Du blickst nicht nur auf eine lange Rapid-Karriere zurück, sondern man könnte dich ja auch als echtes Kind Hütteldorfs bezeichnen. Woher kommt deine Verbundenheit zu unserem Verein, wie hat sich das entwickelt?Michael Hatz: Ganz einfach erklärt, durch die geografische Nähe. Ich bin im 14. Bezirk aufgewachsen und somit immer schon nahe Hütteldorf gewesen. Da kann ich etwas sagen, auf das ich sehr stolz bin: Ich war bereits mit fünf Jahren auf der Pfarrwiese und habe zugeschaut. So konnte ich also diesen legendären Spielort unseres Vereins noch miterleben. Auch wenn es damals noch keine Jugendmannschaft gab, durfte ich irgendwann mit den Älteren mitkicken. Da hat man anscheinend gemerkt, dass ich den nötigen Biss mitbringe, ein Kämpfer war ich anscheinend also immer schon.Hast du bereits als Kleiner als Verteidiger begonnen?Nein, das ist witzig, ich habe zuerst lange im Sturm gespielt und auch viele Tore gemacht. Im Laufe des Nachwuchses bin ich dann immer weiter nach hinten gewandert, ich habe mich dann aber dennoch bis nach oben durchgesetzt.Du bist also bereits im Nachwuchs unseres Vereins aufgefallen. Wie beurteilst du die Unterschiede beim Nachwuchs zwischen deiner damaligen Zeit und der Gegenwart?Also da sehe ich schon extreme Unterschiede. Alles ist professioneller, zielgerichteter geworden und hat sich sehr gut weiterentwickelt. Ich bin damals nach der Schule noch nach Hause und habe meine Aufgaben gemacht und erst dann zum Training gegangen. Heute kannst du das viel besser koordinieren mit dem jeweiligen Verein, ich denke nur an Akademien.Gehen wir aber nochmal zeitlich kurz zurück: Wie ist dir dann der Sprung in unsere Kampfmannschaft gelungen?Es war der Winter 1990, ich war gerade mal 20 Jahre alt. Ich durfte davor schon mal in einem Freundschaftsspiel der Kampfmannschaft mitspielen und hab einen annehmbaren Eindruck hinterlassen. Durch Zufall ist dann vor einer Partie ein Spieler krank geworden und ein anderer war gesperrt. Plötzlich fragte mich Trainer Hans Krankl, ob ich es mir als Notnagel zutraue, es bei den Profis zu versuchen. Natürlich sagte ich „Ja!“. Alles Weitere hat dann seinen Lauf genommen.Insgesamt kannst du heute auf stolze zehn Saisonen bei unserer Kampfmannschaft zurückblicken, mit 269 Pflichtspielen in allen Bewerben. Dein schönstes Jahr?Ganz eindeutig 1996, als wir Meister wurden, im Europacup-Finale der Cupsieger gegen Paris St. Germain standen, ich mein erstes Länderspiel absolvierte und schließlich den Sprung nach Italien schaffte. Ein Wahnsinnsjahr. Gerade, wenn man sich die Jahre davor anschaut, wo es Rapid nicht besonders gut ging, ist dieser Wiederaufstieg herrlich gewesen. So etwas zu erleben, ist selten in einem Fußballerleben.Du hast deine Länderspielkarriere angesprochen: Hier warst du zwar in den WM-Qualifikationsspielen zum Hauptturnier in Frankreich 1998 dabei, nicht aber dann bei der Endrunde. Warum?Ganz einfach: Wir hatten ein sehr gutes Team mit sehr guten Leuten. Ich war mehr ein Ergänzungsspieler, der auch (Anmerkung: Michael Hatz spielte später bei Reggiana und Lecce) nicht in Topform zur Mannschaft gekommen ist. Darum hat es nicht gereicht, ich war zwar traurig, bin aber niemand böse gewesen.Stichwort Italien – war das immer schon dein Wunsch, wenn du mal von Rapid weggehen würdest?Naja, ehrlich gesagt, habe ich mich nie damit wirklich befasst. Aber nach der sehr guten Zeit 1996 und dem Nationalteam habe ich mich in die Auslage gespielt. Auch wenn dann dort nicht alles optimal gelaufen ist, ich konnte mich sportlich und menschlich sehr weiterentwickeln und ich denke, solche Chancen kommen nur einmal im Leben.Dennoch lief es für dich nicht nach Wunsch. Das sehen wir auch heute bei vielen jungen Spielern, die den Sprung ins Ausland wagen. Bei anderen wiederum klappt es. Woran liegt’s?Das muss man sich von Fall zu Fall anschauen. Die Sprache, die Kultur, das sind alles Faktoren, welche berücksichtigt werden müssen und die man keineswegs unterschätzen darf. Nur weil ein toller Verein anklopft, muss man nicht gleich zusagen, wenn man unsicher ist, ob man es dort packt. Wie gesagt: Das ist unterschiedlich, man sollte genau abwägen.Hier geht's zu Teil 2 des Interviews
30.08.2011
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