125 JAHRE SK RAPID
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15.03.2023
Verein

Heute vor 120 Jahren: Eröffnung des Rudolfsheimer Sportplatzes

Am 15. März 1903 wird an der Hütteldorfer Straße/Selzergasse im damaligen 14. Bezirk die zweite Heimat in der Geschichte Rapids feierlich eröffnet: Der Rudolfsheimer Sportplatz, in der Berichterstattung zeitweise auch als „Rudolfsheimer Spielplatz“ betitelt. Ursprünglich handelt es sich bei der Heimstätte um einen „Platz für Reservoir-Vergrößerungen“, eine freigehaltene Fläche neben dem Trinkwasserreservoir der Stadt Wien. Die eigentliche Eröffnung war bereits am 22. Februar dieses Jahres gegen die Cricketer geplant, fiel jedoch den widrigen Bodenverhältnissen zum Opfer.

Eröffnet wird die neue Heimstätte in Rudolfsheim offiziell von Ignaz Abeles, zu diesem Zeitpunkt Präsident des Österreichischen Fußballverbands. Zu Gast ist der SC Graphia, Rapid verliert in dieser Challenge-Cup-Partie mit 0:3 nach Verlängerung. Bereits Tage zuvor, am 7. März, ist ein Spiel der zweiten Mannschaft Rapids gegen Cricket III sowie ein Spiel der dritten Mannschaft Rapids gegen die Realschüler überliefert.

Gefälle von zwei Metern

Bis 1903 ist Rapid am nahegelegenen Schmelzer Exerzierfeld zuhause. Von einem echten Fußballfeld kann keine Rede sein, die Spieler müssen die Spielutensilien rund einen Kilometer weit zum Platz tragen, er ist größtenteils uneben und muss jedes Mal neu präpariert werden. Das neue Zuhause ähnelt bereits mehr einem Fußballfeld, hat aber ein besonderes Charakteristikum: Der Höhenunterschied vom nördlichen zum südlichen Tor beträgt knappe zwei Meter. Biegt man heute in die Selzergasse ein, so ist erkennbar, wie es den Fußballern auf diesem Platz damals erging. Dennoch wurden hier sogar Länderspiele durchgeführt.

Die erste Spielplatzuhr

Über den Bezirk hinaus ragt seit 1898 die Rudolfsheimer Pfarrkirche am angrenzenden Kardinal-Rauscher-Platz. Somit hat der Platz einen für die damalige Zeit besonderen Zusatz: Eine eigene Spielplatzuhr. Überlieferungen zufolge entspringt auf diesem Platz auch die bis heute eingeklatschte Rapid-Viertelstunde. Lokale dienen bereits damals zum Verweilen und Diskutieren über das Spiel, einige werden auch als Umkleidekabinen genutzt, wie die damalige Gastwirtschaft Obadelek (heute Gasthaus Heidinger) am Rande des Platzes.

Die damalige Mannschaft des SK Rapid.

Erstmals in Grün-Weiß

Die Geschichte des Platzes ist historisch gesehen auch durch den Farbwechsel 1906 von großer Bedeutung. Im Juni 1906 wechselt Rapid von den Gründerfarben Blau und Rot auf die Farben Grün und Weiß. Erstmals werden diese beim Rapid-Turnier auf dem renovierten Platz getragen. Warum das so ist, ist nicht restlos überliefert. Eine Theorie besagt, dass die Farben aus dem damaligen Rudolfsheimer Bezirkswappen entnommen sind. Eine andere Überlegung bezieht sich auf die Farben der Straßenbahn: Bis 1907 haben die Straßenbahnen Wiens aufgrund der hohen Analphabetismusrate keine Nummern-, sondern Farbsignale. Und die Straßenbahn, die 1906 auf der Strecke des 49ers fährt, trägt die Farben Grün-Weiß-Grün-quergestreift – ebenso wie Rapids erstes bekanntes Trikot in den neuen Farben.

Das letzte Spiel und der Umzug nach Hütteldorf

Im Jahr 1910 wird Rapid überraschend der Pachtvertrag des Geländes gekündigt, was den Verein vor große Probleme stellt. Mit der Pfarrwiese in Hütteldorf findet sich schlussendlich eine neue Heimstätte, die erst vor wenigen Jahren errichtete Tribüne wird ebenso mitübersiedelt. Lange Zeit wird angenommen, dass das letzte Spiel Rapids hier 1910 oder 1911 stattfindet. Doch auch im Jahr 1912 wird hier noch gespielt, so beispielsweise gegen Ferencváros Budapest im März dieses Jahres. In den Medien wird noch Jahre nach der Übersiedelung nicht von den Hütteldorfern, sondern von den Rudolfsheimern gesprochen. Es dauert viele Jahre, ehe Grün-Weiß über die Grenzen hinaus ausschließlich mit Hütteldorf assoziiert wird. Auch das Vereinsleben bleibt noch länger in diesem Gebiet aufrecht erhalten, so unter anderem das Clubcafé Holub oder die Stefaniesäle. Ebenso bleiben Rapid-Legenden wie Dionys Schönecker in der Umgebung sesshaft.

Was befindet sich heute auf dem Rudolfsheimer Sportplatz?

Nach Abzug Rapids von diesem Areal im Jahr 1912 wird ein Teil für die Errichtung des Meiselmarktes weiterverwendet, ehe dieser 1995 in eine neu gebaute Halle verschwindet. Heute befindet sich am südlichen Ende des Platzes ein Wohnbau sowie am Rande ein Abgang der U-Bahn-Linie U3. Über den nördlichen Part an der Hütteldorfer Straße erstreckt sich seit 1953/54 der Karl-Frey-Hof.

Weitere Infos zu den Wurzeln Rapids in Rudolfsheim findet ihr im Rapideum!

Fotos: Fritz Böhm, Liesbeth Enzenhofer