skrapid.at: Jan, kurz vor der Abreise ins Trainingslager hast du dir einen Muskelfasereinriss zugezogen, deswegen konntest du gegen Schalke 04 im Testspiel nicht mitmachen und absolvierst auch hier in Belek vorerst nur Indiviualtrainings. Wie bitter ist das für dich?Jan Novota: Es ist immer so, dass ich mir Sachen zwar vornehme, aber Gott entscheidet schließlich, was passiert. Solche Dinge gehören nun mal zum Fußball dazu, ich kann es nicht ändern. Ich ärgere mich nicht über die Verletzung, vielmehr konzentriere ich mich auf die schnelle Genesung. Und mir ist es lieber, es passiert jetzt, als in einer Phase während der Meisterschaft. So habe ich die Chance, schnell wieder fit zu werden.Verletzungen zeigen, wie schnell es im Fußball gehen kann - bist du vielleicht auch deswegen immer mit einer solchen Freude im Training bei der Sache?Natürlich ist es nicht schön, wenn man den anderen beim Mannschaftstraining zuschauen muss und nicht selbst ein Teil davon ist. Aber das Wichtigste ist nun mal die Gesundheit, man muss es zu schätzen wissen, wenn man keine Beschwerden hat, auch als Fußballer. Viele wünschen einander "Viel Gesundheit", etwa bei einem Jahreswechsel und das sollte man aber nicht nur als Phrase sehen, sondern zu schätzen wissen. Und ich versuche das bei jedem Training, es bereitet mir Freude. Aber ich muss sagen: Auch hier in Belek, macht es mir mit den Jungs viel Spaß, und mit dabei zu sein, hilft mir schon sehr viel.Wie kann sich der Rapid-Fan derzeit deinen Alltag in Belek vorstellen?Ich mache mit Physiotherapeut Wojtek Burzec sehr viel und bin nach acht Tagen eigentlich schon richtig weit. Dazu kommen Behandlungen, Massagen, wo mir Wolfi Frey sehr hilft, und ich gehe auch in die Kraftkammer und mache viel für den Oberkörper. Dazu habe ich wieder mit Laufeinheiten begonnen, und konnte Tormannübungen absolvieren - Bälle fangen, alles im Stehen. Und schmerzfrei, das ist das Wichtigste.Du beobachtest auch deine beiden Torwartkollegen, Marko Maric und Tobias Knoflach, die beide deutlich jünger sind. Welche Eindrücke hast du von ihnen?Beide sind auf einem sehr guten Weg, und haben auf jeden Fall viel Potenzial. Ich tausche mich mit ihnen aus und gebe ihnen Tipps, wenn sie welche brauchen. Generell ist aber jeder Tormann ein anderer Typ, daher kann man nicht alle Aspekte auf jeden anwenden.Wenn man dir in unseren Spielen zuschaut, erkennt man schnell, dass du ein ehrgeiziger Typ bist, der auch sehr emotional werden kann. Wie gehst du persönlich mit Rückschlägen um, kannst du sie schnell verarbeiten?Naja, das ist ein bisschen mein Problem (lacht). Wenn mich etwas wirklich ärgert, dann kann ich es nicht so schnell verarbeiten, wie andere. Ich brauche dann die Zeit für mich, und versuche, immer weniger daran zu denken. Generell bin ich aber ein Typ, den zum Beispiel sportliche Rückschläge nicht egal sind und der darüber viel nachdenkt (lächelt). Kommen wir lieber zur positiven Seite: Du bist im Sommer 2011 zu uns gekommen, hast dich zu einer absoluten Stammkraft im Tor entwickelt und wurdest dadurch sogar schon einige Male vom Slowakischen Nationalteam einberufen. Denkst du dir, wenn du zurückblickst, nicht selbst manchmal: "Wahnsinn"?Für mich ist unglaublich, wie sich alles entwickelt hat. Wie ich gekommen bin, hat mich niemand gekannt, ich hatte keinen Namen in Österreich. Jetzt spiele ich oft, und noch dazu bei Rapid, habe viel Verantwortung und kann nur sagen, dass es ein super Gefühl ist. Ich sage mir oft einfach nur "Danke, dass ich bei Rapid spielen darf!" Ohne Rapid wäre ich auch nicht ins Nationalteam gekommen.Kommen wir zum Frühjahr: Bei unseren Konkurrenten hat sich transfermäßig viel getan, wir sind vom Kader her unverändert geblieben. Was erwartest du dir von der Rückrunde?Es wird auf jeden Fall sehr spannend und interessant! Ja, die diversen Teams haben einige gute Spieler verloren, aber auch wieder Qualität dazu bekommen. Für uns ist es aber sicher ein Vorteil, dass wir, bis auf Lukas Grozurek (zu Admira, Anm.), gleich geblieben sind. Wir müssen an unsere Qualitäten glauben, dann ist sicher einiges möglich.Abschlussfrage: Wann glaubst du, dass du wieder im Tor stehen kannst?Ich möchte natürlich zum Auftakt in zwei Wochen gegen Ried dabei sein und spielen! Aber ich habe es alleine nicht in der Hand, es ist alles eine Frage des Körpers, der Genesung, und natürlich, was die Trainer und die Ärzte sagen. Es hat für mich keinen Sinn, wenn ich nur auf 90 Prozent meiner Leistungsmöglichkeit bin, denn das hilft der Mannschaft sicher nicht. Ich möchte und muss für mein erstes Spiel bei 100 Prozent sein, ganz klar. Falls es sich aber bis zum Spiel gegen Ried nicht ausgeht bei mir, vertraue ich ganz auf unsere beiden anderen Jungs im Tor. Sie zeigen immer wieder im Training, was sie drauf haben, und hätten es sich beide sicher verdient. (gub)
01.02.2015