Als die Europa-League-Auslosung Besiktas die Gegner Porto, Rapid und CSKA Sofia bescherte, muss die Blaue Moschee in Istanbul gewackelt haben, so heftig klatschten sich die heißblütigen Fans des Vierten der vergangenen Saison ab. Veli Kavlak, grün-weißer Mittelfeldspieler mit türkischen Wurzeln: „Mein Onkel in Izmir hat mir von einer unglaublichen Euphorie erzählt. Besiktas sieht sich schon als Gruppensieger. Die nehmen uns nicht ernst. In einer Zeitung ist gestanden: ‚Wir haben eine zuckersüße Gruppe erwischt!’“Kavlak hatte vor zwei Jahren ein Angebot vom heutigen Gegner: „Ertugrul Saglam, der damalige Trainer, wollte mich holen.“ Der war als 30-facher Internationaler eine große Nummer im türkischen Fußball und mit 106 Toren in 167 Ligaspielen auch eine Legende bei Besiktas. Zuletzt machte sich der 40-Jährige einen Namen bei Bursaspor, das er heuer durch ein 2:1 gegen Besiktas am letzten Spieltag zum ersten türkischen Meistertitel dirigierte und anschließend  in Bad Tatzmannsdorf vergeblich für die Champions League fit machen wollte (die übermächtigen Gegner dort: Manchester United, Valencia, Glasgow Rangers).Seit Sommer hat Besiktas wieder einen großen Trainernamen, der freilich weit über die türkischen Grenzen hinaus bekannt ist: Bernd Schuster. Als kreativer Mittelfeldspieler glänzte Deutschlands Europameister von 1980 bei Barcelona, Real und Atletico Madrid, als Trainer hat er ebenfalls Real auf der Visitenkarte, dazu Xerez, Levante und Getafe.  „Excelente“ sind auch einige Asse in seinem Team: Guti, der eine Ewigkeit Ballverteiler im Weißen Ballett war, zu galaktischen und weniger außerirdischen Zeiten. Die portugiesische Dribbelmaus Quaresma und der gebürtige Brasilianer Mehmet Aurelio verbindet eine Vergangenheit bei Inter Mailand. An vorderster Front ist noch immer Nihat Kahveci eine Wucht: Seit Juni 2009 wieder bei Besiktas, seit zehn Jahren im türkischen Nationalteam. Das Happel-Stadion ist ihm noch in bester Erinnerung: Bei der EURO 2008 gelang in Wien in einem denkwürdigen späten Thriller mit Elferschießen gegen Kroatien der wundersam-historische Aufstieg ins Halbfinale.Nach Wien ins Viertelfinale geschossen hatte der Rechtsfuß die Türken zuvor in Genf: Man of the Match gegen Tschechien. 0:2 zurück, glich er in der 87. Minute nach schwerem Cech-Patzer aus, um zwei Minuten später genial das 3:2-Siegestor zu schlenzen. Was auch Auswirkungen auf den österreichischen Fußball haben sollte: Nihat trieb Karel Brückner zum Rücktritt als tschechischer Teamchef – und in die ausgestreckten Arme von Friedrich Stickler im ÖFB. Nihat, in einem ärmlichen Viertel von Istanbul aufgewachsen, galt bei Besiktas früh reich an Talent. Nach 114 Meisterschaftsspielen (24 Tore) dockte er um fünf Millionen Euro bei Real Sociedad in San Sebastian an. Mit der serbischen Eiche Darko Kovacevic bildete der 1,75-m-Bonsai zwischendurch das beste Sturmduo der Primera Division – mit 23 Toren ex aequo mit dem Brasilianer Ronaldo zweitbester Liga-Schütze und Vizemeister. Villarreal, wohin er 2006 nach vier Jahren im Baskenland gewechselt war, führte er ebenfalls auf einen sensationellen zweiten Endrang, diesmal mit einem 18-Tore-Package.  Er habe einen „Goalscoring Groove“, applaudierte das Fachmagazin „World Soccer“ dem schnellen, wendigen, dribbelstarken und mit einem knallharten Schuß gesegneten Offensiv-Allrounder.Kein anderer türkischer Fußballer hat in einer Top-Liga je so geglänzt wie der 30-Jährige – und das trotz zweier niederschmetternder Kreuzbandrisse in Spanien. Bei der EURO machte er nicht nur durch seinen Doppelpack gegen Tschechien Schlagzeilen, sondern auch dadurch, dass in seinem Knie die Sehne eines Toten das Gelenk zusammenhielt. Wenn er im Training mal weit daneben ballerte, pflegte er zu scherzen: „Offenbar haben sie mir die Bänder eines Handballers eingesetzt“. Als Nihat in den letzten Minuten des Wiener Viertelfinales gegen Kroatien verletzt ausschied (und für das Halbfinale gegen Deutschland in Basel w.o. geben mußte), übernahm Tormann Rüstü Recber die Kapitänsschleife vom damaligen Villarreal-Legionär. Rüstü, einer der Helden der WM 2002 (dritter Platz) ist mit 37 Jahren längst nicht mehr erste Wahl bei Besiktas. 1996 hechtete der Rekord-Internationale schon mit Fenerbahce gegen Rapid – eine Etage höher, in der Champions League. BESIKTAS - QUICK FACTS:Gründungsjahr: 1903Nationale Erfolge: 13 Mal türkischer Meister, 8 Mal Cupsieger. Double-Gewinner 2009Größter internationaler Erfolg: UEFA-Cup-Viertelfinale 2003Heimstadion: Inönü (32.145 Sitzplätze)Klubmitglieder: 22.000Fans: 20 MillionenWebsite: www.bjk.com.trBisherige Duelle gegen Besiktas(aj)
28.07.2015
Verein