erWie so vieles, begann es mit einem Anruf. Ein ganz besonderer, nämlich von Rapid. Yasin Pehlivan lag gerade „zuhause im Bett und wollte schlafen“. Müde, von der Teilnahme mit den Amateuren beim Hallenturnier des Wiener Fußballverbands. Aber nun war er plötzlich hellwach. Das traditionelle Stadthallenturnier in Wien stand wieder an und Stefan Kulovits hatte sich gerade unglücklich verletzt. Dadurch wurde ein Platz im Hallenkader unserer Mannschaft frei und „man hat mich gewählt. Das war eine ganz schöne Überraschung“, so Pehlivan, wenn er an „damals“ denkt. Das eigentlich noch gar nicht lange her ist, gerade mal zwölf Monate. Doch seither passierte für den heute 21-jährigen so viel, dass zeitliche Einordnungen relativ wurden. Er war beim Hallenturnier dabei und kam zu seinem ersten, offiziellen Einsatz in der Kampfmannschaft. Und gefiel Trainer Pacult so gut, dass er gleich aufs anschließende, zypriotische Trainingslager mitgenommen wurde. Auch dort hinterließ Yasin einen sehr guten Eindruck bei unseren Verantwortlichen, spielte als einziger alle Spiele durch. „Er hat viel Potenzial und wird seine Chancen bekommen“, äußerte sich unser Trainer damals. Doch einmal mehr kam es unvermittelter, als gedacht.„Ich bin mit der Mannschaft mitgenommen worden, nach Salzburg“, erzählt Pehlivan über den Frühjahrsauftakt 2009. „Und damit gerechnet habe ich nicht. Aber dann ist es so passiert“ – auf einmal stand sein Name in der Startaufstellung. Und so wurde er ins sehr kalte Wasser (nicht nur wegen dem Winter, auch wegen dem Gegner) geworfen, zusammen mit Tanju Kayhan, der damals ebenfalls sein Profidebüt gab. Das Spiel ging leider mit 1:2 verloren, Pehlivan wurde kurz vor Schluss ausgewechselt. „Ich hoffte, noch zu einigen weiteren Einsätzen zu kommen“, sagt er, doch auch diesmal sollte es für den bescheidenen Mittelfeldakteur rückblickend eine Überraschung geben. Sicher, ausschlaggebend waren auch seine guten Trainingsleistungen. Doch der damalige Neuling hätte nicht erahnen können, dass er seither nur eine Handvoll Spiele versäumen sollte (Schonung, Verletzung, Sperre). Sonst war er in jeder Partie mit dabei. Für einen Neuling sehr außergewöhnlich.Vielleicht ist es aber auch seine Mischung aus Bescheidenheit, Professionalität, und Unbekümmertheit, die seine bisherige Karriere so schnell antrieb. Dadurch ergibt sich ein Selbstvertrauen, „das ihn cool und abgeklärt wirken lässt“, so Pacult: „Er ist aber einfach so.“ Wie sonst ist es zu erklären, dass er in seinem erst vierten Einsatz gleich mal aus rund 18 Metern abzog und den Ball im Kreuzeck versenkte (beim 6:0 gegen Kapfenberg)? Diese Einstellung gefiel auch dem Teamchef, der Yasin in die Österreichische Nationalmannschaft berief, wo er im April gegen Rumänien sein Länderspieldebüt gab. „Auch das war ein sehr schönes Erlebnis und eine große Ehre für mich“, so Pehlivan, der durch die Europa League-Spiele noch mehrere, neue Erfahrungen sammeln sollte. „Das Ganze war, mit einem Wort, unfassbar.“ Ihr habt Yasin nun in unserer Umfrage zum Aufsteiger des Jahres gewählt, mit 57,4 Prozent der Stimmen (vor Drazan, 32,2% und Trimmel, 10,4%). Aber sieht man sich Pehlivans vergangene zwölf Monate an, so hätte es wohl  keinen treffenderen Sieger dafür geben können. „Und ich hoffe“, so der Aufsteiger mit der Nummer 35, „dass da noch einiges kommt für mich. Zum Beispiel ein Meistertitel!“Das war Pehlivans erstes Jahr.(gub)
28.07.2015