Veli Kavlak und Yasin Pehlivan gehen die Stufen in der Geschäftsstelle des SK Rapid hinauf. Sie häkeln sich dabei, unentwegt, wechseln von einem Thema zum anderen. Und lachen. In ihren Gesichtern spiegelt sich die Lockerheit wider, die unserer Mannschaft in den vergangenen Wochen oftmals gefehlt hat. Stattdessen gab es verkrampfte Spiele, die mit unbefriedigenden Resultaten endeten. Nun, nach dem Derbysieg, herrscht aber die Aura der Erleichterung. „Wir sind unter Druck gestanden, weil wir gewinnen mussten. Das haben wir. Nun sieht die Fußballwelt wieder besser aus“, gibt sich Kavlak zufrieden. Sein Mitspieler Pehlivan biegt um die Ecke, Interviews und andere Termine warten. Der Alltag nach den Trainingseinheiten. Zeit, mit Veli ein paar Worte zu wechseln.skrapid.at: Ist nach dem 2:0 im Derby der Druck nun weg?Veli Kavlak: „Man muss das relativ sehen. Sicher war Druck da, aber innerhalb der Mannschaft war es nie unangenehm. Man kriegt zwar mit, was die Zeitungen so schreiben, fragt sich aber meistens nur, ‚Was reden die da?‘. Die vorigen Spiele waren schwach, aber wir haben uns von den Medien nicht beeinflussen lassen – nun aber das Steuer wieder umgerissen.“Jetzt wartet Sturm, ihr spielt auswärts in Graz. Was erwartest du?„Das wird schwierig. Sturm ist immer ein harter Gegner, ich glaube auch nicht, dass sie durch das Unentschieden in Wr. Neustadt jetzt einen Dämpfer bekommen haben. Dass es in Wr. Neustadt nicht so leicht ist, zu gewinnen, haben wir ja jetzt kürzlich wieder erfahren. Aber zurück zum Samstag: Wir fahren natürlich nach Graz, um drei Punkte mitzunehmen.“Das klingt selbstbewusst. Gar keine Unsicherheit mehr vorhanden?„Nein, wieso auch. Das ist alles etwas übertrieben. Da reden schnell alle groß von Krise, aber man vergisst schnell, was noch vor wenigen Jahren war. Als wir auf Platz 7 oder 8 herumirrten oder noch weiter unten. Da konnte man von Krise reden, das war keine schöne Zeit. Aber jetzt? Wir gewinnen ein paar Spiele nicht, und schon wird gejammert. Man soll uns arbeiten lassen, dann ergibt sich wieder alles von selbst. Und wir alle dürfen also nicht vergessen, dass wir schon Schlimmeres hinter uns haben.“Kavlaks Ärger legt sich wieder etwas. Man merkt, dass ihn die Kritik beschäftigt hat, er aber dennoch zu differenzieren weiß. Abschalten fällt ihm demnach, je nach Spiel, manchmal leicht, manchmal weniger: „Du denkst über das Erlebte nach, wenn du nach Hause kommst. Nach intensiven Spielen schlafe ich schwieriger ein, aber auch damit lernt man umzugehen.“ Man merkt auch: Kavlak ist, abseits der Späße mit Pehlivan, erwachsen geworden. „Ich hab nicht mehr im Kopf, dass ich jung bin. Ich bin keine 17 oder 18 mehr, oder ein Talent. Als ich jünger war, und ein gutes Spiel absolvierte, sagte man schnell: ‚Wow, aus dem wird was!‘. Bei schlechten Spielen betonte man: ‚Der wird noch!‘. Das war auch voll in Ordnung, so habe ich locker meine Partien machen können. Aber jetzt bin ich älter, muss schon mehr leisten. Darum versuche ich immer, mit der richtigen Einstellung auf den Platz zu gehen. Ich laufe, kämpfe, schieße manchmal Tore – also, ich strenge mich an. Alles andere kommt dann von allein.“ Kavlak nimmt einen Schluck Wasser, bevor er hinzufügt: „Wenn ich am Abend nach Hause komme, will ich mir selbst nichts vorwerfen müssen.“Oft, fast schon zu oft, wird Kavlak konfrontiert mit vermeintlichen Auslandsplänen. Nervt das?„Manchmal schon. Ich habe zwar immer gesagt, dass ich irgendwann ins Ausland möchte, aber zuvor  will ich mich voll auf Rapid konzentrieren. Bisher läuft’s für mich auch sehr gut. Ich bin mit Rapid Meister geworden und Nationalspieler – das ist doch keine so schlechte Erfahrung, oder? Über Angebote von anderen Vereinen ist derweil Gras gewachsen.“ Fast schon reflexartig schließt er mit: „Ich will hier noch Mal Meister werden. Und diesen Wunsch werde ich mir hoffentlich auch noch erfüllen.“(gub)
28.07.2015