Stein der Erinnerung für Wilhelm Goldschmidt
Seit dem 8. Jänner 1899 trägt unser Verein den Namen "Sportklub Rapid". Diesen Umstand haben wir einer ganz bestimmten Person zu verdanken, nämlich Wilhelm Goldschmidt. Ihm hat unsere Vereinsführung am heutigen 120. Geburtstag des SK Rapid eine besondere Ehre erwiesen: In Gedenken an den Vereinsfunktionär enthüllten das Präsidum gemeinsam mit den Geschäftsführern Christoph Peschek und Fredy Bickel sowie Klubservice-Leiter Andy Marek, Rapideum-Koordinator Laurin Rosenberg, Dr. Gerald Netzl (Fanklub Grün-Weiße AkademikerInnen) und BVin Stv. Adolf Hasch einen Stein der Erinnerung vor jenem Haus, in dem er bis 1939 lebte, bevor er als Jude deportiert wurde und schließlich der Shoah zum Opfer fiel. Die Enthüllung war damit der Startschuss für das Jubiläumsjahr des Österreichischen Rekordmeisters.
"Mit zahlreichen Aktivitäten während des gesamten Jahres hindurch wollen wir gemeinsam mit den Rapidfans den vielen großartigen Spielern und Verantwortungsträgern ein ehrendes Andenken bewahren, unsere Tradition pflegen und einer breiten Öffentlichkeit, insbesondere den Jungen, die besondere Geschichte dieses außergewöhnlichen Klubs näherbringen, gleichzeitig auch gemeinsam Kraft für die zahlreichen Herausforderungen sammeln. Die ruhmreiche Geschichte ist uns Erbe und Gebot zugleich: Wir wissen wohin wir wollen, da wir wissen, woher wir kommen! Wir alle im Klub arbeiten täglich mit ganzer Kraft und voller Leidenschaft, damit wir auf Basis klarer Werte, mit moderner Infrastruktur und mit stabilen Finanzen nachhaltig sportlich erfolgreich sind!", so Christoph Peschek, Geschäftsführer Wirtschaft des SK Rapid, im Rahmen der Enthüllung.
Mit Steinen der Erinnerung sollen dezentrale Orte der Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus geschaffen werden. Es gibt sie in ganz Europa und sie sehen überall gleich oder sehr ähnlich aus. Kleine Messingplatten werden dazu in den Boden eingelassen, darauf sind der Name des Opfers, seine Lebensdaten und weitere Informationen eingraviert. In Wien gibt es bereits 1.200 Steine der Erinnerung.
Wilhelm Goldschmidt: Namensgeber des SK Rapid
Doch wer war Wilhelm Goldschmidt eigentlich? Geboren 1880 war der Buchhalter als Klubsekretär für den damals noch 1. Wiener Arbeiter Fußball-Club tätig. Seine Funktion muss eine bedeutende gewesen sein, war er doch auch 1898 auf dem ersten Mannschaftsfoto zu sehen. Sogar die offizielle Anschrift des Klubs war damals seine private Wohnadresse im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Und er machte bei der Generalversammlung am 8. Jänner 1899 den Vorschlag, den Klubnamen zu – in damaliger Schreibweise – „Sportclub ‚Rapid‘“ zu ändern, mit dem die Geburtsstunde der Grün-Weißen besiegelt wurde.
Darüber hinaus ist bedauerlicherweise wenig von Wilhelm Goldschmidt und seine Zeit beim SK Rapid bekannt. Im Rahmen der wissenschaftlichen Aufarbeitung der eigenen Rolle im Nationalsozialismus - siehe die Studie "Grün-Weiß unterm Hakenkreuz" - fand jedoch eine neuerliche Auseinandersetzung mit dem für den Verein wichtigen Funktionär statt. Am 5. Juni 1942 wurde Wilhelm Goldschmidt aus Wien deportiert nach Izbica deportiert. Wann und wo genau er ermordet wurde ist nicht bekannt.