Vor 80 Jahren wurde der SK Rapid Deutscher Meister
Am Dienstag, 22. Juni 2021, jährt sich zum 80. Male einer der größten sportlichen Triumphe unserer ruhmreichen Vereinshistorie. Unter der Herrschaft des verbrecherischen Nazi-Regimes war Österreich bekanntlich als Ostmark in das "Deutsche Reich" eingegliedert und so spielten die Vereine aus unserem Heimatland sowohl im Deutschen Pokal (damals “Tschammer-Pokal“, diesen konnte Rapid 1939 gegen den FSV Frankfurt gewinnen) und in der Deutschen Meisterschaft, die seinerzeit noch mit einem Endspiel entschieden wurde, mit!
An jenem 22. Juni 1941 stand dieses Finale, in dem sich der FC Schalke 04 und Rapid gegenüberstanden, knapp vor der Absage, da das Deutsche Reich an diesem Tage den Angriff auf die Sowjetunion startete. Das Match im Olympiastadion zu Berlin wurde dann bekanntlich doch ausgetragen und endete mit einem Sieg des Außenseiters, galt Schalke (damals noch mit dem Zusatz Westfalen) als die mit Abstand beste Mannschaft des Reichs und holte die Deutsche Meisterschaft auch in den Jahren 1939 und 1940.
Auch beim Finale gegen die Grün-Weißen aus Wien schien alles für die Königsblauen aus Gelsenkirchen zu laufen, denn schon nach acht Minuten (!) lagen die Schalker mit 2:0 in Führung und als in der 58. Minute Hinz mit seinem zweiten Treffer das 3:0 besorgte, setzte wohl kaum noch einer der fast 100.000 (!) Zuschauer einen Pfennig auf die Gäste aus Wien. Doch dann startete eine Aufholjagd der ganz besonderen Art! So konnte Georg Schors in der 60. Minute auf 1:3 verkürzen. Bereits zwei Minuten später besorgte der legendäre Franz "Bimbo" Binder das 2:3 per Freistoß! Der Jahrhundertstürmer, der in seiner Laufbahn in 798 Spielen unglaubliche 1155 Tore erzielt haben soll, traf innerhalb kürzester Zeit noch zweimal, jeweils aus Standardsituationen (ein Elfmeter und ein weiterer Freistoß) und so konnte Rapid die Partie innerhalb von elf Minuten drehen! Damit holten die Hütteldorfer Kanoniere die Victoria, den Pokal der zwischen 1903 und 1944 an die Deutschen Meister vergeben wurde, nach Wien. Bis heute ist der SK Rapid die einzige Mannschaft, die diesen Titel gewinnen konnte und dessen Heimatstadt nicht im Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland liegt!
(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)
Ab 1. Juli: Broschüre "Deutscher Meister war nur der SCR!"
Im RAPIDEUM ist eine Nachbildung der Victoria zu sehen! Der damalige Spielball ist gerade als Leihgabe unseres Museums bei der Sonderausstellung „I wer‘ narrisch! Das Jahrhunderts des Sports“ im Haus der Geschichte Niederösterreich zu sehen. Mehr hier!
Über die Rolle von Rapid während des NS-Regimes erschien 2011 nach Auftrag des damaligen Präsidenten Rudi Edlinger eine wissenschaftliche Aufarbeitung. Jakob Rosenberg und Georg Spitaler veröffentlichten diese in Buchform unter dem Titel "Grün-Weiß unterm Hakenkreuz - der Sportklub Rapid im Nationalsozialismus (1938 - 1945)". Im Rapid-Shop ist das Werk derzeit vergriffen, alle Infos dazu gibt es aber auf der Homepage des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands, das gemeinsam mit dem SK Rapid auch Herausgeber ist!
Darüber hinaus wird am 1. Juli im Rahmen des Mitgliedertreffens die neue Broschüre „Deutscher Meister war nur der SCR!“ präsentiert. In ihr wird dieses besondere Spiel genauso thematisiert wie die Rolle Rapids im Nationalsozialismus. Ab 2. Juli ist sie dann in unseren Fanshops (online oder vor Ort) verfügbar!
Einen Überblick zum Thema findet ihr ab sofort auch auf unserer Homepage - hier!
David Forster, Georg Spitaler und Jakob Rosenberg brachten zudem auch in Buchform unter dem Titel "Fußball unterm Hakenkreuz in der Ostmark" ein umfassenden weiteres Werk zum Thema heraus. Alle Infos dazu auf der Homepage des Verlag Die Werkstatt!
(pk/lr)
22.Juni 1941 | Olympiastadion Berlin | 95.000 Zuschauer
SK RAPID: Raftl; S. Wagner, Sperner; F. Wagner, Gernhardt, Skoumal; Fitz, Schors, Binder, Dvoracek, Pesser
Schalke 04: Klodt; Bornemann, Schweißfurth; Füller, Tibulski, Gellesch; Burdenski, Szepan, Eppenhoff, Kuzorra, Hinz
Tore: 1:0 (5.) Hinz, 2:0 (8.) Eppenhoff, 3:0 (58.) Hinz, 3:1 (62.) Schors, 3:2 (63., Freistoß) Binder, 3:3 (65., Elfmeter) Binder, 3:4 (71., Freistoß) Binder