Vor zwei Jahren wurde Dietmar Hoscher, seines Zeichens nicht nur Casinos-Vorstand und tipp3-Aufsichtsratvorsitzender, sondern seit langer Zeit auch Kuratoriumsvorsitzender bei Rapid und Präsident des grün-weißen Legendenclubs 50 Jahre jung. Seine Leidenschaft für den SCR ist ungebrochen! Der langjährige Kuratoriumsvorsitzende Dietmar Hoscher stand für das Rapid-Magazin für ein interessantes Gespräch zur Verfügung. Hier gibt es die Langversion des Interviews!WENN MAN DAS BÜRO VON DIETMAR HOSCHER IM DRITTEN WIENER GEMEINDEBEZRIK BETRITT, WÄHNT MAN SICH IN EINER AUSSENSTELLE DES RAPIDEUM! Der Top-Manager eines der größten österreichischen Konzerne stellt auch an seinem Arbeitsplatz seine große fußballerische Liebe zur Schau, als wiedergewählter Kuratoriumsvorsitzender versucht er, seinen Grün-Weißen auf verschiedenen Ebenen zu helfen. Darüber und vieles mehr spricht er im nachfolgenden Interview!Rapid-Magazin: Vor wenigen Wochen kam das Kuratorium des SK Rapid erstmals seit der Neuwahl im November 2013 zusammen. Welche Funktion nimmt dies unter Deinem Vorsitz zukünftig war?Dietmar Hoscher: Statutengemäß ist es die Aufgabe, die Organe des Vereins, in erster Linie das Präsidium, zu beraten. In erster Linie geht es hier um wirtschaftliche Belange, schließlich sind im Kuratorium zahlreiche Repräsentanten der Partner und Sponsoren unseres Klubs vertreten. Aber auch das Thema Bildung ist ebenso präsent wie Fragen zum Stadionbau, da durch im Gremium vertretene Experten hier eine tolle Expertise vorhanden ist. Wir dürfen auch hochrangige Persönlichkeiten aus Politik, Medien, Kunst und Kultur zu unserem Kreis, der selbstverständlich ausnahmslos ehrenamtlich für Rapid tätig ist, zählen und können so nicht nur wertvolle Inputs für das tägliche Klubleben liefern, sondern dokumentieren mit dieser Zusammensetzung auch, wie vielfältig die Rapid-Gemeinde eigentlich ist. Nach welchen Kriterien wird dieses Gremium zusammengestellt, es sind dort ja zahlreiche Persönlichkeiten aus den verschiedensten Bereichen zu finden?Es kommt durchaus vor, dass sich Persönlichkeiten sozusagen bewerben, weil es eben ein ehrenvolles und spannendes Amt ist. Aber natürlich überlegen wir auch, wer denn für dieses Gremium interessant sein könnte, welche Personen, die als leidenschaftliche Rapidler bekannt sind, könnten uns mit Ihrem Fachwissen beratend helfen. Diese werden dann auch – meist von mir persönlich – offensiv angesprochen. Gewählt wird das Kuratorium dann bekanntlich immer im Rahmen der Hauptversammlung von den Mitgliedern des SK Rapid. Wie bist Du selbst ins Kuratorium gekommen?Das war eigentlich ganz einfach. Ich bin quasi auf der Pfarrwiese aufgewachsen und wusste bald, dass es dieses Gremium gab. Mein ehemaliger Chef in der Nationalbank, Adi Wala, der später auch Kuratoriumsvorsitzender war, hat mich im Wissen, dass ich ein eingefleischter Rapidler bin, zur Mitarbeit in dieses Gremium eingeladen, was ich natürlich mit großer Freude und noch größerem Stolz angenommen habe. Schließlich durfte ich sogar sein Nachfolger als Vorsitzender werden und starte in dieser Funktion nun in die dritte Amtsperiode.Hast Du Dir als Kuratoriumsvorsitzender ähnlich wie das Präsidium gewisse Ziele für die Amtsperiode gesetzt?Vorausschicken muss ich in dem Zusammenhang, dass das Kuratorium keine Entscheidungen treffen kann. Aber wir unterscheiden uns, dass kann man schon nach den ersten Sitzungen sagen, in keinem einzigen Punkt von den Ansichten des Präsidiums, was die Problemlösungsansätze angeht. Damit sind wir voll auf einer Linie, wobei man auch fairerweise sagen muss, dass uns nicht viele Alternativen zur Verfügung stehen. Rapid hat Probleme, die man nicht verharmlosen, aber auch nicht dramatisieren darf, aber sie gehören gelöst. Es ist auf alle Fälle eine Aufbruchsstimmung zu erkennen, jeder sieht, dass die neue Vereinsführung anpackt und wir ein gemeinsames Ziel anstreben. Zudem herrscht großes Vertrauen gegenüber dem neuen Präsidenten Michael Krammer und seinem Team! Welche Prioritäten sollte das Präsidium Deiner Meinung nach setzen?Das ist vorab ganz klar einmal die wirtschaftliche Gesundung. Die Kosten für den Profibetrieb müssen so rasch wie möglich durch die Einnahmen aus dem nationalen Bewerb gedeckt sein, die Einnahmen aus einer Gruppenphase auf europäischer Ebene muss zukünftig das `Add-On´ sein. Davon sind wir derzeit noch relativ weit entfernt. Entscheidend wird natürlich auch die Lösung der Stadionfrage sein, die ganz davon abhängen wird, welche Finanzierungsmöglichkeiten gefunden werden. Das Ziel ist natürlich ein neues Stadion, aber es darf nicht mit einem so hohen Risiko verbunden sein, dass, wenn dieses schlagend wird, der Verein in seiner Existenz bedroht ist. Das Allerwichtigste ist und bleibt das Weiterbestehen des SK Rapid! Das Aufstellen einer Finanzierung erfordert vom Präsidium und allen, denen Rapid so wie mir am Herzen liegt, größten Einsatz und auch Kreativität. Wenn ein Neubau gelingt, wäre dies natürlich eine gewaltige Chance für unseren Klub!Wie stehst Du persönlich zur Frage Stadion? Neubau oder Sanierung oder wäre für Dich gar ein anderer Standort anzudenken? Ich komme aus der Wirtschaft und da darf man gar keine Alternative ausschließen. Obwohl wir im internationalen Bereich sowohl bei den Einnahmen aus Merchandising und Sponsoren gut dastehen, darf man nicht den Fehler machen zu glauben, uns würde die Türe in Bezug auf eine (Mit)-Finanzierung des neuen Stadions eingelaufen werden. Klar ist, dass auch eine Vermarktung des Stadionnamens angedacht werden muss. Wenn dies im Gleichklang mit der Ausfinanzierung der Mannschaft gelingt, können wir auch auf internationaler Ebene wieder weiter nach vorne kommen. Es wäre aber nicht das Ende von Rapid, wenn aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten eine kleinere Lösung, sprich eine Sanierung und ein kleinerer Ausbau, umgesetzt werden müsste, auch wenn ganz klar das Ziel der Neubau ist. Aber wie erwähnt nicht um jeden Preis, da die oberste Prämisse aus meiner Sicht das gesicherte Weiterbestehen des SK Rapid sein muss! Zur Standortfrage kann ich nur sagen, dass ich dort bleiben will, wo wir jetzt und seit Jahrzehnten sind.Ein anderes großes Thema ist die angestrebte Ausgliederung des Profibetriebes in eine Kapitalgesellschaft. Wie stehst Du dazu?Das ist eine langjährige Forderung von mir, die nicht immer gut geheißen wurde. Meiner Ansicht nach ist dies die einzige Lösung, da ich mit Strukturen aus dem letzten Jahrhundert den SK Rapid des Jahres 2014 nicht mehr effizient und gut genug führen kann.Ein Schwenk zum Geschäftsmann Dietmar Hoscher – mit Casinos und tipp3 darf Rapid zwei Unternehmen, deren Interesse Du vertrittst, zu seinem Sponsorenpool zählen. Mit welchen Überlegungen?Wir gehören übrigens zu den wenigen Unternehmen, die noch mehrjährige Verträge abschließen und sind jahrelang als Partner im grün-weißen Boot. Wir unterstützen nicht nur mit Geld, mit tipp3 sind wir sogar seit langer Zeit ein Premiumsponsor.  Darüber hinaus stellen wir Kontakte mit weiteren potentiellen Partnern aus unserem doch sehr umfangreichen Netzwerk her, woraus sich natürlich auch schon die eine oder andere fruchtbare Geschäftsbeziehung für Rapid ergeben hat. Weiters ist uns seit jeher ein großes Anliegen, auch einzelne Projekte zu unterstützen, die den Fans direkt zugute kommen. Dazu zählt das Rapid-Dorf ebenso wie das Rapideum, dessen Team ich auch an dieser Stelle wirklich ein großes Kompliment aussprechen möchte.  Ein gewisser Teil unserer Zahlungen – und das ist vertraglich fixiert – wird für Fanprojekte verwendet. Dies ist mir auch persönlich ganz wichtig, da ich in erster Linie nicht Funktionär, sondern Fan bin.  Last but not least helfen wir auch gerne bei der Verbesserung der Infrastruktur der Medienvertreter, denn auch diese Bedingungen sind mitentscheidend für die Berichterstattung und damit öffentliche Wahrnehmung.  Zudem bringen wir gerne auch Know-How ein und natürlich schaffen wir mit Casinos Austria und tipp3, die so wie Rapid zu den renommiertesten Marken des Landes zählen, auch einen gegenseitigen Imagetransfer. Das Image des österreichischen Klubfußballs hat leider in jüngster Vergangenheit trotz respektabler internationaler Auftritte gelitten. Wie bewertest Du dieses?Ich sehe auf die Liga leider große Probleme zukommen.  Einer der Hauptgründe ist, dass das Lippenbekenntnis Financial Fairplay, nicht mit Leben erfüllt wird, auch nicht auf internationaler Ebene. In der Bundesliga bahnt sich eine Zweiklassengesellschaft an, da einfach ein Verein finanziell so überlegen ist, dass sich dies wie heuer bereits beginnend auf dem Rasen niederschlägt. So besteht natürlich die Gefahr, dass in den nächsten Jahren die Meisterschaft nur mehr um den zweiten Platz ausgespielt wird, was natürlich zu weniger Spannung und damit sinkendem Zuschauerinteresse führen wird.  Folglich werden damit auch Einnahmen aus dem Sponsoring nicht steigen können. Eine weitere große Gefahr ist das Thema Matchfixing, wobei in diesem Zusammenhang zumindest seit Jänner begonnen wurde, wirklich hart zu bestrafen. Es muss zukünftig aber auch beinharte strafrechtliche Folgen geben, ebenso Schadenersatzforderungen an die Übeltäter. Es kann hier kein Mitleid geben, denn hier handelt es sich um schweren Betrug, der langfristig ein Sargnagel für unseren Sport sein kann.Kommen wir zurück zu Rapid. Du bist auch Präsident des Legendenclubs – eine Institution, bei der unser Klub eine echte Vorreiterrolle in Österreich hatte. Wie kam Dein Engagement dort zustande?Ich weiß, dass die ehemaligen Spieler des Stadtrivalen deswegen jahrelang durchaus mit anerkennenden Neid auf uns blickten. Ich hatte damals die Gelegenheit meinen Idolen zu helfen und in Wirklichkeit macht diese Sache doppelt Spaß. Unser Motto, bei Rapid eine große Familie zu sein, wird diese Institution wirklich gerecht, von „Alt“ wie Fredi Körner bis „Jung“ wie Didi Kühbauer, wenn er gerade nicht als Trainer im Einsatz ist, treffen sich Legenden aller Altersgruppen. Ideengeber war und ist Funki Feurer, der seinerzeit auch auf mich zugekommen ist und um Hilfe bat. Rasch wurde der Katalog der Teilnahmekriterien zusammengestellt, mit der Besonderheit, dasss Rapid-Torhüter offensichtlich automatisch Legenden sind (grinst). Die Gründungsveranstaltung im Dezember 2007 bleibt für mich unvergesslich, haben dort doch gestandene Mannsbilder, die im Fußball alles erreicht haben, bei der Übergabe der Urkunden Tränen in den Augen gehabt. Antonin Panenka, immerhin Europameister, war ein Paradebeispiel, als ich seine Reaktion sah, wusste ich endgültig, dass diese Idee von Funki Feurer einfach genial war. Mittlerweile sind bei jedem Match mindestens 20 bis 30 Legenden live dabei und haben sich sogar schon internationale Vereine den grün-weißen Legendenklub angeschaut. Doppelt schön ist, dass wir uns auch über das Stadion hinaus vermehrt treffen, der Zusammenhalt wurde damit noch größer als er ohnedies war, obwohl die Herren Feurer, Dokupil und Co natürlich sich und andere nach wie vor ganz gewaltig am Schmäh halten.Auch Dank einer Zusage von tipp3  bei der Weihnachtsfeier konnte die Amateurmannschaft im Winter mit den Profis auf ein Trainingslager fahren. Was war der Beweggrund, wie sehr verfolgst Du die Spiele und Spieler abseits der Kampfmannschaft?Ich bin seit Jahren der Meinung, dass unsere Zukunft aufgrund der geänderten finanziellen Rahmenbedingungen im Fußball auch die Amateure sind und ich bin daher auch nach wie vor ein Verfechter des von Alfred Hörtnagl initiierten Projektes ´Pro Rapid´. Es steigert die Identifikationsmöglichkeit der Fans mit den Klub, denn wenn Spieler aus dem eigenen Stall in die Profimannschaft kommen, sind diese noch mehr ´meine Buam´. Wir müssen einfach selbst junge Spieler heranbilden und können so einen Stamm aus dem eigenen Stall bilden, den ich natürlich punktuell mit Neuzugängen verstärken muss.  Der Name Amateure ist allerdings ein falscher, in Übereinstimmung mit dem Präsidium werden wir einen neuen Namen suchen, denn er klingt fast abwertend. Nach Helmut Schulte hat Rapid mit Andreas Müller abermals einen Sportdirektor, der auf Erfahrung in der Deutschen Bundesliga verweisen kann. Empfindest Du es als gut oder schlecht, dass Rapid hier vermehrt auf Personal von „Außen“ setzt oder würdest Du in dieser Position lieber grün-weiße Urgesteine sehen, wie dies in der Vergangenheit oft der Fall war?Ich war schon ein großer Fürsprecher bei der Entscheidung für Helmut Schulte, dessen Abgang ich übrigens immens bedaure, und begrüße auch das Engagement von Andreas Müller. Nicht, weil ich es ehemaligen Rapid-Spielern nicht zutrauen würde, aber weil es uns gut tut, jemand bei uns zu haben, der eine völlig unbeeinflusste Außensicht hat. Müller vertritt eine ähnliche Philosophie wie Schulte und ich halte ihn in dieser Umbruchphase für genau den richtigen Mann und bin auch der festen Überzeugung, dass uns eine externe Persönlichkeit mit internationaler Erfahrung sehr gut tut, der unsere interne Sicht sozusagen relativiert und zusätzliche Inputs gibt! Interview geführt von (PK)
22.03.2014
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