Andy Marek: Robert, bevor wir zum Auf und Ab in deiner Karriere kommen, wäre es mal interessant zu wissen, wie alles begonnen hat. Du bist ein Kind Rapids und das kann man ja fast wörtlich nehmen, oder?Robert Pecl: Ja, so in etwa. Mein erster Verein hatte auch ein „Rapid“ im Namen, und hieß „Rapid Oberlaa“. Da habe ich mit acht Jahren zum Spielen begonnen, bevor ich mit ca. zwölf Jahren zu den Grün-Weißen nach Hütteldorf wechselte.Warst du damals schon Verteidiger?Nein, gar nicht. Das glauben nur viele (lacht). Ich war zuerst im offensiven Mittelfeld aktiv, und bin dann immer weiter nach hinten gerückt, Libero, Manndeckung, das waren dann meine Aufgabenfelder. In der Verteidigung bin ich dann ja geblieben.Aber vor allem auch: Du bist immer bei Rapid geblieben. Wie lange war’s insgesamt?Naja, das waren schon an die 18 Jahre, wenn ich meine Jugendzeit hier mitrechne. Vom B-Schüler, so hieß die Bezeichnung für junge Burschen wie mich, bin ich bis in die Kampfmannschaft gekommen. Und da warst du ja gleich mal sehr erfolgreich: In deinen ersten beiden Saisonen Mitte der 80er Jahre wurde Rapid Meister. Warst du schnell integriert oder hast du dich langsam in die Startaufstellung spielen müssen?Ehrlich gesagt ist es ziemlich schnell gegangen, ich war sofort Stammspieler. Mit meinen Mannschaftskollegen Heri Weber, „Funki“ Feurer, Brauneder, Lainer und Willfurth habe ich mich sofort gut verstanden, somit ist es mir nie wirklich schwer gefallen.Hattest du Vorbilder?Nein, eigentlich nicht wirklich. In Jugendjahren vielleicht Kevin Keegan, später Reinhard Kienast, mit dem ich auch zusammen spielte. Mein Zimmerkollege war immer Peter Schöttel, mit ihm habe ich mich sehr gut verstanden habe.Welcher Trainer hat dich besonders gefördert? Das war auf jeden Fall Peter Persidis, der ja leider schon verstorben ist. Ich war damals noch in Rapids U21-Mannschaft, er hat mich sehr weitergebracht. Auch menschlich. Sehr wertvoll, seine Arbeit, nicht nur für mich.Du warst auch sehr lange Zeit bei uns Kapitän, obwohl man dich mehr als introvertierten Menschen kennengelernt hat. Warum das?Ich habe dieses Vertrauen vom Trainer bekommen, und war unter den Mitspielern immer angesehen, weil ich relativ konstante Leistungen gebracht habe. Ich glaube, dass das der Grund für die Kapitänsschleife war.Du bist sehr dankbar, Robert. Vielleicht, weil du auch die schwierigen Zeiten kennst? So kann man das sehen. Anfang der 90er war es eine wirtschaftlich wie sportlich furchtbare Situation für unseren Verein. Das Umfeld und die Mannschaft haben nicht mehr gepasst, Zahlungen blieben aus. Dafür sprangen hie und da private Gönner ein, damit wir mal wieder Geld sehen. Sowas bleibt dir dann auch im Kopf. Du kannst nicht die ganze Woche sudern um am Wochenende am Platz so tun, als wäre nichts passiert. Das geht nicht spurlos an einem vorbei. Aber auch daraus konnte ich etwas mitnehmen: Erfolge können immer dann besonders genossen werden, wenn man die Tiefen kennt. Und durch diese musst du halt manchmal auch hindurch.Bleiben wir aber vorerst noch bei einem Höhepunkt: Du warst auch WM-Teilnehmer 1990, mit Österreich in Italien und hast 32 Mal im Nationalteam gespielt….….das waren schöne Erfahrungen ja. Aber: Mich haben immer wieder Verletzungen, viele Verletzungen, zurück geworfen. Sonst wären es sicher mehr Spiele geworden.Du sprichst schon ein wichtiges Thema an. Bleiben wir aber noch kurz beim Punkt WM. Deine Meinung zur Vergabe der Turniere 2018 und 2022 nach Russland und Katar?Da stehen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Auswirkungen, was das für den Fußball und die Länder selbst bedeuten kann, darüber macht man sich wohl immer erst im Nachhinein die meisten Gedanken.Gedanken hast du dir in deiner Karriere und vor allem danach wohl auch keine wenigen gemacht. Aber gehen wir’s chronologisch an. Du hattest ja immer wieder mit schweren Verletzungen zu kämpfen, wie du selbst schon angesprochen hast. Gibt’s dafür einen Grund?Also rückblickend muss ich sagen, dass ich manchmal vielleicht zu naiv war. Ich wollte am Platz zu viel und stellte meine persönliche Schmerzgrenze immer höher, ließ mich zu viel überreden. Hatte ich etwa einen eingerissenen Meniskus und es hieß: „Wir brauchen dich aber!“, dann spielte ich lieber und verschob die notwendige Operation. Sowas würde ich niemandem raten, und auch selbst so nicht mehr machen.Du bekamst ob deiner kompromisslosen Spielweise den Spitznamen „Raubein“ verpasst. Warst du nur ehrgeizig, oder auch brutal?Ich war sicher sehr ehrgeizig, hatte auch viele Ausschlüsse und Karten bekommen. Eine Verletzungsabsicht oder sowas kannte ich aber nicht, das wollte ich nie. Von den Medien wurde vieles dann immer wieder hochgeschaukelt, sodass es sicher beizeiten mal Schiedsrichter beeinflusst hat.Die harte Spielweise, die verschobenen Operationen….Halt, ich hab ja nicht immer irgendwas zur Seite schieben können. Allein am Knie wurde ich sieben Mal operiert. Irgendwann hatte ich dann bei jedem Training schmerzen. Ich ging ins Krankenhaus, wo ich mich noch ganz genau erinnern kann: Ich liege am Bett und der Arzt sagt, ich solle besser meine Karriere unverzüglich beenden, oder ich würde es gesundheitlich wohl irgendwann bereuen. Es mache keinen Sinn mehr, zu spielen.Bist du damals fest im Leben gestanden oder hat dich das erst Mal zurück geworden?Sicher steht man neben den Schuhen, wenn man plötzlich mit seinem Karriereende konfrontiert wird. Ich war ja erst 29 Jahre alt! Mit sowas rechnet man nicht, ich fragte mich, was ich nun machen soll. Glücklicherweise kam unser damaliger Ausrüster Diadora aber auf mich zu und gab mir die Chance, in der Privatwirtschaft Fuß zu fassen. Heute bin ich für die Österreich-Geschäfte einer holländischen Versicherungsagentur tätig.Hattest du nach deiner Karriere noch viel Kontakt zum Verein?In der ersten Zeit ja, durch meine Tätigkeit beim Ausrüster Diadora. Danach hat sich das Ganze bedingt durch mein Familienleben etwas verschoben.Du warst vier Jahre Rapid-Kapitän, und hast zum Abschied ja noch den Cup-Sieg 1995 geholt – den letzten für unseren Verein bis dato.Ernst Dokupil verdanke ich eine sehr nette Geste. In diesem Cupfinale gegen Leoben wechselte er mich zum Abschied noch in der 91. Minute ein. Mich, einen Rekonvaleszenten. Wir führten aber nur mit 1:0, also nicht auszudenken, wenn wir vielleicht noch den Ausgleich bekommen hätten, und ich dann in der Verlängerung spielen hätte müssen (lacht)! Es bedeutete aber für mich eine sehr große Wertschätzung als Mensch und als Spieler. (gub)
28.07.2015
Verein