125 JAHRE SK RAPID
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18.02.2016
Profis, UEFA Europa League

Grün-Weiß in Europa : Zehn Spiele sind vorbei, die nächsten stehen bevor!

Am 18. Februar gastiert unsere Mannschaft im berühmt-berüchtigten Mestalla-Stadion (man erinnert sich nur ungern an das 0:9 der rot-weiß-roten Nationalmannschaft in den 1990er-Jahren dort) beim FC Valencia, eine Woche später steigt im Ernst-Happel-Stadion das Rückspiel. Es ist das Sechszehntelfinale in der UEFA Europa League, nachdem der SK Rapid erstmals seit 20 Jahren in einem internationalen Bewerb überwintern konnte. Wie das damals endete, wissen wir aus wohliger Reminiszenz noch alle sehr gut. Doch Bescheidenheit ist Trumpf, jetzt freuen wir uns einmal auf die zwei Duelle gegen die „Fledermäuse“ und haben einen guten Anlass, um auf die bisherige Europapokal-Saison zurückzublicken!

Der Traum von Amsterdam wird real!

Begonnen hat alles mit dem Duell in der dritten Qualifikationsrunde zur UEFA Champions-League. Das Los brachte niemand Geringeren als den traditionsreichen Amsterdamer Fußball-Club Ajax, der in den 1970er-Jahren den Weltfußball teilweise beherrschte und ausgerechnet im Prater-Oval anno 1995 seinen letzten Titel in der Königsklasse feiern konnte. Zwar sind die Niederländer nicht mehr in der absoluten europäischen Spitzengruppe zu finden, doch gingen sie trotzdem als großer Favorit in die Partien gegen Steffen Hofmann & Co. Und im Hinspiel vor über 43.000 Fans in Wien schien für Rapid schon alles vorbei zu sein, führten die Gäste doch bereits nach 43 Minuten durch einen Doppelpack von Klaasen mit 2:0 und war dieses Ergebnis, auch durch die grün-weiße Brille betrachtet, äußerst schmeichelhaft.


Doch in Halbzeit 2 sah man eine ganz andere Rapid, die rasch nach Seitenwechsel durch Florian Kainz den Anschlusstreffer erzielen konnte und sich auch durch einen Ausschluss nicht entmutigen ließ. Stefan Schwab musste nämlich nach einem recht rustikalen Einstieg vorzeitig unter die Dusche, doch trotzdem lag der Ausgleich weiter in der Luft und während die hoffnungsfrohe Anhängerschaft die legendäre Rapidviertelstunde ohrenbetäubend laut einklatschte, besorgte der Goalgetter vom Dienst, Robert Beric, eben diesen. Die Chance auf ein Weiterkommen lebte also, man konnte doch schließlich auch in der jüngeren Vereinsgeschichte oft ein K.O.-Duell auswärts für sich entscheiden, man denke nur an Kazan 2004, Moskau 2005 oder den Doppelpack beim Aston Villa FC in Birmingham.


Rund 2.500 Rapidler pilgerten also in die einstige europäische Fußball-Hauptstadt und erlebten eine perfekte erste Halbzeit für ihre Farben. Robert Beric besorgte schon nach zwölf Minuten die Führung und Louis Schaub erhöhte in der 39. Minute gar auf 2:0. Doch dann fast ein Deja-Vu, denn die Heimmannschaft verkürzte kurz nach Seitenwechsel auf 1:2 und glich in der 75. Minute sogar aus. Doch Rapid ist nicht Ajax und so entschied ein grandioser Treffer von „Euro-Louis“ Schaub nur wenige Augenblicke nach dem Ausgleich die Partie zu Gunsten Rapids – der Traum von Amsterdam wurde real und weit über 1.000 Fans empfingen die Helden um 4 Uhr früh bei der Rückkehr am Flughafen Wien-Schwechat als hätten sie gerade den berühmten Henkelpott nach Hütteldorf geholt!

Dramatisches Out gegen Shakhtar

Damit stand man also im Playoff für die Champions League und mit Shakhtar Donezk wartete ein Stammgast der Königsklasse als Gegner. Im fast ausverkauften Happel-Stadion wurden die mit zahlreichen Brasilianern gespickten Ukrainer ihrer Favoritenrolle gerecht und konnten das Match durch ein Goldtor von Marlos kurz vor Seitenwechsel mit 1:0 für sich entscheiden, auch weil Goalie Pjatow gegen Florian Kainz eine schier außerirdische Parade gelang.

Nun sollte also das „Wunder von Lemberg“ her, denn die Ostukrainer mussten ihr Heimspiel aufgrund der Unruhen in der Donbass-Provinz im mehr als 1.000 Kilometer entfernten Lwiw (Lemberg) austragen und so hatte die Gästemannschaft erstaunlicherweise die kürzere Anreise. Nach zehn Minuten schien abermals Marlos den grün-weißen Traum schon wieder zunichte zu machen, denn er versenkte den Ball unhaltbar für Novota zur ukrainischen Führung in den Maschen. Doch innerhalb weniger Minuten konnte die Barisic-Elf die Partie drehen, zuerst traf Europacup-Spezialist Louis Schaub und in der 22. Minute versenkte Kapitän Steffen Hofmann einen Freistoß unhaltbar. Nach 27 Minuten der nächste Schock, denn Gladkij glich aus. In Halbzeit 2 entwickelte sich ein echter Thriller, ein Drama in Grün-Weiß, dem leider das Happy-End fehlen sollte, da ein Kopfball des völlig freistehenden Robert Beric in der letzten Minute einige Zentimeter am Tor vorbeistrich und bei einem Nachschuss von Philipp Prosenik in der 95. Minute die Stange als Spielverderber in Erscheinung trat. Damit keine Champions-League-Teilnahme, aber das von Präsident Michael Krammer ausgegebene Motto: „Jetzt rocken wir die Europa League!“

Das gelbe U-Boot wird versenkt

Der „Präsi“ sollte recht behalten, schon am ersten Spieltag gelang Rapid nämlich ein doch überraschender Einstandssieg gegen den spanischen Spitzenklub Villarreal. Abermals konnte die Elf von Zoran Barisic einen 0:1-Rückstand egalisieren, dieses Mal reichten Treffer von Stefan Schwab und ein kaltblütig von Steffen Hofmann verwandelter Elfmeter zum 2:1 vor mehr als 36.000 völlig euphorisierten Zuschauern.

Ein ganz normaler Donnerstag in Weißrussland

Spieltag 2 brachte eine Auswärtsreise nach Belarus, wo der Gegner Dinamo Minsk hieß, aber nicht in der Hauptstadt, sondern in der „Borisow-Arena“ von BATE gespielt wurde. In der Champions-League-Qualifikation konnte Dinamo Minsk noch den österreichischen Meister und Cupsieger eliminieren, gegen Rapid gab es für die Blau-Weißen aber nichts zu feiern. Steffen Hofmann machte mit einem satten Schuss in der 54. Minute alles klar und fixierte damit den erst zweiten Auswärtssieg des SCR in einer Gruppenphase, was Sportdirektor Andreas Müller freudig und augenzwinkernd zum Kommentar „ein ganz normaler Donnerstag“ verleiten sollte.

Doppelpack mit 6er gegen Pilsen

Nun ging es zweimal hintereinander gegen den FC Viktoria Plzen, aus der böhmischen Biermetropole Pilsen (Plzen). Die Tschechen überwinterten in den letzten vier Saisonen gleich dreimal auf europäischer Bühne und waren daher leicht zu favorisieren. In Wien gingen die Braustädter schon in der 12. Minute in Führung und begannen rund 3.000 mitgereiste Tschechen bereits zu feiern, doch das war vorschnell. Weil Steffen Hofmann noch vor der Pause und Louis Schaub sowie Thanos Petsos nach Seitenwechsel trafen, blieben die drei Punkte in Wien, daran änderte der Anschlusstreffer von Hrosovsky in der 76. Minute nichts mehr! Im Rückspiel schrieb dann der Rapid-Spieler mit der Nummer 7 Geschichte. Nicht nur durch seinen Doppelpack, der den 2:1-Auswärtssieg sicherte, sondern durch die Art und Weise, wie er das Goldtor erzielte. Es genügt wohl zu erinnern, dass es seitdem den Begriff „Stolpersberger“ gibt!

Einzige Niederlage in der Gruppenphase

Spieltag 5 führte den Rapid-Tross nach Spanien, wo dem Villarreal Club de Futbol alles abverlangt wurde. Die Gastgeber konnten sich nach hartem Kampf mit 1:0 durchsetzen, schmerzhafter als die Niederlage waren aber die schweren Verletzungen, die Torhüter Jan Novota und Verteidiger Christopher Dibon auf den Operationstisch zwangen.

Gruppensieger durch fünften vollen Erfolg

Das letzte Heimspiel im Kalenderjahr 2015 füllte noch einmal das Wiener Ernst-Happel-Stadion. Obwohl der Aufstieg in die K.O.-Phase bereits fix war, kamen fast 35.000 Fans zum abschließenden Gruppenspiel gegen Dinamo Minsk und sie sollten es nicht bereuen. Dank Treffern von Maximilian Hofmann und Neo-Stürmer Matej Jelic, die somit beide ihre ersten Europacuptore für Rapid bejubeln konnten, gelang der fünfte Sieg im sechsten Gruppenspiel. Der Anschlusstreffer der Gäste war nur mehr für die Statistik relevant – Rapid schaffte mit diesem „Dreier“ zudem den Gruppensieg, da Villarreal in Pilsen nicht über ein Remis hinauskam! Eine traumhafte Europacup-Halbsaison endete so wie es sich alle gewünscht haben – im Frühjahr möge es lange ähnlich weitergehen!