skrapid.at: Beginnen wir unser Gespräch mit dem Start der Rückrunde: Rapid gastierte in Salzburg und Yasin Pehlivan feierte sein Debüt, er hatte sogar mit einem Schuss die Chance aufs 1:0.Ali Hörtnagl: Mit dem Debüt von Yasin Pehlivan war spürbar, dass unsere Philosophie zu greifen beginnt. Diese wird dadurch veranschaulicht, dass im Laufe der Zeit immer mehr junge Spieler (Christopher Drazan, Christopher Trimmel, Yasin Pehlivan) in den Kader der Kampfmannschaft gewachsen sind. Muhammed Ildiz durfte beispielsweise beim Heimspiel gegen Celtic Glasgow sein Debüt feiern. Wie würdest du prinzipiell die Leistungen der jungen Rapidler beurteilen?All die genannten Spieler wurden Schritt für Schritt ausgebildet. Sie sorgen für positiven Konkurrenzkampf. Dieser Umstand hat auch die Kaderplanung erleichtert und unterstützt. Zurück zum Sportlichen: Nach der Auftaktniederlage feierte unsere Mannschaft fünf Siege in Folge. Gegen Sturm Graz gab es dann zuhause mit einer 0:1-Niederlage einen Dämpfer und danach „nur“ ein 1:1 in Altach. War das die Vorentscheidung im Titelkampf?Grundsätzlich muss man auch einmal festhalten, dass wir 70 Punkte, und somit einen mehr als im Vorjahr, geholt haben. Diese Leistung bestätigt die Erfolge aus der Meistersaison. Die Kontinuität ist somit ganz klar sichtbar. Auch wenn wir im Frühjahr vielleicht nicht immer die nötigen Punkte gemacht haben, hat sich die Mannschaft auf jeden Fall weiterentwickelt. Die Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern ist genau richtig. Dann kam der Sommer und es gab die Abgänge von „Jimmy“ Hoffer und Stefan Maierhofer.Wir haben damit sensationelle Transferrekorde auf dem internationalen Markt erzielt. Außerdem haben wir diese Abgänge vollends ersetzt und dieses Vakuum sofort schließen können. Natürlich war auch das nötige Glück dabei.Zum Beispiel bei Nikica Jelavic?Zwei Faktoren spielten bei ihm eine wichtige Rolle: Es war Glück, dass er so einschlägt und außerdem war es ein Drahtseilakt ihn im letzten Moment noch für Rapid gewinnen zu können. Aber auch sonst haben wir uns gut verstärkt. Hamdi Salihi kam für Stefan Maierhofer und mit „Rage“ Soma ist uns auch ein perfekter Transfer geglückt. Nicht nur was sein Können auf dem Platz betrifft, sondern auch seine Ausstrahlung. Er ist unbestritten der ruhige Organisator in der Abwehr, genau der Typ Spieler, den wir gesucht haben.Nach der stressigen Transferzeit ging es auch auf dem Rasen heiß weiter. Zuerst warteten die Jubiläumsspiele gegen Schalke und Liverpool. Außerdem qualifizierte sich Rapid sensationell für die Gruppenphase der Europa League.Für mich waren diese beiden Jubiläumsspiele bereits der Auftakt für diese internationalen Erfolge. Da hat die Mannschaft gesehen, dass sie gegen Top-Teams auf europäischem Niveau ohne weiteres mithalten kann. Es war eine Art Initialzündung. Rapid hat sich international auf einem Top-Niveau präsentiert. Wir haben uns somit sportlich auch über die Grenzen hinweg präsentiert. Aber nicht nur die Mannschaft hatte dazu die Gelegenheit, auch die Fans waren unglaublich. In keinem europäischen Stadion war so eine Stimmung wie bei uns. Das ist einmalig und europäische Spitzenklasse.Machen wir einen Sprung von der Kampfmannschaft zu den Amateuren. Auch die „Amas“ legten eine erfolgreiche Saison hin. Momentan rangieren sie auf dem dritten Rang. Inwieweit hängt dieser Erfolg mit „Pro Rapid“ zusammen?In einer wichtigen Stufe der Ausbildung bieten die Rapid Amateure die Schnittstelle zwischen Nachwuchs- und Profifussball. In diesem Sinne sind die „Amas“ sehr wichtig für unsere Philosophie. Momentan sind die Amateure eigentlich eine U19/U20-Mannschaft. Falls es Spieler nicht sofort in die Rapid-Kampfmannschaft schaffen, haben wir mit unseren Leihgaben einen sehr guten Weg gefunden. Aktuell sind insgesamt neun Spieler in die Bundesliga oder Erste Liga verliehen. Der Ausbildungsfaktor wird auf diesem Sektor gelebt und es ist natürlich eine schöne Begleiterscheinung, dass die „Amas“ momentan auf diesem Platz in der Tabelle liegen. Und natürlich spielt auf diesem Weg „Pro Rapid“ eine sehr entscheidende Rolle. Einerseits werden dem Spieler hier Fussballspezifische Bereiche näher gebracht, auf der anderen Seite wird auch viel Wert auf Individualtraining gelegt. Weiters bieten wir Mental- und Medientraining an. Zurück zum Jahresrückblick: Was war dein persönliches Highlight?Das Ausschalten von Aston Villa und der Einzug in die Gruppenphase. Und die internationalen Transfers mit Rekordablösesummen, die noch kein anderer österreichischer Verein in dieser Höhe erwirtschaftet hat.Der Tiefpunkt?Einen wirklichen Tiefpunkt hat es nicht gegeben. Die Niederlagen gegen Hapoel Tel Aviv waren natürlich sehr schmerzhaft.Was wünscht du dir für das kommende Jahr?Möge sich der Verein in den verschiedenen Bereichen so weiterentwickeln, dass wir dieses hohe Level halten und ausbauen können. (chb)
28.07.2015
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