Andy Marek: Was wir mit deinem Namen in Verbindung bringen, Rene, das sind nicht nur deine vielen Tore für Rapid, sondern auch den ersten, legendären Kontakt mit dir und Grün-Weiß.Rene Wagner: Es gab damals einen Rapid-Anhänger, der auch einer der Gründer von den „Ultras Rapid“ war. Der fuhr immer wieder nach Tschechien, um sich da Spiele anzuschauen. Irgendwann führte sein Weg nach Brünn, wo ich ihm anscheinend aufgefallen bin. Er reiste zurück nach Wien, erzählte Trainer Ernst Dokupil von mir und betonte: „Der Rene, das ist ein guter Stürmer.“ Das hat dann auch Rapid so gesehen und mich nach Wien geholt.Wie groß waren die Unterschiede zwischen Bobby Brünn und dem SK Rapid? War es für deine Familie und dich eine große Umstellung, nach Wien zu kommen?Bobby Brünn war nie eine der großen Mannschaften von Tschechien, insofern kann man es mit Rapid gar nicht wirklich vergleichen. Die Situation war damals, dass ich Veränderung wollte, nachdem ich schon sechs Jahre hier gespielt hatte. Es gab Gespräche mit Sparta und Slavia Prag, später auch mit Rapid, wo der Vorstand bald eine Einigung erzielte. Ehrlich gesagt, machte mich der Wechsel zu Grün-Weiß so glücklich, dass ich meine Frau gar nicht gefragt habe (lacht). Erst nach den endgültigen Gesprächen mit Rapid kam ich am Abend gegen 23 Uhr nach Hause und beichtete ihr, dass es für uns nach Wien geht.Wenn du dich so gefreut hast, war dir Rapid also schon vorher ein Begriff?Sicher, wir hatten schließlich auch österreichisches Fernsehen. Da war es nicht immer einfach, den Empfang hinzubekommen (lacht), aber wir verfolgten die Liga. Auch von Antonin Panenka war mir Rapid mehr als bekannt, das ist schließlich ein Verein mit internationalem Namen. Wie verlief deine Anfangszeit hier bei uns? Das war 1996, und wir gerade amtierender Meister....Naja, ich sprach noch nicht wirklich viel Deutsch, also hab ich auch noch nicht so viel mitbekommen (grinst). Je mehr ich dann verstanden habe, umso mehr wurde mir der Stellenwert Rapids bewusst: Damit verbunden war Druck von den Fans und durch die Medien. Roman Pivarnik und Marek Penksa haben mir da sehr geholfen, sie erklärten mir viel. Andererseits: Fußball ist überall auf der Welt gleich, auf dem Platz musste ich mich also nicht umstellen. Du wurdest gleich in deinem ersten Jahr in Österreich mit 21 Treffern Torschützenkönig. Überraschend?Sicher, ich meine, auch in Tschechien war ich schon in sehr guter Form, aber 21 Stück in einer Saison hatte ich bis dahin noch nie gemacht. Aber ich legte mir selbst viel Druck auf, und wollte zeigen, dass ich gut genug für Rapid bin. In meinen Augen muss ein Legionär immer besser sein als ein einheimischer Spieler. Und diesen Anspruch stellte ich an mich, in all den acht Jahren in Hütteldorf. Ich wollte nicht als irgendein durchschnittlicher Spieler in die Rapid-Geschichte eingehen, sondern als einer, an den man sich gerne zurück erinnert.Acht Jahre sind eine lange Zeit. Deine schönste/schlimmste Erfahrung?Schwer, da gibt es sehr viele Beispiele. Schön waren unsere Champions League-Auftritte, in Manchester, gegen Juventus und Fenerbahce. Das hatte ich noch nie erlebt, es war wunderschön. Ich wurde mit Rapid vier Mal Zweiter, eigentlich fehlte mir als Krönung immer nur ein Meistertitel….Weniger schön war, als mein Kreuzband riss, ausgerechnet, als ich mit Rapid gegen meinen alten Verein Bobby Brünn spielte. Für mich war das sicherlich ein Bruch in meiner Karriere, ich wusste nicht, ob ich überhaupt noch Fußball spielen könnte. Ich fehlte mal ein halbes Jahr, und weitere sechs Monate dauerte es, um wieder zurückzukommen. Das war meine schwerste Zeit. 2004 wurdest du bei uns schön verabschiedet. Hättest du noch bleiben wollen?Schwierig. Natürlich wollte ich schon noch bei Rapid sein, mir wurde sogar ein neuer Vertrag angeboten. Aber die Stimmung war nicht mehr so gut, einige Sachen sprachen gegen mich, und ich wollte noch wo anders etwas erleben. Es war für mich dann genau an der Zeit, zu gehen. Rückblickend vielleicht nicht die richtige Entscheidung, aber das weiß man vorher ja nie.Wie ging es danach bei dir weiter?Naja, zuerst spielte ich ja noch in der Bundesliga, bei Mattersburg. Danach zog es mich zurück zu meinem Jugendverein Bobby Brünn und bei Leobendorf landete ich auch noch. Die professionelle Karriere habe ich mit 36 Jahren beendet, jetzt bin ich 38.Aber vom Fußball los kommst du deshalb nicht!Nein, gar nicht, ich kann mir ein Leben ohne Fußball nicht vorstellen. Darum habe ich als Trainer begonnen, einige Schulungen hinter mir, jetzt bin ich auf der Bank aktiv bei Bobby Brünn und coache unsere nachkommenden Talente im Nachwuchs bzw. bei den Amateuren.Wo möchtest du einmal beruflich hin?Ich will unbedingt Cheftrainer einer Kampfmannschaft werden. Dieser Job kann sehr anspruchsvoll sein, darum reizt er mich sehr. Du brauchst Kenntnisse vom Psychologischen her bis hin zur Anatomie. Und, ganz ehrlich, das sage ich ohne mich einschmeicheln zu wollen, aber: Ich will irgendwann mal Rapid trainieren. Diesen Verein kann ich nicht vergessen.Teil 2 des Interviews
28.07.2015
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