Grün-weißes Gedenken an die Opfer des Holocaust
Seit 2005 ist der 27. Jänner der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust. Ein Tag, an dem weltweit der Millionen im Nationalsozialismus ermordeten Jüdinnen und Juden gedacht wird. Auch aus dem Fußball ist dieses Gedenken heute nicht mehr wegzudenken, so findet etwa in Deutschland seit vielen Jahren an Spieltagen rund um dieses Datum der Erinnerungstag im Deutschen Fußball unter dem Motto „!Nie wieder“ statt. Auch beim SK Rapid nimmt die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus seit Jahren einen wichtigen Stellenwert ein.
Heuer gedenkt der SK Rapid stellvertretend für alle Opfer des Nationalsozialismus den beiden namentlich bekannten Opfern des Holocaust aus den Reihen des Vereins an der am 9. November 2021 eröffneten Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Wiener Ostarrichi-Park. Bei den beiden namentlich bekannten Opfern handelt es sich mit Wilhelm Goldschmidt um den Namensgeber Rapids, sowie mit Alfred „Fritz“ Dünmann um einen Spieler der Frühzeit des Klubs. Für beide wurde bereits 2019 bzw. 2021 an ihren letzten Wiener Wohnadressen vor der Deportation ein Stein der Erinnerung enthüllt. Die Finanzierung dieser besonderen Form der Erinnerung wurde in beiden Fällen vom Fanklub „Grün-Weiße AkademikerInnen“ übernommen, weshalb auch Fanklub-Obmann Gerald Netzl den Opfern vor Ort gedachte.
Geschäftsführer Wirtschaft, Christoph Peschek, zum Internationalen Gedenktag: „Beim SK Rapid haben wir ein hohes Bewusstsein für unsere Werte, Tradition und die Geschichte des Klubs. Hier gehört auch die Rolle Rapids im Nationalsozialismus dazu. Entsprechend wurde sie vor über zehn Jahren aufgearbeitet und wird bis heute beispielsweise in unserem Vereinsmuseum, dem Rapideum, regelmäßig thematisiert. Es ist uns an diesem historischen Tag ein besonderes Anliegen, jenen Rapidlern zu gedenken, die zu Opfern des Nationalsozialismus wurden. Wie etwa unser Namensgeber Wilhelm Goldschmidt oder unser ehemaliger Spieler Alfred Dünmann, die im Zuge des Holocausts ermordet wurden. Wir wollen auch diesen Teil der Geschichte Rapids niemals vergessen, damit so etwas nie wieder passieren kann. Denn menschliche Vielfalt war und ist der Motor unseres Erfolgs!“
Wilhelm Goldschmidt
Wilhelm Goldschmidt wurde am 22. Juli 1880 in Brünn geboren. Für die Geschichte Rapids ist er besonders wichtig, da er am 8. Jänner 1899 die Umbenennung des 1. Wiener Arbeiter Fußball-Clubs in Sportclub "Rapid", wie es damals geschrieben wurde, vorgeschlagen hat. In diesen ersten Jahren war Goldschmidt auch Klubsekretär und so etwa für die Ausstellung von Mitgliedskarten und Ähnliches zuständig. Zeitweise war seine private Adresse auch die offizielle Anschrift des Vereins.
Am 5. Juni 1942 wurde Goldschmidt als Jude von den Nationalsozialisten nach Izbica deportiert. Das Ghetto Izbica war eine Art Sammellager für deportierte Jüdinnen und Juden, von dem es in verschiedenste Konzentrationslager weitergehen sollte. Der genaue Zeitpunkt und Ort der Ermordung Goldschmidts ist nicht bekannt.
Fritz Dünmann
Alfred (genannt Fritz) Dünmann geboren am 5. Dezember 1884 in Wien, war in der Frühphase der Rapid-Geschichte als Spieler im Einsatz. Darüber hinaus lief er auch für das österreichische Nationalteam als Stürmer auf. In der Festschrift anlässlich des 20. Geburtstags des SK Rapid heißt es über ihn: „Dünmann, der schlanke, sehnige Bursche mit dem markanten scharfen Profil, war einer der schneidigsten und geistesgegenwärtigsten Stürmer, die wir je in unserer Mitte hatten.“
Dünmann wurde als Jude im Rahmen des Novemberpogroms zunächst ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Aus diesem wurde er unter der Bedingung das Deutsche Reich zu verlassen, aber wieder entlassen und ging in den nicht besetzten Teil Frankreichs ins Exil. Mit der Fortdauer des zweiten Weltkriegs nahm die Verfolgung von Jüdinnen und Juden aber auch hier zu. Ende 1941 wurde Dünmann abermals inhaftiert, wurde über verschiedene Zwischenstationen ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet.
Der SK Rapid im Nationalsozialismus
Die Sicht auf die Rolle Rapids im Nationalsozialismus war lange vor allem von der Reduzierung auf die sportlichen Erfolge (deutscher Cupsieger 1938, deutscher Meister 1941) geprägt. Erst mit der Aufarbeitung durch die vom damaligen Präsidenten Rudi Edlinger in Auftrag gegebene und 2011 erschienene Studie „Grün-Weiß unterm Hakenkreuz“ änderte sich der Blick auf den Klub. Rapid stellte sich als erster Bundesligaklub der eigenen Geschichte. Das Ergebnis: Rapid war ein Klub, der sich schnell an die neuen Herrschaftsverhältnisse anpasste. So wurde etwa der Vereinsvorstand umgebaut, wichtige Nationalsozialisten übernahmen wichtige Positionen bei Rapid. Entsprechend gab es auch einige Rapid-Funktionäre und ehemalige Spieler, die Mitglied der NSDAP wurden. So etwa Rapid-Ikone Josef „Pepi“ Uridil oder auch der Trainer der Kampfmannschaft Leopold Nitsch. Ein Spieler der Hütteldorfer war in den letzten Kriegstagen an der Folterung von Häftlingen beteiligt. Dem gegenüber stehen Vertreibung, Verfolgung und Ermordung anderer ehemaliger Spieler und Funktionäre. Neben der Ermordung Goldschmidts und Dünmanns sei hier an die Flucht ins brasilianische Exil des ehemaligen Präsidenten Hans Fischer und des ehemaligen Mitarbeiters Leo Schidrowritz erinnert.
Weitere Informationen zur Gedenkstätte gibt es hier.