Jahresrückblick, Teil 5: September/OktoberZuversicht herrschte nach den erfolgreichen letzten Wochen – auch, als man RSC Anderlecht als nächsten Gegner zugelost bekam. Den belgischen Rekordmeister empfand Steffen Hofmann als „schweres Los“, um jedoch nachzulegen:  „Aber wir haben ein großes Ziel, nämlich in die UEFA-Cup-Gruppenphase zu kommen.“ Doch vorerst musste jeglicher Gedanke an die belgische Hürde beiseite geschoben werden – das Auswärtsspiel in Graz bei Sturm wartete.  Und es war ein unglückliches Spiel – nicht nur verhinderte dreimal Aluminium einen Treffer unserer Mannschaft (nach Schüssen von Boskovic, Bazina und Heikkinen), auch einen Verletzten gab es zu beklagen: Markus Katzer schied mit einem Kreuzbandriss aus, fehlte somit in den nächsten Monaten. Zu allem Überdruss gelang den Gastgebern auch noch das 1:0, Rapid hatte einen Dämpfer erlitten. Doch ein schlimmerer sollte kurz darauf noch folgen.Das Ende einer Serie und Steffens GoldtorStolze 21 Spiele hatte man in der bis dahin vermeintlich uneinnehmbaren „Festung“ St. Hanappi nicht mehr verloren. Dann kam Sturm Graz. Aus der geplanten Revanche für die 0:1-Niederlage wurde nichts, wenn nicht noch weniger. Schon nach wenigen Sekunden gingen die Grazer in Führung, bauten diese vor der Pause auf 3:0 aus, und ließen auch im restlichen Match keinen Zweifel mehr daran, die drei Punkte aus Hütteldorf mitzunehmen. Unsere Mannschaft wurde mit 1:5 vorgeführt und fand sich auf Platz 6 der Tabelle wieder. Zeit, das Ergebnis "hinter einer Tür zu verstecken und den Schlüssel umzudrehen", wie Helge Payer mit dem Kapitel abschloss. Denn eine gelungene Generalprobe sieht anders aus, jetzt stand die Reise nach Brüssel an. Ein Auswärtsspiel, das es in sich hatte. Auch die mitgereisten Rapid-Fans werden diesen Abend (leider) nicht vergessen. Vielleicht war man deshalb umso motivierter, peitschte die Mannschaft mit unentwegten Gesängen nach vorne. Anderlecht ging in Führung, Rapid aber steckte nie auf, und spätestens, als Mate Bilic die Stange traf, merkte jeder: Da war noch etwas drin! 82. Minute, der verdiente Lohn: Steffen Hofmann zirkelt einen Freistoß gefühlvoll zum 1:1 ins belgische Gehäuse. Das wichtige Auswärtstor war geschafft, die Sturm-Niederlage vergessen, unbeschreiblicher Jubel unter den Anhängern war die Folge. Ein Ergebnis, das gut tat, waren es doch anstrengende Wochen und Rapid hatte fast jeden dritten Tag ein Spiel zu bestreiten. Bemerkbar machte sich die Müdigkeit etwa in Innsbruck – der angeschlagene Tabellenletzte setzte Rapid zu, führte bis zur 77. Minute mit 1:0. Martin Hiden gelang aber noch der Ausgleich. Dann das Mattersburg-Spiel: Mate Bilic sorgte für die frühe Führung Rapids (2. Minute, bei diesem Ergebnis blieb es auch), wieder verhinderte die Stange zweimal ein Tor unserer Elf am Ende musste man aber froh sein, nicht doch noch den Ausgleich bekommen zu haben. Zeit, zum Regenerieren gab es wenig. Das nützte Altach, das seit 17 Spielen auswärts nicht mehr gewonnen hatte. Müde Rapidler kamen da gerade recht – die Vorarlberger siegten mit 2:0, während Rapid im Spiel Chance um Chance vergeben hatte. "Bei so vielen vergebenen Möglichkeiten hat man es auch nicht verdient, zu gewinnen“, ärgerte sich Trainer Peter Pacult danach. Trotz Anderlecht: Der Weg führte wieder nach obenUm den Einzug in den UEFA-Cup zu schaffen, setzte Rapid auf seine Fans: Diese verwandelten das ausverkaufte Gerhard Hanappi-Stadion in ein Tollhaus, wollten wie schon im Hinspiel zeigen, dass nicht das Budget über ein Weiterkommen entscheidet. Leider waren die Belgier an diesem Tag überlegener, gewannen mit 1:0. Auch, weil Rapid die wirklich zwingenden Chancen fehlten. Ernüchterung machte sich nach dem Spiel breit, doch am Tag danach war allen klar: Man hatte in Europa Großes geleistet, tolle Spiele gezeigt und es damit jeden bewiesen, der Rapid schon im Vorhinein europäisch abgeschrieben hatte. Doch begann der Tag danach auch sonst nicht gut: Gleich vier Verletzte musste man vorgeben, darunter Markus Heikkinen, der mit Rippenbruch und damit verbundener Lungenverletzung ins Spital geliefert wurde. Also kam Rapids vorletztes Aufgebot an, in Kärnten drei Punkte zu holen. Weil angeschlagene Mannschaften ebenso gefährlich sein können, wurden die Grün-Weißen also auch diesem Ruf gerne gerecht: Ein Supertor von Veli Kavlak und ein überlegtes Solo von Mario Bazina fixierten den 2:1-Sieg beim Liga-Neuling. Neues Selbstvertrauen war gewonnen, das auch im anstehenden Derby half: Stefan Kulovits traf per schönem Weitschuss zur Führung, die später egalisiert wurde. Abermals aber war Rapid dem Sieg nahe: Bilic sorgte für das 2:1, traf später sogar noch die Stange. Kurz vor dem Ende kassierte unser Team leider noch den Ausgleich – das 2:2 war ein schönes Spiel mit unschönem Ende. War Rapid doch nur um Haaresbreite an einem Sieg in Favoriten vorbei geschrammt. Apropos Haaresbreite: Auch im folgenden Spiel gegen den LASK wurden die drei Punkte am Ende vergeben. Denn in einem denkwürdigen Spiel ging Rapid vier mal (!) in Führung (Hiden, Dober, Kavlak, Patocka), musste aber genauso oft den Ausgleich hinnehmen – ärgerlich, wieder zwei verschenkte Punkte, den nur unsere Mannschaft war spielbestimmend. Also musste in der Abwehr etwas umgestellt werden: Mario Tokic stand nach Gehirnerschütterung wieder in der Mannschaft, doch auch mit ihm verlor man in Salzburg mit 1:2. Das Ehrentor erzielte Branko Boskovic. Auch an diesem Abend war sicher mehr möglich. Doch bei Rapid hatten die „englischen Wochen“ nun deutlich ihren Tribut gefordert.Teil 1: Jänner/Februar 2007. Teil 2: März/April 2007. Teil 3: Mai/Juni 2007.Teil 4: Juli/August 2007.(gub)
28.07.2015
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