 0:3 umgedreht. Aber noch gaben sich die Schalker nicht geschlagen und griffen in den letzten Minuten stürmisch an. Mit viel Kampf und einem Quäntchen Glück brachten die Wiener das Resultat über die Zeit. Rapid war deutscher Fußballmeister. Matchwinner Binder wurde anschließend auf den Schultern der begeisterten Zuschauer, darunter viele aus Wien mitgereiste Anhänger, vom Feld getragen. Hunderttausende Menschen empfingen die Helden von Berlin am Wiener Ostbahnhof.Dieses Spiel war der Höhepunkt und gleichzeitig auch das Ende einer großen Mannschaft. In den folgenden Jahren standen die Spieler kriegsbedingt ihren Vereinen nur noch selten zur Verfügung. Der SK Rapid erreichte als Titelverteidiger nur noch Platz drei in der Gauliga-Meisterschaft und konnte aus diesem Grund 1942 auch nicht an der Endrunde um die deutsche Meisterschaft teilnehmen.Rapid-Präsident Rudolf Edlinger mit Gedanken zum Jubiläumsspiel gegen Schalke 04(gp)
28.07.2015
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