Fokus auf das 9. Europacup-Viertelfinale
Gelingt gegen Djurgården zum vierten Mal der Einzug in ein europäisches Semifinale?
Erstmals seit 29 Jahren steht unsere Mannschaft in einem UEFA-Bewerb in der Runde der letzten acht Teams. Dreimal wurde auch diese Hürde übersprungen, an den nächsten beiden Donnerstagen (Ankick jeweils 21:00 Uhr | live bei Canal+) wartet mit dem schwedischen Hauptstadtklub Djurgården ein Gegner, der auf Augenhöhe sein sollte.
Als der Europäische Fußballverband UEFA in der Saison 1955/56 erstmals den Europapokal der Landesmeister austrug, waren 16 Klubs teilnahmeberechtigt. Aus Österreich kam nicht der seinerzeit regierende Meister aus Döbling (der First Vienna FC) zum Zuge, sondern der damals zurecht als eine der besten Vereine des Kontinents angesehene SK Rapid. Nur zwei Spiele brauchte es damals also zum Erreichen des Viertelfinales für die Truppe um die Gebrüder Körner, rund 70 Jahre später haben ihre Nachfolger bereits 14 Europacuppartien in den Knochen bevor das Hinspiel im Viertelfinale der UEFA Conference am 10. April in Stockholm angepfiffen wird.
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Gegner ist dort mit Djurgårdens IF ein Klub, der interessanterweise 1955/56 so wie Rapid im Viertelfinale des Europacups der Landesmeister stand. Während die Hütteldorfer in der Auftaktrunde die heute noch renommierte PSV Eindhoven mit einem Gesamtscore von 6:2 eliminierten, kamen die Schweden damals mit 4:1 und 0:0 gegen den mittlerweile aufgelösten Klub Gwardia Warschau weiter. Im Viertelfinale war dann aber für beide Endstation: Rapid musste sich dem damals regierenden italienischen Meister AC Milan beugen, Djurgården den Grün-Weißen aus Edinburgh, dem Hibernian FC. Der zwölffache schwedische Champion kam erst 2022/23 wieder in die Nähe eines Viertelfinales. In dieser Saison, die aus Rapid-Sicht nicht stattfinden hätte müssen (out in der Qualifikation gegen Vaduz, Anm.) gewannen die Skandinavier ihre Gruppe (mit Gent, Molde und Shamrock ausnahmslos Gegner, die wir in den letzten Jahren ebenfalls hatten) mit fünf Siegen und einem Remis, im Achtelfinale war dann aber Lech Posen die Endstation.
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Der Weg in die Runde der letzten Acht
So wie auch für Djurgården begann die grün-weiße europäische Reise in dieser Saison bereits im Juli und ging über bislang 14 Spiele! Die Sportfreunde aus Schweden setzten sich in der Qualifikation zuerst gegen Progres Niederkorn aus Luxemburg, dann gegen Ilves Tampere aus Finnland (die hatten eine Runde vorher in Wien-Favoriten noch Grund zu feiern) und schließlich gegen NK Maribor aus Slowenien durch. Die Ligaphase beendeten die Gelb-Rot-Blauen punktegleich und mit Rang 5 als Nachbar von Grün-Weiß. Djurgården startete mit einem 2:2 beim LASK in Linz (nach 0:2-Rückstand) und einer 1:2-Heimniederlage gegen Guimaraes eher holprig, setzte aber mit vier Siegen in Serie (gegen Panathinaikos und Legia Warschau vor eigenem Publikum und auswärts gegen die New Saints und Vikingur Reykjavík) fulminant fort. Im Achtelfinale folgte dann einem 0:1 im Hinspiel auf Zypern ein klares 3:0 in Stockholm gegen den FC Pafos.
Einige Ähnlichkeiten also zum Weg der Mannschaft um Kapitän Matthias Seidl. Wir erinnern uns zurück. Es begann Ende Juli/Anfang August mit den stimmungsvollen Duellen gegen den polnischen Cupsieger Wisla Krakau, beim Rückspiel als Highlight nicht nur ein 6:1-Kantersieg, sondern mit Guido Burgstaller der erst neunte Rapid-Spieler, der in einem UEFA-Match drei Treffer erzielen konnte. Danach wurde die Hürde Trabzonspor mit zwei Siegen souverän genommen, ehe Braga den Sprung in die UEFA Europa League verhinderte, aber damit wohl den Weg in eine der erfreulichsten internationalen Saisonen der Vereinsgeschichte ebnete. Drei Siege zum Auftakt (2:1 bei Istanbul Basaksehir, 1:0 gegen den FC Noah und 3:0 bei Petrocub) als perfekter Start, ehe durchwachsene Ergebnisse in grün-weißen Duellen gegen die Shamrock Rovers (1:1 in Hütteldorf) und Omonia Nikosia (1:3 auf Zypern) die Stimmung kurzfristig etwas trübten. Das jetzt schon legendäre 3:0 kurz vor Weihnachten mit dem Doppelpack des derzeit leider rekonvaleszenten Youngstar Nikolaus Wurmbrand gegen den FC Kopenhagen brachte uns bekanntlich direkt ins Achtelfinale. Die Duelle gegen Borac Banja Luka waren vom Ergebnis her eng (1:1 auswärts und 2:1 nach Verlängerung in Wien-West-Hütteldorf), hätten aber eigentlich mit zwei klaren Siegen enden können, wenn nicht müssen.
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Europäische Heimstärke einst und jetzt
Lange schien es, als läge über unserem im Juli 2016 eröffneten Allianz Stadion ein kleiner Heimfluch, man denke nur an unsere Derbybilanz in den ersten sieben Jahren. Im Europacup war die Bilanz von Anfang positiver, mittlerweile aber ist das Weststadion, wie unsere Heimstätte in UEFA-Bewerben aufgrund der Zentralvermarktung auch offiziell genannt wird, eine Festung geworden. Seit dem blamablen 0:1 gegen den FC Vaduz im August 2022 blieb unsere Mannschaft in neun europäischen Heimspielen ungeschlagen, sechs Siege (gegen Fiorentina, Wisla, Trabzonspor, Noah, Kopenhagen & Borac) und drei Remis (gegen Debrecen, Braga & Shamrock) stehen zu Buche. Erst zweimal gab es längere Serien in unserer langen Europapokal-Historie. Gleich elf Siege en suite wurden von September 1982 bis Oktober 1985 unter den kroatischen Erfolgstrainern Otto Barić & Vlatko Marković im Gerhard-Hanappi-Stadion (damals gegen Avenir Beggen, Widzew Lodz, Nantes, Bohemians Prag, Dundee United, Besiktas, Celtic, Dynamo Dresden, Dynamo Moskau, Tatabanya & Fram Reykjavik) gefeiert.
Noch stärker dann von September 1988 bis Oktober 1996 (allerdings mit dem Schönheitsfehler, dass in den Zeitraum Saisonen ohne Europacupqualifikation fielen): Zuerst ebenfalls elf Siege in Serie, danach folgten noch zwei Remis und damit war mit 13 Partien die längste Heimspielserie ohne Niederlage auf europäischer Bühne fixiert. Vier Coaches trugen mit ihren Mannschaften dazu bei, je ein Match Barić & Marković sowie Gustl Starek, dazu drei Partien unter Hans Krankl sowie gleich sieben Matches in den Jahren 1995 & 1996 unter Ernst Dokupil. Gewonnen wurde gegen Galatasaray, Aberdeen, FC Brügge, Lüttich, Inter Mailand, Dynamo Kiew (1992 & 96), Petrolul Ploiesti, Sporting Lissabon, Dynamo Moskau, und Feyenoord, remisiert gegen Fenerbahce und Juventus. Die ersten sieben Partien gingen im „Sankt Hanappi“ über die Bühne, die restlichen sechs im nach Ernst-Happel benannten Prater-Oval.
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So wie einst gegen Malmö & die Dynamos?
Es gäbe also genug Gründe und Möglichkeiten, in den Duellen mit Djurgården, 1963 in Hin- und Rückspiel dankbarer Rapid-Gegner im Rappan-Cup (Gesamtscore 6:1 für Grün-Weiß), nachzulegen und Vereinsgeschichte zu schreiben. Erst dreimal führte eine europäische Reise über ein Viertelfinale hinaus, bei der Premiere konnte mit dem IFK Malmö 1961 ein Gegner aus Schweden (jeweils mit 2:0-Siegen) bezwungen werden, ehe Benfica Lissabon Endstation war. Die weiteren beiden Mal war die Reise dann noch lange nicht vorbei! 1985 folgte dem Aufstieg der Mannen um Hans Krankl, Heribert Weber, Kurt Garger, Antonín Panenka, Peter Pacult & Co über Dynamo Dresden (5:0-Heimsieg nach 0:3-Auswärtsniederlage) im Semifinale Dynamo Moskau (3:1-Heimsieg und 1:1 auswärts) und damit der Einzug ins Finale gegen den Everton FC. Und elf Jahre später war bekanntlich Dynamo Moskau der Gegner im Viertelfinale (4:0-Gesamtscore) und konnte danach über Feyenoord Rotterdam ein zweites Mal das Endspiel im Europapokal der Pokalsieger erreicht werden. Leider sollte die legendäre Truppe um Michi Konsel, Didi Kühbauer, Carsten Jancker, „Büffel“ Stumpf & Co so wie die Generation davor auch gegen Paris St. Germain nur zweiter Sieger werden. Sollte die schwedische Hürde im April genommen werden, wartet im Semifinale Chelsea aus London oder Legia aus Warschau. Ein Finale wäre damit fix gegen keinen Klub aus England (Chelsea ist der einzige Teilnehmer) oder Frankreich (Lens scheiterte bereits in der Qualifikation zur Ligaphase an Panathinaikos Athen), im Bewerb könnten noch Vereine aus Spanien (Betis Sevilla), Polen (Jagiellonia), Slowenien (Celje) oder Italien (Fiorentina) bleiben. Doch das ist ferne Zukunftsmusik, die europäische Gegenwart heißt für uns Djurgårdens IF und damit das erste Duell mit einem schwedischen Klub seit fast einem Vierteljahrhundert. Möge es ähnlich enden, damals gelang nämlich gegen Örgryte Göteborg ein 3:0-Heimsieg in Hütteldorf und reichte damit ein 1:1 im Ullevi-Stadion zum Aufstieg. Heuer mögen wir schon in der Fremde, am 10. April in der anno 2013 eröffneten Stockholm-Arena, in der rund 30.000 Fans beider Klubs (darunter 1.700 in Grün-Weiß) dabei sein könnten, ein guter Grundstein zum Weiterkommen gelegt werden!
Unsere bisherigen Viertelfinalteilnahmen im Überblick
1955/56 (Europapokal der Landesmeister):
3:8 gegen AC Milan
Hinspiel: 1:1 vor 20.000 auf der Pfarrwiese (Rapid-Tor: R. Körner)
Rückspiel: 2:7 vor 20.000 im San Siro (Golobic, Dienst)
1960/61 (Europapokal der Landesmeister):
4:0 gegen IFK Malmö
Hinspiel: 2:0 vor 12.000 im Praterstadion (Dienst, Bertalan)
Rückspiel: 2:0 vor 18.000 im Malmö-Stadion (Bertalan, Flögel)
1966/67 (Europapokal der Pokalsieger):
1:2 gegen FC Bayern München
Hinspiel: 1:0 vor 44.000 im Praterstadion (Starek)
Rückspiel: 0:2 n.V. vor 37.000 im Stadion an der Grünwalder Straße
1968/69 (Europapokal der Landesmeister):
0:3 gegen Manchester United
Hinspiel: 0:3 vor 62.000 im Old Trafford
Rückspiel: 0:0 vor 52.000 im Praterstadion
1983/84 (Europapokal der Landesmeister):
2:2 gegen Dundee United (out aufgrund Auswärtstorregel)
Hinspiel: 2:1 vor 18.000 im Gerhard-Hanappi-Stadion (Hagmayr, Kranjčar)
Rückspiel: 0:1 vor 22.000 im Tannadice Park
1984/85 (Europapokal der Pokalsieger):
5:3 gegen Dynamo Dresden
Hinspiel: 0:3 vor 37.000 im Dynamo-Stadion
Rückspiel: 5:0 vor 15.000 im Gerhard-Hanappi-Stadion (Pacult/2, Lainer, Panenka, Krankl)
1985/86 (Europapokal der Pokalsieger):
2:9 gegen Dynamo Kiew
Hinspiel: 1:4 vor 12.000 im Gerhard-Hanappi-Stadion (Willfurth)
Rückspiel: 1:5 vor 104.000 im Nationalstadion (Halilović)
1995/96 (Europapokal der Pokalsieger):
4:0 gegen Dynamo Moskau
Hinspiel: 1:0 vor 3.500 im Lokomotiv-Stadion (Stumpf)
Rückspiel: 3:0 vor 44.000 im Ernst-Happel-Stadion (Jancker/2, Stöger)