"Wir sind uns unserer Vorbildwirkung bewusst"
skrapid.at: Mit Freitag vergangener Woche war es endlich soweit und das Mannschaftstraining ist wieder erlaubt. Was war für euch Spieler das Schönste daran?
Stefan Schwab: Die Freude ist natürlich groß! Auch wenn ich grundsätzlich sagen muss, dass das Glücksgefühl, als wir aus der Quarantäne generell wieder mit Einzelgruppen-Trainings starten durften, noch eine Spur größer war. Da hast du als Sportler richtig danach gelechzt, wieder auf dem Rasen sein zu können, um endlich wieder zu beginnen. Jetzt ist es aber ebenso schön, bedeutet für uns alle eine große Erleichterung und ist auch ein befreiender Schritt, wieder alle seine Mannschafskollegen zu sehen. Wir häkeln uns mit einer Hösche, spielen kleinere Partien und gewöhnen uns so wieder aneinander. Da wird jetzt automatisch sehr viel Ruck-Zuck gehen.
Weiterhin Bedacht wird natürlich auf die aktuelle Situation und die damit verbundenen Sicherheitsmaßnahmen gelegt?
Ja, bestimmte Dinge haben sich nicht geändert und an diese halten wir uns. Wir kommen mit unseren Autos einzeln zum Training, tragen von der Garage bis in die Kabine den Mund-Nasen-Schutz und lassen uns vor den Einheiten Fiebermessen. Dazu haben wir über unser Trainingssteuerungs-Programm Soccerlab auch einen eigenen Covid19-Passus, wo wir jeden Tag eintragen müssen, wie man sich fühlt und ob man eventuell Kopf- oder Halsschmerzen hätte. Wolfi Frey, der künftig unseren medizinischen Bereich organisiert, dokumentiert und kontrolliert alles. Die Mannschaft wird in der Heim- und Gästekabine untergebracht, damit es nicht zu eng wird und wir weiterhin, wo es geht, Abstand und Plätze freihalten. Wir klatschen auch nicht ab oder benutzen gemeinsam dieselben Trinkflaschen. So wollen wir der Gesellschaft zeigen, dass wir uns unserer Vorbildwirkung als Profisportler bewusst sind und die entsprechenden Zeichen nach außen tragen.
Nach zwei Wochen Einzel-, absolviert ihr nun Mannschaftstrainings. Und in rund zwei Wochen geht es bereits wieder mit der Meisterschaft los. Wo steht Rapid, wo kann man als Team überhaupt stehen?
Man muss bedenken, mit welchen Nebenwirkungen wir in den vergangenen Tagen und Wochen trainiert haben, eine Einheit mit dem gesamten Team kann einfach nichts ersetzen. Da müssen wir wieder hineinkommen, aber wie gesagt, bin ich schon sehr optimistisch, dass uns das schnell gelingen wird. Interessant ist auch, dass Kleingruppen-Trainings oftmals intensiver sind, weil du permanent nur auf dich schaust und nicht, was die Kollegen machen. Aber natürlich ist es ein großer Unterschied, wenn wir nun als Team auftreten und auch spielen: Die Abläufe müssen wieder trainiert werden, man schaut vermehrt auf Taktik und Standards, wie und wo man es umsetzt. Das ging vorher alles nicht. Wir sind aber fast alle fit und generell gut drauf.
Am vergangenen Wochenende startete die Deutsche Bundesliga. Welche Erkenntnisse kann man hier als beobachtender Spieler aus den Partien gewinnen?
Klar ist, dass man bei den Geisterspielen das große Manko hat, dass die Fans fehlen. Als Fußballer vermisst du volle Stadien, die ganze Atmosphäre, das hat man hier wieder deutlich gesehen und wird uns nicht anders gehen. Aber es ist nun mal aus verständlichen Gründen aktuell nicht anders möglich, und zumindest mal ein großer und wichtiger Schritt, dass es hier überhaupt weitergehen kann. Was ich so mitbekommen habe, ist in Deutschland alles ganz gut gelaufen und hat - zumindest in meiner neutralen Position - gut ausgeschaut. Der Fokus verlagert sich somit ganz auf den Sport, weil alles andere fehlt. Wichtig ist zu sehen, dass der Fußball wieder rollen kann, hoffentlich so bald wie möglich wieder mit Fans in den Stadien.
Wie wichtig ist es, dass man in Blickrichtung Liga-Start nun wieder ein Ziel hat, auf das man hinarbeitet?
Das ist von mentaler Seite ganz wichtig, um eine Aufgabe vor den Augen zu haben. Du willst ja nicht auf lange Sicht trainieren, nur wegen deiner Fitness und dem Spaß an sich, sondern, um für den sportlichen Wettkampf bereit zu sein und dann gemeinsam im Team etwas zu erreichen. Das haben wir zwar bisher gut gemeistert, aber der Liga-Start als Ziel pusht dich noch mal so richtig, um dann bereit zu sein. Und darauf freuen wir uns alle!
(gub)