Geschäftsbericht 2021/22: Bericht Christoph Peschek
Der ausführliche Bericht von Christoph Peschek aus dem Geschäftsbericht 2021/22.
Am 7. November endete meine Funktionstätigkeit beim SK Rapid. Nachdem ich als Vizepräsident im November 2013 gewählt wurde, war ich von 1. Februar 2015 als Geschäftsführer Wirtschaft tätig. Bei meinem Antritt präsentierte ich Schwerpunkte wie die Infrastruktur zu optimieren, Rapid als „Love Brand“ zu stärken und eine Wachstumsstrategie zu verfolgen, dies eingebettet in einem Mehrphasenplan. Dieser verfolgte die Ziele, Rapid wirtschaftlich zu konsolidieren, das neue Stadion erfolgreich umzusetzen, mehr Ressourcen für den sportlichen Bereich zur Verfügung zu stellen und den Klub zu professionalisieren, ein neues Trainingszentrum zu verwirklichen und somit das Fundament für eine nachhaltige sportliche wie wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu legen.
Rückblickend kann man wohl sagen, dass uns die Quadratur des Kreises gelungen ist: Von einem negativen Eigenkapital, einem nationalen Umsatz von rund 18 Millionen Euro, einem (beliebten) Hanappi-Stadion, das aber in einigen Jahren keine Betriebsbewilligung mehr erhalten hätte, einer mangelnden Trainings- und Sportinfrastruktur und den Rapid Amateuren in der Regionalliga Ost konnten wir das (positive) Eigenkapital auf 21,36 Millionen heben, das Allianz Stadion bauen und erfolgreich in Betrieb nehmen, das Körner Trainingszentrum (mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 10 Millionen Euro, das wir bis auf den von der Stadt Wien zu bauenden Trainingsplatz selbst finanziert haben) realisieren, den Umsatz und das Sportbudget deutlich heben sowie Rapid II in der 2. Liga etablieren und den SK Rapid stabil durch die Corona-Krise führen.
All das waren Teamleistungen. Wie generell das „Wir“ immer wichtiger war als das „Ich“. Das vergangene Geschäftsjahr 2021/22 wurde mit einem Umsatz von rund 50 Millionen Euro und einem Gewinn von rund 5,8 Millionen Euro abgeschlossen (darin enthalten u. a. die Transfererlöse für Robert Ljubičić und Koya Kitagawa, beide im Juni 2022). Diese Mittel wurden u. a. für erhebliche Investitionen in den aktuellen Kader für die Saison 2022/23 wie auch in das Trainingszentrum verwendet. Das vergangene Geschäftsjahr war auch noch von Geisterspielen sowie zahlreichen Unsicherheiten geprägt. Der Sportligenfonds, den wir als SK Rapid federführend mitbewirkt haben, war übrigens eine wertvolle Unterstützung, hat aber immer nur einen Teil des Schadens ersetzt, nie den gesamten. Auch ein Blick über den Tellerrand zeigt, dass diese erfreulichen Zahlen des Geschäftsberichts keine Selbstverständlichkeit sind. So hat beispielsweise Borussia Dortmund trotz Gruppenphase der UEFA Champions League und Zwischenrunde der UEFA Europa League gegen die Glasgow Rangers sowie TV-Geldern von rund 80 Millionen Euro (laut sport.de) einen Verlust von rund 35 Millionen Euro erwirtschaftet und Inter Mailand hat trotz Achtelfinale der UEFA Champions League und TV-Millionen einen Gesamtverlust von 140 Millionen Euro eingefahren. Daher kann man gut erkennen, dass unsere drei Geschäftsfelder – nationale Bewerbe (Bundesliga & Cup), Transfers und internationale Bewerbe – in einer guten Balance waren und natürlich kommunizierende Gefäße sind.
Der SK Rapid ist mit Sicherheit die klare Nummer 1 der gesamten Sportbranche Österreichs, wenn es um soziale Verantwortung geht. Umfangreiche Aktivitäten unter dem Dach „Rapid leben“ belegen dies eindrucksvoll. Auch im Bereich der Nachhaltigkeit zeigen das Zisternensystem im Allianz Stadion oder das innovative Modell der Rasenheizung und -kühlung via Grundwasser beim Trainingszentrun unseren Weitblick.
In der österreichischen Fußball-Bundesliga haben wir mit dem TV-Verteilschlüssel für den SK Rapid einen erheblichen Mehrwert geschaffen und uns stets für eine bestmögliche Infrastruktur, fanfreundliche Rahmenbedingungen und Verbesserungen in der Vermarktung bzw. Positionierung eingesetzt.
Speziell nach der Zeit der Pandemie mussten wir noch stärker gezielte Maßnahmen setzen, um die bestehende Rapid-Gemeinschaft wieder zu aktivieren und zu motivieren, aber auch neue Zielgruppen anzusprechen. Denn wer heute nicht an morgen denkt, hat übermorgen ein leeres Stadion. Allerdings rufen nur volle Stadien und gesellschaftliche Relevanz des Fußballs bzw. des Klubs das Interesse von Sponsoren hervor, die wiederum eine wichtige Grundlage für das Sportbudget sind. Sportlicher Erfolg ist dabei stets Rückenwind, aber allein nicht ausreichend. Denn der mittlerweile enorme Fokus auf internationale Ligen ist ebenso eine Herausforderung, wie auch Kinder und Jugendliche sowie Menschen mit Migrationshintergrund verstärkt für den österreichischen Fußball zu begeistern. Frauen noch mehr für den Fußball zu begeistern – sei es für den Stadionbesuch oder dafür, selbst zu spielen –, war ebenso eine wichtige Priorität.
Abschließend danke ich den beiden Präsidenten Michael Krammer und Martin Bruckner sowie deren Präsidiumsmitgliedern, die natürlich immer eng in das Geschäftsgebaren eingebunden waren, meinen Geschäftsführer-Kollegen – auch wenn es verständlicherweise zwischen Wünschen und Finanzierung manchmal Spannungsfelder gab, ist es uns gemeinsam gelungen, das zweithöchste Budget der Liga zu stemmen und war die Zusammenarbeit über weite Strecken eine sehr gute, wie ich mich auch mich immer als „Ermöglicher“ und nicht als „Verhinderer“ verstanden habe, sofern konkrete Wünsche geäußert wurden und sie machbar waren –, dem Management, den Trainern, Betreuern und Spielern sowie den MitarbeiterInnen für die Zusammenarbeit und unsere gemeinsamen Erfolge! Nachdem 2012/13 die Kritik unter dem Titel „Männer ohne Gesicht“ bei Rapid sehr laut war, habe ich die Ausübung der Funktion bzw. Tätigkeit transparenter und sichtbarer angelegt und dabei stets den Dialog mit den zahlreichen Interessensgruppen beim SK Rapid gesucht. Für die vielen spannenden Begegnungen, Veranstaltungen und Meetings mit Fans sowie Sponsoren und (internationalen) KollegInnen bin ich ebenso dankbar. Wohin nun meine Reise geht, ist noch völlig offen. Der SK Rapid wird auch das aktuelle Geschäftsjahr 2022/23 mit Stand heute wirtschaftlich positiv abschließen und ich wünsche den NachfolgerInnen und dem Klub alles erdenklich Gute! Es war mir eine Ehre.
Christoph Peschek
Geschäftsführer Wirtschaft/CEO (bis 7. November 2022)