Hitziger als beim 275. Derby waren die Emotionen wohl selten. Fünf Monate zuvor hatte der Torhüter der Austria Axel Lawaree durch eine Attacke in Gesichtshöhe vom Spielfeld und ins Spital befördert. Es war ein Foul, das keiner vergessen konnte, die Bilder zirkulierten in zig Medien. Jetzt kam es zum Rückspiel, Austragungsort war das Franz Horr-Stadion. Groß zog man die Sicherheitsvorkehrungen, beim Rapid-Sektor wurde ein Netz aufgehängt, das etwaigen Wurfgegenständen Paroli bieten sollte. Und prekärerweise spielte eben jener Tormann wieder, der mittlerweile zum Feindbild der Rapid-Fans avanciert war. Als er sich ins Tor vor dem Rapid-Sektor stellen wollte, flogen Feuerwerkskörper en masse in seine Richtung, aufs Feld. Jegliche Beruhigungsappelle beider Mannschaften waren im Vorfeld des Spiels vergebens. „Spielabbruch“ lautete das Gerücht, das die Runde machte. Doch als sich die Fans beruhigten, wurde das Spiel angepfiffen, dreißig Minuten später als geplant.Und es ging gleich angespannt zur Sache: Schon nach 15 Minuten kassiert Kiesenebner nach Foul an Hofmann Gelb-Rot, eine Schlüsselszene. Denn die Hausherren agierten nun defensiv, überließen Rapid den Platz. Den man zu nützen wusste. Schöner Pass von Hofmann in den freien Raum zu Lawaree und ausgerechnet der Belgier („Ich werde Didulica sicher nicht verzeihen, aber meine Antwort und die von Rapid soll und kann es nur auf dem Spielfeld geben") revanchierte sich per Flachschuss auf seine Art beim Austria-Goalie: 1:0 für Rapid, der Jubel schwer in Worte fassbar (29.). Es entwickelte sich ein Schlagabtausch, der nur selten in gute Torchancen mündete. Die Austria wirkte angeschlagen, Rapid, das in der Tabelle nur auf Rang 6 zu finden war, sah seine Möglichkeit gekommen: Eine Chance, dem Favoriten nach 19 Jahren wieder einen Sieg im Horr-Stadion abzuluchsen. Als Lawaree an der Gelb-Roten Karte vorbei schrammte, nahm in der designierte Teamchef Hickersberger vom Platz und schickte Akagündüz ins Spiel. Der schlussendlich nach einem Konter das 2:0 Rapids auflegte, Torschütze war Marek Kincl (69.).Damit schrieb Rapid Geschichte: Es hatte seinen Derby-Fluch im Horr-Stadion besiegt, erstmals seit 1986 verließ man Favoriten als Sieger. „Mich interessieren Statistiken nicht“, so Trainer Hickersberger vor dem Duell: „Mir ist es völlig egal, ob wir zuletzt 1986 oder zu Sindelars Zeiten dort gewonnen haben. Ich will endlich mein erstes Spiel als Rapid-Trainer im Horr-Stadion gewinnen." In einem Rausch von Emotion, Willen und auch etwas Glück erfüllte ihm die Mannschaft diesen Wunsch. Während man intern weiter nach einem Nachfolger suchte, da Hickersberger zum ÖFB wechselte.Saison 2005/06:Austria Magna - Rapid 0:2 (0:1)Horr-Stadion, 11.800 Zuschauer, Schiedsrichter PlautzTore: 0:1 (29.) Lawaree, 0:2 (69.) KinclAustria Magna: Didulica - Dospel, Tokic, Antonsson, Schragner - Sionko (62. Sebo), Kiesenebner, Blanchard, Ceh (79. Lasnik) - Rushfeldt, Linz (23. Metz)Rapid: Hedl - Dober (41. Garics), Martin Hiden (73. Martinez), Bejbl, Adamski - Korsos, Hofmann, Hlinka, Ivanschitz - Lawaree (60. Akagündüz), KinclGelb: Linz, Dospel Hlinka, Martin Hiden, LawareeGelb-Rot: Kiesenebner (15. Austria)(gub)
28.07.2015