skrapid.at: Ein ereignisreiches Jahr 2009 liegt hinter uns. Mit welchen Gefühlen blickst du zurück?Andy Marek: Als wir im Jänner 2009 das Jubiläumsjahr anlässlich unseres 110. Geburtstags begrüßten, wussten wir: Wir haben uns die Latte selbst sehr hoch gelegt. Aber das bewusst und aus einem wichtigen Grund: Wir wollten, vor allem den jungen Fans, den Mythos Rapid mit seiner Geschichte näher bringen. Viele fragten uns: 'Warum feiert ihr 110 Jahre?' Nun, wir feierten Rapid in dieser Hinsicht, und machten es gerne, deshalb auch die hohen Ansprüche. Dann sind die diversen anderen Begebenheiten eingetreten - wir bekamen neben Schalke mit Liverpool einen zweiten Jubiläumsgast, qualifizierten uns für die Europa League. Das bedeutete eine noch größere Herausforderung, aber auch mehr Erlebnisse. Die haben wir zwar jedes Jahr, diesmal aber in einer besonderen Intensität. Ich glaube, es war ein ganz besonderes Jahr, das uns immer in Erinnerung bleiben wird. Darum kann ich auch nur positiv zurück blicken.  Wenn alles positiv war, kann man sich dann noch wo verbessern?Verbessern kann man sich immer, so selbstkritisch muss man sein. Ich freu mich auf 2010, das ist zwar kein Jubiläumsjahr, aber es wird trotzdem sehr intensiv. Wenn wir in diesem neuen Jahr große Veranstaltungen haben, hoffentlich Rapid in einem europäischen Bewerb, dann werden wir doch einige Dinge anders machen. Wir haben aus Fehlern gelernt. Das betrifft zum Beispiel die Kartenverkaufslogistik oder den Aboverkauf, da wollen wir unseren Fans den Zugang erleichtern, da wollen wir uns verbessern.  So gesehen können wir uns viel aus diesem intensiven Jahr für die Zukunft mitnehmen.Du bist nun schon fast 18 Jahre in Hütteldorf. War es dein bisher intensivstes Jahr bei Rapid?Das unterschreib’ ich sofort. Eine unserer großen Aufgaben ist es, den Rapid-Fans Serviceleistungen zu bieten, ihnen alles so einfach wie möglich zu gestalten. Das ist nicht nur auf Spiele bezogen, sondern auch auf die Anschaffung von Karten, Fanartikeln, Auswärtsreisen, usw. Da wollen wir uns für unsere Fans immer bemühen. Wenn wir aus Hamburg 2900 Karten für den Gästesektor bekommen, sagen wir nicht ’Danke’, sondern fragen, ob noch mehr möglich ist – weil wir merkten, dass unsere Anhänger ja auch mehr Karten benötigten. Oder: Genügt nicht ein Jubiläumsspiel? Nein, wir wollen den Fans etwas bieten, also bemühen wir uns auch um Liverpool. Die Reihe zieht sich weiter vom Auswärtsabo, das wir eingeführt haben, bis hin zu den Fanreisen und der Organisation bei Auswärtsspielen. Viel Arbeit, aber das ist unsere Aufgabe. Daher wurde dieses Jahr mit den vielen Dingen, die wir neu machten, sicher zum intensivsten und somit auch sehr erfolgreichen, weil der SK Rapid, glaube ich, in allen Bereichen die Ziele übertroffen hat.Was passiert mit den geplanten Veranstaltungen anlässlich der 110 Jahre, die dann wegen unserem Einsatz in der Europa League nicht stattfanden?Aufgrund der Masse an Aufgaben haben wir gewisse Dinge nicht erfüllt, stimmt. Die holen wir nach. Wir haben gemerkt, dass Veranstaltungen wie die Legendentreffs den Fans Freude bereiten. Darum sagen wir: Warum nur im Jubiläumsjahr, warum nicht vielleicht sogar institutionalisieren? Nicht jede Woche, aber zwei, drei Mal im Jahr wäre schon gut.Wird Rapid zu einem Event-Verein?Nein, das möchte ich schon auch kritisch betrachten. Fakt ist, wir haben unterschiedliche Zielgruppen an Anhängern. Zum Beispiel: Leute, die sich auf Schalke in St. Hanappi freuten, denen aber Liverpool im Happel-Stadion nicht ganz so viel bedeutete. Trotzdem waren 50.000 Zuschauer im Prater. Wir haben eine so große Fülle an Fans, somit werden auch verschiedene Klientel angesprochen. Eine Sättigung darf aber nicht entstehen, wir wollen nicht übertreiben. Rapid-Veranstaltungen müssen immer etwas Besonderes sein. Doch die Rapid-Familie ist breit gefächert, von den Greenies bis hin zu Leuten, die große Duelle sehen wollen. Dann gibt es jene, die eine ruhige Gesprächsrunde mit ehemaligen Spielern bevorzugen. Man muss hier sehr sensibel sein, will Rapid aber allen näherbringen. „Eventserien“ wird es nicht geben. Auch nicht außer Acht lassen darf man, dass es Rapid-Veranstaltungen gibt, wo kein Mehrwert-Gedanke dabei ist, außer dem Näherbringen an den Fan. Und dann gibt es Veranstaltungen, die groß sind, und wo viel Geld für den Verein übrig bleibt, wie beim Liverpool-Spiel. Das wurde medial sensationell verarbeitet und unterm Strich ist uns ein schöner Betrag geblieben.Wo wir beim Stichwort sind: Dein Fazit zu unseren Fans 2009?Ich kann hier nur ein großes Danke sagen. Es war unglaublich was unsere Fans geleistet haben. Enthusiastische Stimmung und Unterstützung für unsere Mannschaft, die besten Choreographien, ausverkaufte Gästesektoren bei den Auswärtsspielen und zu Hause im St. Hanappi sowieso jedes Mal das große Fest. Man darf dabei auch nicht vergessen, welch großen finanziellen Aufwand dieses Jahr für unsere Fans bedeutet hat, die vielen Spiele, die Reisen, … Danke, Danke, Danke! Das war ein Jahr der Superlative und alles ist auch problemlos abgelaufen. Unsere Aufgabe war und ist, den Fans Angebote auf dem vernünftigsten wie einfachsten Weg anzubieten. Und sie sind dann auch mit so großem Zuspruch angenommen worden. Sei es jetzt in Hamburg mit knapp 8000 Fans, oder bei kleineren Auswärtsspielen.  Mein größter Wunsch ist, dass wir auch im neuen Jahr gemeinsam alles so schaffen können.Bei den Mitgliedern haben wir erstmals in der Rapid-Geschichte nicht nur die 5000er, sondern auch 6000er-Grenze überschreiten können (Stand: 6700 Mitglieder), dazu kommen noch die Greenies. Das alles ist im Vergleich mit großen internationalen Vereinen nicht sehr viel, aber wir haben uns sehr gut entwickelt. Vor zehn Jahren gab es die verwegene Aussage von Fans „Rapid müsste es doch schaffen, 10.000 Abonnenten zu haben“, jetzt stehen wir bei 10.600, haben den Aboverkauf aber gestoppt. Ein anderes Beispiel für diese grün-weiße  Entwicklung, die uns so stolz macht: Unser Wirtschaftsjahr beginnt 1. Juli und endet am 30. Juni. Wir werden am 31. Dezember 2009 den Fanartikel-Umsatz haben, den wir in der Vorsaison bis Juni (!) hatten wir überschreiten somit erstmals die 3 Mio. Euro-Hürde mit Merchandisingerlösen, das ist eine ganz tolle Sache. Die Zahl der offiziellen Fanklubs stieg auf über 180. Und wenn du es schaffst, dass innerhalb eines Jahres zu den Heimspielen fast 550.000 Fans kommen, dann ist das etwas Besonderes. Ein großes Dankeschön an die gesamte Rapid-Familie, die den Verein so unterstützt.Das Jahr ist bald um, unsere Tormusik ist gegen Celtic Glasgow noch drei Mal erklungen. Was passiert nun?Wir hatten das „Seven Nation Army“-Lied damals in Brügge gehört, und waren die ersten, die es in Österreich spielten. Heute aber hört man es schon überall. Unsere Fans meldeten sich mit der Bitte nach wieder mehr Eigenständigkeit. Wir sammelten also sehr viele Ideen und haben auch weit über 1000 Mails mit Liedvorschlägen bekommen. Die meist genannten Lieder fassen wir zusammen und veranstalten Mitte Jänner auf unserer Homepage ein Voting. Die Rapid-Fans sollen dann selbst entscheiden können, was sie künftig bei unseren Toren hören wollen.Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Bei so viel Stress hörte man manchmal, dass das auch gesundheitlich an dir nicht spurlos vorübergeht? Es war heuer alles ziemlich am Limit. Meine Frau behauptet, ich sei ein Workaholic, aber so soll’s halt sein. Mir geht es gut, ich darf gesund sein und erhole mich jetzt ein paar Tage und nütze diese ruhigere Zeit nun für das Sammeln neuer Ideen. Es wird auch im kommenden Jahr mit dem SK Rapid wieder viel zu erleben geben! An dieser Stelle möchte ich noch ein Danke an mein wunderbares Klubserviceteam sagen, die im abgelaufenen Jahr Tolles geleistet haben.Der großen Rapidfamilie wünsche ich jetzt einen guten Rutsch in ein erfolgreiches Jahr 2010!(gub)
28.07.2015
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