Irgendwie am Boden bleiben. Das war fortan das Rezept von Erwin Hoffer, der eigentlich nur unter seinem Spitznamen „Jimmy“ gerufen wird. Denn der heute 20-Jährige hat eine mehr als aufregende Zeit hinter sich. Bei der U20-WM in Kanada war er durch seine Joker-Tore einer jener Spieler, die von den Medien zu den „Helden“ der Jugendmannschaft auserkoren wurden. Das Team von Paul Gludovatz erreichte den sensationellen vierten Platz und Hoffer war in aller Munde. Eine Stammplatzgarantie bei Rapid wurde gefordert. Doch Trainer Peter Pacult ließ sich nicht irritieren, die Zeit des Jungstürmers bei den Grün-Weißen würde noch kommen. Über kurz oder lang. In der Bundesliga fiel „Jimmy“ Hoffer schon mehrfach auf, nicht zuletzt durch seine Tore bei der Admira. Mit 18 erzielte er sein erstes Bundesliga-Tor, das 2:0 über Sturm Graz in einer vollen Südstadt (der Präsident hatte den Zuschauern freien Eintritt gewährt). Es folgten weitere Treffer und Hoffer entwickelte sukzessive mehr Selbstvertrauen („Ich habe ohne viel Nachzudenken drauflos gespielt“). Die großen Vereine wurden spätestens jetzt aufmerksam. Seit der Kindheit war er großer Rapid-Fan und gründete einen Rapid-Fanklub mit. Dass also irgendwann „sein“ Verein, in Form des damaligen Sportdirektors Peter Schöttel anklopfte, war abzusehen: „Er ist einer der talentiertesten und besten österreichischen Angreifer“, so Schöttel später, als er die Verpflichtung des Talents bekannt gab. Da war gerade Akagündüz in die Türkei abgewandert und Rapid benötigte einen Stürmer. „Jimmy“ sagte zu, wenn auch mit etwas Bauchweh: „Ich habe schon ein bisschen Angst gehabt, weil hier doch Spieler sind, die einen klingenderen Namen haben.“ Doch das Unbehagen war unbegründet, der Jungstürmer schnell integriert. Gleich bei einem seiner ersten Einsätze erzielte er in einem Benefizspiel zwei Tore – beim 6:0 gegen Ollersdorf. Bis zu seinem ersten Tor in einem Pflichtspiel für unsere Mannschaft dauerte es jedoch noch etwas: Hoffer traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich beim 2:2 gegen Ried im Oktober des Vorjahres, ein Zeitpunkt, bei dem die Stimmung Rapids am Tiefpunkt angelangt war. Unsere Mannschaft dümpelte auf den hinteren Tabellenplätzen herum. Etwas später der nächste Rückschlag: Beim 3:0 über Sturm Graz brach sich Hoffer den Mittelfußknochen, Gips und eine längere Pause waren die Folge. Hoffer landete wieder auf dem Boden der Realität. Schon mehr Freude gab es ein halbes Jahr später, unter dem neuen Trainer Pacult. Er brachte, als die Saison in die Zielgerade einbog, und Rapid dringend einen Sieg beim GAK benötigte, Hoffer ins Spiel. Der Stürmer erzielte zwei Tore innerhalb von zehn Minuten, Rapid siegte 2:0. Zudem besorgte „Jimmy“ an diesem Wochenende bei den Rapid Amateuren vier der sechs Tore beim Sieg über Zwettl – er hatte sich zurück gemeldet. Somit bleiben mehrere gute Visitenkarten – zuerst schoss er die U19-Nationalmannschaft ins EM-Halbfinale in Polen, ein Jahr später sorgte er mit den Alterskollegen der U20 für Aufsehen. Und zuletzt traf er auch beim 4:0 Rapids über Ried. „Ich will zur EM“, sagt Hoffer. Für die Länderspiele gegen England und Tunesien steht er allerdings nur auf Abruf. Am Boden zu bleiben, fällt somit leichter als gedacht.Teil 1: Ümit KorkmazTeil 2: Veli KavlakTeil 3: Christian Thonhofer(gub)
28.07.2015