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12.06.2025
Verein, Legenden, Geschichte

Gedenken an einen Kanonier

25. Todestag von Robert Dienst

Er ist bis heute – und wohl für alle Zeiten – jener Mann, der die meisten Meisterschaftstore im Rapid-Dress erzielen konnte. Unfassbare 306 Treffer konnte der am 1. März 1928 geborene Robert Dienst zwischen 1949 und 1961 in lediglich 284 Ligapartien für sich verbuchen. Damit lässt er sogar die Jahrhundertstürmer Hans Krankl (266) und Franz „Bimbo“ Binder (267) hinter sich. Letzterem ist es zu verdanken, dass der Floridsdorfer überhaupt diese grün-weiße Geschichte schreiben konnte. Dienst kam schon als Teenager beim FAC zu viel Spielerfahrung in der „Kampfmannschaft“ - auch bedingt durch die Tatsache, dass die älteren Spieler vom unsäglichen Nazi-Regime in den Kriegsdienst einberufen wurden. Eigentlich war anno 1948 sein Wechsel zur Admira bereits in trockenen Tüchern, doch der damalige Sektionsleiter Binder wollte den „Bären“, wie er stets aufgrund seines Spielstils genannt wurde, unbedingt nach Hütteldorf lotsen. Und das tat er auf abenteuerliche Art und Weise. Binder und einige Funktionärskollegen „entführten“ den jungen Robert nämlich förmlich und versteckten ihn tagelang am oberösterreichischen Traunsee im schönen Städtchen Gmunden. Selbst seine Mutter wusste nichts über den Aufenthaltsort und überlegte bereits die Abgabe einer Abgängigkeitsanzeige bei der Polizei. Soweit kam es aber nicht und im fernen Wien einigten sich die Klubs doch noch über den Wechsel, satte 35.000 Schilling sollen damals als Ablösesumme über den Tisch gegangen sein. 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Rapid-Mannschaft anno 1949 im ersten Jahr der höchst erfolgreichen Laufbahn von Robert Dienst beim SK Rapid - aus dem Familienalbum zur Verfügung gestellt!

Titelhamster und Nationalbanker

In der wohl besten Rapid-Mannschaft der Geschichte wurde Robert Dienst einer der herausragenden Akteure. Gemeinsam mit Größen wie Ernst Happel, Gerhard Hanappi oder den Körner-Buam bildete er eine der besten Vereinsmannschaften des Kontinents. Als sein schönstes internationales Match bezeichnete er noch Jahrzehnte später das legendäre 6:1 in Brügge gegen die „Gunners“ des Arsenal FC aus London – der echte Kanonier trug in dieser Partie Grün-Weiß. Auch bei den legendären Duellen gegen Real Madrid war er mitten drinnen und erzielte im ersten Duell vor 125.000 (!) Fans im Estadio Santiago Bernabeu das zwischenzeitliche 1:2 (Endstand 2:4). Damals setzten sich die Königlichen erst in einem Entscheidungsmatch (im Rückspiel in Wien sorgte ein Hattrick von Ernst Happel für ein 3:1) in der spanischen Hauptstadt durch und wurden so endgültig zur damals alles überragenden Mannschaft des Kontinents. „Wäre das in Wien und nicht in Madrid gewesen, hätten wir gewonnen“, war Dienst noch in einem Talk zum 100-jährigen Vereinsjubiläum anno 1999 sicher und ergänzte: „Dann hätten wir das dominierende Team Europas werden können, aber Real hatte schon damals mehr Geld als wir, hat sich das Heimrecht erkauft!“ 

Trotzdem: Der stets während seiner aktiven Laufbahn bei der Nationalbank tätige Robert Dienst holte sechs Meistertitel, einmal den Cup (dieser wurde leider von 1950 bis 1958 nicht ausgetragen) und dreimal die Torschützenkrone. Natürlich gehörte der Kanonier (27 Länderspiele/12 Tore) auch zur rot-weiß-roten Auswahl, die 1954 Platz 3 bei der WM holte. Nach seiner aktiven Laufbahn wurde er Trainer, von 1966 bis 1968 war er Sektionsleiter bei seiner Rapid.

Der Name Robert Dienst ist im Vereinsleben nach wie vor präsent, sein gleichnamiger ältester Sohn (geboren 1957) verfolgt den prägendsten Klub seines am 13. Juni 2000 verstorbenen Herrn Papas nach wie vor intensiv. 

Der junge Robert Dienst in der Festschrift anlässlich "50 Jahre SK Rapid" anno 1949

Legendär: Aus dem Familienalbum von Robert Dienst junior: Als Prämie für den Meistertitel 1952 gab es für die Spieler eine flotte Vespa.

So wurde in den 1940-er-Jahren über die abenteuerliche Wechselgeschichte von Robert Dienst berichtet!