skrapid.at: Können Sie sich noch an das musikalische Feuerwerk erinnern, das die Rapid-Fans bei Ihrem Debüt am 7. Juli 1999 gegen Bregenz abgebrannt haben?Dejan Savicevic: Ein bisschen, aber nicht mehr genau.Wir helfen da gerne nach. Dej-an Sa-vi-ce-vic skandierte die Westtribüne aus vollem Halse nach der Melodie von La Donna è mobile aus Verdis Oper "Rigoletto":Stimmt.Oder aber: Dej-o, dej-ej-ej-o frei nach Harry Belafontes Banana Boat Song. Machts jetzt "Klick"?Ich kann mich an viele schöne Moment in den zwei Jahren in Wien erinnern, nicht nur an musikalische Höhepunkte. Ich erinnere mich gerne an diese Zeit. Ich habe noch einmal befreit aufspielen können. Rapid war ein würdevoller Abschluss meiner Karriere.Der Rapid-Anhang hat Sie damals begrüsst, als wäre der Messias erschienen. Eines der vielen Transparente sagte: Rapid mit Savicevic - das ist besser als Sex. Hatten Sie diesen überschwänglichen Empfang erwartet?Ehrlich gesagt, nein. Ich wusste, dass Rapid eine der besten Adressen in Europa war. Egal, mit welchem Freund ich im Vorfeld gesprochen hatte: Jeder hat mir zu Rapid geraten. Aber die Fans haben dann noch eins draufgesetzt. Stimmung, Choreographie, Begeisterungsfähigkeit - das waren italienische Verhältnisse. Ich war im Nu zu Hause.Verfolgen Sie die Entwicklung von Rapid heute noch?Klar. Einerseits durch die Presse. Andererseits haben ich mit meinem Landsmann Branko Boskovic den besten Informanten. Wir hören und sehen uns regelmässig. Letzte Woche zum Beispiel habe ich Branko bei unserem Freundschaftsspiel gegen Luxemburg gesehen.Dann haben Sie wohl auch davon gehört, dass der neue Rapid-Präsident Michael Krammer ein ambitioniertes Programm präsentiert hat. Er setzt auf die globale Rapid-Community und will 10.000 neue Mitglieder akquirieren. Ist das Ihrer Meinung nach realistisch?Wieso nicht? Wenn ein Verein es schafft, Emotionen zu wecken, dann ist das Rapid. Das kann in Österreich sonst keiner. Und das können nur ganz wenige Vereine in Europa.Sind Sie denn bereits Rapid-Mitglied?Ich habe schöne Jahre in Wien erlebt. Ich habe noch immer Freunde bei Rapid, die ich regelmässig höre. Da war es selbstverständlich, dass ich zugesagt habe. Es ist eine Ehre für mich, Rapid-Mitglied zu sein.Wie beurteilen Sie Krammers Vision, wonach Rapid wieder unter die ersten 50 Klubs in Europa gehört?Dass ein Verein mit der Reputation und dem Renomee von Rapid dahingehört, steht für mich ausser Frage. Auch zu meiner Zeit hatten wir ambitionierte Ziele. Wir wollten damals in die Champions League. Die Frage wird sein, wie man diese Ziele heute erreichen kann.Haben Sie ein Patentrezept?Nein, der Fussball verändert sich so rasant.Einen Ratschlag zumindest?Rapid muss auf den Nachwuchs setzen. Daran führt kein Weg vorbei. Das ist die Zukunft.Apropos Zukunft: Welche Pläne haben Sie noch?Ich bin Präsident des montenegrinischen Fussball-Verbandes. Wir haben gehofft, uns für die WM in Brasilien zu qualifizieren. Daran sind wir knapp gescheitert. Leider. Wir haben sehr viele außergewöhnliche Spieler, Jovetic, Vucinic, um nur zwei zu nennen. Jetzt steht die Quali für die EURO in Frankreich vor der Tür. Das ist unser nächstes Ziel.Ist Branko Boskovic dabei gesetzt?Branko ist einer unserer erfahrensten Spieler. Ich habe mit ihm übrigens noch kurze Zeit bei Roter Stern Belgrad gespielt. Er ist eine Persönlichkeit am Platz und ein Vorzeigeathlet. Leider war er zuletzt angeschlagen.Ihr Sohn spielt doch auch, oder?Vlado spielt in unserer Heimatstadt Podgorica. Auch ich habe bei FK Budućnost Podgorica begonnen. Ich bin ziemlich beschäftigt, aber wann immer es geht, schaue ich ihm zu.Sehen wir Sie denn wieder einmal bei einem Rapid-Spiel?Derzeit geht es sich nicht aus. Aber im Frühjahr komme ich auf jeden Fall einmal zu Besuch. Das habe ich ein paar Freunden schon versprochen.Zum Abschluss noch eine Frage zu Ihrem Titel. Woher kommt eigentlich der Name "il genio", das Genie?(schmunzelt) Das ist ein Ausdruck, den Germano Bovolenta, ein Journalist von der Gazzetta dello Sport 1993 kreiert hat. Seither ist er von allen Medien übernommen worden.Dejan Savicevic, willkommen in der Rapid-Familie!
26.11.2013
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