Stefan Maierhofer war noch nicht geboren, als unserer jetziger Europa-League-Gegner das kräftigste Lebenszeichen seiner Klubgeschichte gab: Gewinn des Meistercups 1982 – 1:0 im Finale gegen die favorisierten Bayern um Kapitän Paul Breitner und Karl-Heinz Rummenigge.Berufszyniker könnten nun einwenden, dass es für die Münchner ja nicht gutgehen konnte, stand doch an jenem 26. Mai vor 27 Jahren ab der 52. Minute ein gewisser Günter Güttler auf dem Platz – 2001/02 Vorarbeiter des glücklosen Rapid-Trainers Lothar Matthäus in Hütteldorf.Eine Viertelstunde nach Güttlers Einwechslung war jedenfalls die Entscheidung im Rotterdamer „de Kuip“ gefallen: Peter Withe, in seiner Heimat ähnlich lange verkannt wie Maierhofer, schoss sich zum Helden der Boys in ihren bordeauxrot-himmelblauen Jerseys. Sein Goldtor vor 45.000 Fans gehört nun zur Aston-Villa-Folklore wie auch der Kommentar der Fernsehlegende Brian Moore: „Oh, it must be. It is. Peter Withe.“Dieser altmodische englische Mittelstürmer Withe, ein gebürtiger Liverpooler übrigens, war den Umweg über Südafrika und die USA gegangen, ehe er Aston Villa jeden Penny seiner damaligen Klub-Transferrekordsumme von 500.000 Pfund zurückzahlte: 1980/81 ballerte Withe – Markenzeichen: Schweißbänder an beiden Handgelenken – 20 Tore auf dem Weg zum bisher letzten Meistertitel der Birminghamer, um in der Saison darauf im Vorläuferbewerb der Champions League das Wunder von Rotterdam zu erzwingen.Seit damals ist man Lichtjahre von diesen Glory Days entfernt, die davon abgelenkt hatten, dass der 1874 gegründete Verein seine beste Zeit vor (!) dem Ersten Weltkrieg hatte. Erst mit Martin O’Neill als Manager kehrte vor drei Jahren die Hoffnung zurück, dass die Mannschaft wieder eine große Nummer im englischen Fußball werden könnte.  O’Neill, als glühender Fan spektakulärer Kriminalfälle auch Gerichtskiebitz, zum Beispiel beim Prozess gegen den Yorkshire Ripper,  genießt auf der Insel einen kriminell guten Ruf. Als Spieler Meistercupsieger mit Nottingham Forest und Kapitän der nordirischen Nationalelf, werden ihm seit seiner Celtic-Ära auch auf der Trainerbank die prestigeträchtigsten Jobs zugetraut. Die Fußballbibel ”FourFourTwo“: "Wäre er 2006 statt Steve McClaren zum englischen Teamchef bestellt worden, hätte England bei der EURO in Österreich und der Schweiz mitgemacht“, lehnte sich das Fachmagazin erstaunlich weit aus dem Fenster. Sicher ist nur eines: Unter O’Neill ist Aston Villa wieder näher dran an den Fab Four der Premier League, Manchester United, Liverpool, Chelsea und Arsenal. Als "der Charismatiker“ ("World Soccer“) im August 2006 im Villa Park präsentiert wurde, übernahm er eine Truppe, die in der Saison davor auf dem beschämenden 16. Platz gelandet war. In den drei Jahren seither lauteten die Endplatzierungen 11., 6. und erneut 6., wobei 2007/08 mit 71 geschossenen Toren die größte Ausbeute seit dem Titel 1981 eingefahren wurde (nur ManU und Arsenal trafen noch öfter).  Für die aktuelle Saison will O’Neill nach der Liga-Auftaktpleite gegen Paul Scharners Wigan (0:2) hinten dichter machen, aber nicht auf Kosten der Angriffspower. Wäre auch schade bei Kalibern wie Ashley Young, als Assistkönig der Steffen Hofmann von Villa, Ex-Wunderkind James Milner, dem Norweger John Carew und den englischen Teamstürmern Gabriel Agbonlahor und Emile Heskey.Heskey, 31, erlebt seit seinem Wechsel von Wigan zu Villa im vergangenen Winter seinen zweiten Frühling – was auch mit dem Trainer zu tun haben wird: Denn schon einst bei Leicester arbeitete er mit O’Neill, über den er sagt: "Ein ganz großer Motivator – der kann dich richtig heiß machen“. Beim FC Liverpool (2000 bis 2004, 60 Tore bei über 200 Einsätzen) und im englischen Nationalteam – wo er jeweils mit Michael Owen auf Torjagd gegangen war -, hatte die schwarze Perle die hochgesteckten Erwartungen nie so richtig erfüllen können.Über jeden Verdacht erhaben ist die finanzielle Durchschlagskraft von Aston Villa. Der Amerikaner Randy Lerner, bereits Besitzer des American-Football-Teams Cleveland Browns, wurde bei seiner Übernahme 2006 wie ein Messias gefeiert. Der gute Mann hatte 2002 von seinem Vater Al, Gründer des Kreditkartenunternehmens MBNA, schlanke 1,3 Milliarden Pfund geerbt. Heute wird das Privatvermögen des  47-Jährigen auf eine Milliarde Euro geschätzt. Bleibt aus grün-weißer Sicht nur zu hoffen, dass am inflationären Sager "Geld schießt keine Tore“ in beiden Playoff-Spielen was dran ist.(aj)Linktipp: Teaminfo Aston Villa FC (c) by austriansoccerboard.at
28.07.2015
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