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08.04.2020
Verein, Profis, Corona

"Der Fußball fehlt mir brutal"

Vor wenigen Tagen wurde unser Cheftrainer 49 Jahre alt: Seinem Handwerk auf dem Platz kann Didi Kühbauer aber, wie wir alle, momentan nicht nachgehen. Eine Ausnahmesituation, bei der aber nur eines hilft - nach vorne schauen.

skrapid.at: Didi, alles Gute nachträglich! Du wurdest vor wenigen Tagen 49 Jahre alt. Habt ihr, trotz der aktuellen Gegebenheiten dennoch ein bisschen feiern können?

Didi Kühbauer: Danke! Ja, zuhause natürlich, im Kreis meiner engen Familie, mit der ich auch zusammenwohne. Mehr ist ja momentan nicht möglich, da müssen wir alle als Gesellschaft diszipliniert sein. Aber ich habe mich über alle Glückwünsche sehr gefreut, die ich telefonisch und digital bekommen habe.

Es ist für uns alle eine Ausnahmesituation, mit der wir erst lernen mussten, umzugehen. Wie gehst du mit dieser neuen, derzeit aktuellen Realität für uns um?

Der Alltag hat sich schon sehr verändert, für uns alle. Man ist größtenteils in Isolation, erledigt nur das Nötigste wie Einkäufe. Damit mussten wir alle umgehen lernen, das ist für viele nicht einfach, aber es ist hinzunehmen. Wir können es nicht ändern, sondern müssen die Disziplin an den Tag legen, damit es bald wieder möglichst normale Zustände gibt. Wichtig ist daher, dass man untereinander in Kontakt steht.

So wie mit der Mannschaft. Ihr habt in den letzten Tagen das erste virtuelle Training mit allen Spielern gehabt, als Videokonferenz von zuhause. Warst du hier auch dabei?

Hier war ich nicht dabei, aber ich weiß, wie es abläuft, denn ich halte mich ja mit unserem Athletiktrainer Alex Steinbichler, der es leitet, auf dem Laufenden. Ich vertraue ihm zu 100%, dass das gut läuft und alle mitziehen. Mit meinem Trainerteam habe ich wiederum eigene Konferenzen, wo wir Dinge besprechen, analysieren und zu Papier bringen. Auch die Spieler kontaktiere ich immer wieder, indem wir uns anrufen oder per Video austauschen. Den Kontakt zu halten, ist auch hier sehr wichtig.

Du hast es angesprochen: Als Trainer hat man viele Ideen und möchte somit auch rasch an die Umsetzung gehen. Nur ist das aktuell nicht möglich - wie sehr schmerzt das?

Sehr, der Fußball fehlt mir brutal. Das tägliche Zusammenkommen, auf den Platz hinaus gehen. Die Abläufe, die gesamte Kommunikation untereinander, das fehlt mir am Meisten. Wir haben eine echt gute Truppe, vom Kameradschaftlichen her bis zum Miteinander. Wenn man sich dann hier in seinem gewohnten Umfeld nicht mehr bewegen kann, geht dir natürlich sehr viel ab, das ist einem schon bewusst.

In Zeiten wie dieser hat man auch zwangsbedingt viel Platz zur Reflexion. Lernt man hier auch, Dinge anders zu schätzen und nicht als selbstverständlich wahrzunehmen?

Generell ist das natürlich möglich, aber für mich persönlich hat sich dadurch nicht viel geändert: Weil ich den Beruf des Fußballtrainers, und auch aller anderen Funktionen, die ich in dieser Branche machte, immer mit sehr viel Leidenschaft ausgeübt habe. Ich wusste somit immer, dass es nicht selbstverständlich ist, was wir haben und machen und kann es dadurch auch jederzeit für mich richtig einschätzen.

Bis vor kurzem waren wir in der Meisterschaft auf einem guten Weg: Der Grunddurchgang wurde fertig gespielt und alles brannte auf das erste Duell in der Meistergruppe, das uns nach Salzburg geführt hätte. Kurz danach ist alles anders - wie hast du diese Tage erlebt?

Ja, wir waren auf einem sehr guten Weg, weil wir nicht nur das Frühjahr (zwei Siege, zwei Unentschieden, insgesamt seit neun Spielen ungeschlagen), sondern auch den Herbst über positiv beschritten haben. Dann ist der aktuelle Fall eingetreten, nach dem du dich natürlich auch im Fußball richten musst. In der ersten Phase realisiert man gar nicht so, was da gerade alles passiert. In diesen Momenten dachte man sich, dass man solche Situationen nur aus Science-Fiction-Filmen kennt, aber dann realisierst du: Das ist die Realität! Damit muss man umgehen lernen, aber wie schon gesagt, sind wir alle sehr diszipliniert und das gibt Hoffnung, bald wieder einmal auf dem Platz stehen zu können.

Darauf arbeitet auch ihr hin, als Ziel, das vom Zeitpunkt her noch ungewiss ist, das man aber immer vor Augen hat?

Wir alle wünschen uns, dass wir irgendwann wieder auf den Platz dürfen, sei es in Gruppen oder als gesamte Mannschaft - je nachdem, was die Gegebenheiten zulassen. Es wird der Zeitpunkt kommen, wo alles wieder anläuft und da wollen wir möglichst rasch in die Normalität zurückfinden und parat stehen. Darauf arbeitet man hin. Momentan lässt es die Situation noch nicht zu, aber es wird wieder besser werden. Und dann hoffen wir, dass wir sie so nicht mehr erleben müssen. Aber man wird auch schnell sehen: Wir haben in dieser Zeit, wo man viel entbehren muss, das Fußballspielen nicht verlernt.

Fotos: GEPA Pictures/Red Ring Shots.

(gub)