26.800 Fans erlebten am 12. April 2015 ein schon jetzt legendäres Fußballspiel: Erstmals in der Vereinsgeschichte verlor Rapid nach einem 0:3-Pausenrückstand in einem Meisterschaftsspiel nicht!Die grün-weiße Auswahl erwischte am Sonntag einen rabenschwarzen Start. Schon nach 18 Minuten führten die Gäste mit 2:0 und als ausgerechnet Ex-Rapidler Marcel Sabitzer weitere 14 Minuten später auf 3:0 stellte, befürchteten wohl nicht wenige unter den fassungslosen Besuchern ein noch größeres Debakel. Auf ORF eins (Einschaltquote in der zweiten Halbzeit fast eine halbe Million TV-Seher!), SKY und eben im altehrwürdigen Oval im Prater konnte man dann aber eine grandiose Aufholjagd einer plötzlich entfesselten Rapid-Mannschaft, die von einem sensationellen Anhang nie aufgegeben wurde, erleben. Es war ein Beweis, dass es den legendären Rapid-Geist gibt! Durch Treffer von Robert Beric und Philipp Schobesberger kam Grün-Weiß retour ins Spiel und schaffte durch den dritten Saisontreffer von Philipp Prosenik (traf in der Liga jedes Mal in der Nachspielzeit) noch den Ausgleich.Premiere nach über 100 Jahren in der MeisterschaftDie Macher von rapidarchiv.at fanden heraus, dass dies eine absolute Premiere war! Noch nie zuvor konnte Rapid ein Meisterschaftsspiel, bei dem es zur Pause 0:3 stand, ohne Niederlage beenden! Am vergleichbarsten, so teilte uns Gerald Pichler, der "Herr der Daten" in unserem offiziellen Vereinsarchiv, mit, war noch ein Spiel, dass vor fast 100 Jahren statt fand. Damals lag Rapid bei Rudolfshügel ebenfalls mit 0:3 zurück, konnte aber noch vor Seitenwechsel auf 1:3 verkürzen. Am Ende hieß es an diesem 24. Oktober 1915 ebenso wie am 12. April 2015 schlussendlich 3:3! Ansonsten setzte es nach einem Rückstand in der Höhe von 0:3 (oder höher) in der Meisterschaft ausnahmslos Niederlagen.Seit Gründung der Bundesliga (1974) erst sechsmal 0:3-PausenrückstandVor etwas mehr als 40 Jahren wurde die Österreichische Bundesliga gegründet und (inklusive gestern) nur sechsmal lag eine Rapid-Mannschaft zur Pause 0:3 oder höher im Rückstand. Am 14. April 1990 stand es schon nach 24 Minuten am Tivoli 3:0 für den gastgebenden FC Tirol, am Ende musste die seinerzeit von Hans Krankl betreute Mannschaft sogar mit einer 1:6-Packung die Heimreise aus dem "Heiligen Land" antreten, der Ehrentreffer gelang Zlatko Kranjcar per Elfmeter. Sieben Jahre später, am 17. Juli 1997, stand es in Salzburg-Lehen nach 37 Minuten 0:3 aus Sicht von Rapid, diese Mannschaft, knapp 13 Monate vorher Österreichischer Meister und von Ernst Dokupil betreut, erzielte zumindest noch zwei Treffer (Rene Wagner, Samuel Ipoua). Knapp fünf Jahre später, "Teamchef" von Rapid war ein gewisser Lothar Matthäus, stand es an gleicher Stelle gar schon nach 25. Minuten 3:0 für Austria Salzburg, Endstand hier aus Sicht der Gastgeber 6:1, den Rapid-Ehrentreffer erzielte der deutsche Legionär Thomas Sobotzik. Passiert ist diese Klatsche übrigens am 28. April 2002, wenige Stunden nachdem der mittlerweile zur Klub-Legende avancierte Steffen Hofmann seinen ersten Vertrag beim Rekordmeister unterschrieben hatte.Einmal lag Rapid zur Pause sogar - und das vor eigenem Publikum - mit 0:4 hinten. Am 5. August 2001 zerlegte der Grazer AK im schlussendlich vorletzten Bundesligamatch unter Trainer Ernst Dokupil Grün-Weiß förmlich und stand es schon nach 32 Minuten (!) 4:0 für die Rotjacken (drei Tore von Ronald Brunmair). Bei diesem Ergebnis blieb es auch, unterbrochen wurde die Partie damals durch einen friedlichen Sitzstreik Dutzender empörter Anhänger auf dem Rasen des Hanappi-Stadions. Der letzte 0:3-Pausenrückstand datiert aus der später so erfolgreichen Ära von Trainer Peter Pacult. Am 15. September 2007 wurden im Hanappi-Stadion fast 17.000 Zuschauer Zeuge einer 3:0-Pausenführung von Sturm Graz und gewannen die "Schwarzen" aus der steirischen Landeshauptstadt die Partie mit 5:1, den Ehrentreffer erzielte Bazina. Assistent von Pacult war damals übrigens Zoran Barisic, der am Sonntag als Cheftrainer durch Hölle und Himmel ging.Mutter aller Rapid-Aufholjagden anno 1941So erlebten am gestrigen Sonntag also auch die ältesten Rapid-Fans eine absolute Premiere. Die "Mutter aller grün-weißen Aufholjagden" fand allerdings schon viel früher statt. Am 22. Juni 1941, inmitten des fürchterlichen Zweiten Weltkrieges und der NS-Diktatur, lag Rapid im Finale um die "Deutsche Meisterschaft" zur Pause mit 0:2 und nach 58 Minuten mit 0:3 zurück. Eine vorgezogene Rapid-Viertelstunde mit drei Treffern von Franz "Bimbo" Binder (63./Freistoß 65./Elfmeter 71.Freistoß) und dem Anschlusstreffer von Georg Schors (62.) sicherte den damaligen "Kanonieren aus Hütteldorf" aber vor fast 100.000 Zuschauern noch den Titel.Foto Aufmacher: Tornados Rapid.(pk)
14.04.2015