16 Stunden Busfahrt nahmen einige tausend Rapid-Fans auf sich, um ihre Helden im Rotterdamer Feyenoord-Stadion unterstützen zu können. Nach Triumphen und Sternstunden gegen Besiktas Istanbul (4:1, 1:1), Celtic Glasgow (3:1, 1:0), Dynamo Dresden (0:3, 5:0) und Dynamo Moskau (3:1, 1:1) stand Rapid schließlich erstmals in einem Europacupfinale. Organisierte Fanreisen gab es damals kaum. Als Schlachtenbummler musste man ins Reisebüro gehen, um sich einen der begehrten Plätze zu sichern. Entspannte Atmosphäre vor dem SpielVor dem Match herrschte zwischen den Fans beider Lager eine friedliche und entspannte Atmosphäre. Woran sich viele Mitreisende von 1985 noch erinnern können ist, dass vor dem Spiel viele Everton- und Rapid-Fans ihre Kappen getauscht haben. Auch Schals waren unter Sammlern ein beliebtes Tauschobjekt. Diese wurden aber weniger getauscht, weil es fast nur selbst gestrickte Schals von Mama, Oma oder Freundin gab.Ohne Chance gegen die „Fussballroboter“Die Ausfälle von Willfurth, Brucic (gesperrt) und Panenka, der in der Schlussphase eingewechselt wurde, konnten nicht verkraftet werden. Michael Konsel musste bereits in der Anfangsphase entscheidend eingreifen, einmal rettete er vor Gray, ein anderes Mal parierte Konsel einen Schuss aus 18 Metern. In der 16. Minute sorgte Rapid erstmals für Gefahr: Kranjcar stürmte nach einem Doppelpass mit Hrstic in den Strafraum, doch van den Hauwe konnte für Everton retten. Nach etwas mehr als einer halben Stunde köpfelte Krankl knapp neben das Tor. Konsel, der von den Engländern schnell warm geschossen wurde, lief zur Höchstform auf – ihm galt es zu verdanken, dass es zur Pause noch 0:0 stand. „Mit dieser Superelf konnten wir nicht mithalten“Nach der Pause hielt der Abwehrriegel dem Dauerdruck des FC Everton einfach nicht mehr stand. Lainer spielte einen Rückpass, den Sharp vor Konsel abfing und in der Mitte den freistehenden Gray bediente. Kurz vor Beginn der Rapid-Viertelstunde kam Steven nach einem Sheedy-Eckball aus fünf Metern frei zum Ball – 2:0. Kurz keimte noch Hoffnung auf, als Hans Krankl zwischenzeitlich verkürzte, doch 60 Sekunden später sorgte Sheedy mit einem Heber über Konsel für die endgültige Entscheidung. Einen Tag nach der 1:3-Niederlage im Finale titelte die „Kronen Zeitung“ im Sportteil: „Gegen die ‚Fussballroboter‘ verloren – aber mit Anstand!“ Trainer Otto Baric sagte nach dem Spiel in der Kabine: „Mit dieser Superelf konnten wir nicht mithalten. Everton war besser, wir haben alles gegeben, was wir konnten, haben gekämpft. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, wir haben gegen eine Super-Profi-Elf verloren, die pro Jahr 50 harte Partien zu bestreiten hat – da konnten wir nicht mithalten.“„Mit Anstand aus dem Europacup verabschiedet“„Everton war an diesem Abend die eindeutig stärkere Mannschaft, die mit Direktspiel und unglaublichem Druck den Gegner beherrschte. Aber Rapid hat sich in diesem Endspiel mit viel Anstand aus dem Cup der Cupsieger verabschiedet“, schrieb die „Krone“ einen Tag nach dem verlorenen Endspiel. Auch der „Kurier“ zollte Rapid Respekt: „In Rotterdam wurde im Cup der Cupsieger Rapid mit 3:1 (0:0) geschlagen. Der hohe Favorit setzte sich klar durch, Rapid bot allerdings eine sehenswerte Abwehrleistung, kämpfte tapfer bis zum Schlusspfiff und war ein würdiger Verlierer. Krankl schoss den Ehrentreffer.“ Für Krankl selbst war sein Treffer „ein schwacher Trost“.Der schon damalige Rapid-Ausrüster „adidas“ brachte es am Tag danach mit einer Anzeige in der „Kronen Zeitung“ auf den Punkt: „Kopf hoch, Rapid! Der SCR wird trotzdem weiter regieren.“  FC Everton - Rapid 3:1 (0:0)Feyenoord-Stadion, 45.000, Casarin (Italien)Rapid: Konsel Weber Lainer, Garger, Kienast, Brauneder Hrstic, Kranjcar, Weinhofer (68. Panenka) Pacult (60. Gröss), Krankl Everton: Southall Stevens, Mountfield, Ratcliffe, van den Hauwe Steven, Reid, Bracewell, Sheedy Sharp, Gray Tore: 1:0 (58.) Gray, 2:0 (72.) Steven, 2:1 (85.) Krankl, 3:1 (88.) Sheedy Gelbe Karten: Weber Stevens Faksimile zum Spiel 1Faksimile zum Spiel 2Faksimile zum Spiel 3Faksimile zum Spiel 4(chb/gp)
28.07.2015
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