Irgendwann, es war im Herbst 2006, war auch sein Name bekannt, und die „Ü-Ü-Ümit“-Rufe setzten ein. Was der geneigte Stadionbesucher vorher von Ümit Korkmaz kannte, war seine Schnelligkeit – fast aus dem Stand schafft es die Nummer 14 zum Sprint anzusetzen und dem Gegenspieler davonzueilen. Antrainiert hatte er sich das beim Spielen im Park oder in den Käfigplätzen der Stadt. „Manchmal wache ich auf und glaube, ich träume. Erst wenn ich zum Rapid-Training fahr, weiß ich, dass es Wirklichkeit ist“, sagte er einmal im Rapid-Magazin. Dass sein Traum irgendwann Realität sein würde, konnte er als 14-Jähriger, als er bei Wacker Wien zu kicken begann, nicht ahnen. Doch sein Arbeitsumfeld näherte sich Rapid an: Er wechselte zu Slovan, das bei Hütteldorf beheimatet ist. Bereits mit 16 Jahren kickte er in der Kampfmannschaft und überzeugte mit seinen Leistungen. Andernfalls wäre Rapids damaliger Sportdirektor, Peter Schöttel, nicht auf den Wirbelwind aufmerksam geworden. Schöttel holte ihn zu Rapid und parkte Ümit vorerst bei den Amateuren von Trainer Andi Reisinger. Das sollte sich auszahlen. Nicht nur für den damals 19-Jährigen. Denn die „Amas“ wurden in der Stadtliga Meister, stiegen in die Regionalliga auf. Ümit selbst wurde gleich in seinem ersten Jahr bei Rapid zum „Spieler des Jahres in der Stadtliga“ gewählt. Doch nicht genug der Ehre für Korkmaz – im Sommer 2006 rückte er in die Kampfmannschaft auf. Bis er in dieser jedoch wirklich Fuß fassen sollte, dauerte es noch. Erst als Peter Pacult kam, ging auch Ümits Stern auf – regelmäßige Einsätze folgten, und seine Sprintstärke an der Seitenlinie begeisterte alle. Und blieb auch Teamchef Hickersberger nicht verborgen, der Korkmaz bereits zweimal auf Abruf in den Kader des Nationalteams holte. Genauso oft machte das Schicksal – in Form einer Verletzung – allerdings einen Strich durch die Rechnung. Jetzt folgte wieder der Ruf des Teams, zwar erneut „auf Abruf“, doch ein erster Schritt Richtung Nationalteam ist getan. Und sein Traum, „zusammen mit Veli Kavlak im Team zu spielen“ wieder ein Stück näher gerückt. „Ich bin Peter Schöttel sehr dankbar für das Vertrauen, dass er mir damals gab und mich zu Rapid holte“, sagt er heute. Und weiß, dass er noch lang nicht dort ist, wo er hinmöchte: „Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Karriere. Ich muss mich noch viel verbessern.“ Etwa im muskulären Bereich. Zusammen mit Fitness-Coach Christian Canestrini arbeitet er an seiner Statur, denn die vielen Sprints sind vor allem eines: Kräftezehrend. Doch Ümit steckt nicht auf. Seinen ersten TV-Auftritt als Gast in einem Studio hatte er diese Woche bei „Match am Montag“ absolviert. Sein erstes Teamspiel wird der heute 22-Jährige über kurz oder lang wohl auch bald hinter sich gebracht haben. (gub)
28.07.2015