Oft wurde sie erzählt, die Geschichte von Stefan Kulovits‘ erstem Einsatz in der Kampfmannschaft: Als er sich im August 2002 plötzlich zum ersten Mal in der Startaufstellung wiederfand, Rapid gastierte da gerade beim FC Kärnten. Aufgrund seines kompromisslosen Auftritts wurde dem damals 19-Jährigen von Kapitän Andreas Herzog der Spitzname „Kampfgelse“ auferlegt. In dieser Saison folgten noch weitere 17 Einsätze, und sogar ein Tor (beim legendären 6:3-Sieg in Bregenz).Sieben Jahre später wird gegenwärtig auch eine andere Geschichte erzählt. Eine weniger glückliche. Auch sie handelt von Stefan Kulovits, aber weniger von seinen sportlichen Leistungen, als vielmehr von den Verletzungen, die ihn seither über die Jahre hinweg plagten. Es begann im September 2003, als ihn ein Sydesmosebandriss mehrere Wochen zurückwarf. Weiters folgten in chronologischer Reihenfolge: Eine Mandeloperation, eine Seitenbandzerrung (2004), ein Kreuzbandriss (2005), ein Mittelhandknochenbruch, eine angeknackste Schulter, eine Mittelohrentzündung, Grippe, Seitenbandeinriss (2006), Schienbeinbruch (2007), Rippenbruch plus Gehirnerschütterung (2008), Zehenbruch am rechten Fuß (kleine Zehe) und zu schlechter Letzt im Jänner 2009 ein Bruch der großen Zehe. Das Gros der Verletzungen war zudem immer mit einem mühsamen Aufbautraining verbunden, inklusive häufigen Trainings in der Reha-Kammer. „Ich bin ein Kämpfer“ oder „Ich komme immer wieder zurück“, so motivierte sich der gebürtige Wiener (die Eltern stammen aus dem Burgenland) und machte sich immer wieder selbst Druck. Seine kämpferischen Qualitäten waren schließlich bekannt, nicht nur bei Trainer Hickersberger, sondern auch bei den nachfolgenden Zellhofer und Pacult. Und wenn Kulovits nicht am Feld stand, dann half er der Mannschaft dennoch – sei es als Motivator in der Kabine oder als Spion bei anderen Bundesliga-Partien (unter Hickersberger). Auch, als Rapid das entscheidende Spiel in Moskau gegen Lok um den Einzug in die Champions League bestritt, war Kulovits dabei. Und drückte die Daumen, denn nur kurz zuvor setzte ihn der Kreuzbandriss nach der Fixierung des 31. Meistertitels außer Gefecht. Als Rapid später schließlich die Gruppenphase der Königsklasse erreichte und es gegen Juventus Turin ging, war „Kulo“ dem Gegner ebenfalls ein Begriff: Der damalige Trainer Fabio Capello (heute Coach von England) warnte seine Spieler vor der Partie vor unserem Rapidler – obwohl dieser ja verletzt war und noch Monate nicht spielen konnte. Als sich Kulovits im Frühjahr 2007 in einem Vorbereitungsspiel das Schienbein brach, reichte es ihm mit seinem Verletzungspech: Er wechselte einige Monate später seine Rückennummer aus, von der „15“ auf die „7“. Zwar blieben auch damit Verletzungen, wie erwähnt, leider nicht aus. Aber es ging wieder aufwärts für ihn, der 2005 sein bisher einziges Länderspiel in der Österreichischen Nationalmannschaft absolvierte. Kulovits‘ Derby-Traumtor im Oktober 2007 mit dem nachfolgenden Jubel ist auch heute noch in guter Erinnerung. Ebenso wie eine seiner ersten Aussagen zu Beginn der Karriere: Als Rapid in Mattersburg spielte und der dortige Kapitän Didi Kühbauer einige nicht jugendfreie Wörter verwendete, reagierte Kulovits auf seine Art: "Ich hab' ihm Busserln zurück geschickt." Nach seiner heutigen Untersuchung kann Stefan Kulovits aber wieder positiv in die Zukunft schauen: "Der Zehenbruch ist noch nicht ganz ausgeheilt. Lauftraining absolviere ich aber bereits, das Mannschaftstraining muss leider noch warten. Ich hoffe, dass ich in zwei bis drei Wochen wieder bei der Mannschaft dabei sein kann!"Und wir hoffen, dass er noch etliche weitere Spiele in Grün-Weiß bestreitet – respektable 138 hat er schon in den sieben Saisonen bei Rapid absolviert und mit diesem Wert ist er auch vorne mit dabei bei den aktiven Rapidlern mit den meisten Einsätzen.(gub)
28.07.2015