„Die Tore, die man nicht schießt, bekommt man“: Was die Wirtschaft von Rapid lernen kann
Taktik, Aufstellung, Zusammenspiel – Begriffe, die den Fußball prägen. Dass sie aber auch auf das Wirtschaftsleben umgemünzt werden können, ist vielen erst auf den zweiten Blick bewusst. Dabei ist auch ein Fußballverein ein Wirtschaftsunternehmen, von dem sich Firmen einiges abschauen können. Was genau und welche Besonderheiten das Unternehmen und die Marke SK Rapid ausmachen, verriet Präsident Michael Krammer im Rahmen der Wirtschaftsgespräche des European Forum Alpbach 2018. Mit ihm auf dem Podium: Andreas Ludwig (Vorstandssprecher Umdasch Group AG), Katharina Unger (Startup Unternehmerin und Gründerin von Livin Farms) und Christian Gehrer (Gehrer Plötzeneder DDWS).
Unter dem griffigen Titel „Am grünen Rasen wie im Wirtschaftsleben: Die Tore, die man nicht schießt, bekommt man“ lud Michael Krammer die im Tiroler Bergdorf versammelte Wirtschaftselite ein, ein wenig von Rapid zu lernen. Denn nach rund 20 Jahren als Spitzenmanager in der Telekommunikationsbranche stellte auch er mit Erstaunen fest, dass es bei der Führung eines Fußballvereins noch immer viel Neues zu erfahren gibt - Dinge, die auf weitere Wirtschaftsbereiche anzuwenden sind. „Rapid ist mehr als ein Klub, bei dem es nur um Fußball geht, sondern ein weitschichtiges Unternehmen“, so Krammer. „Bei uns ist aber alles noch intensiver, denn Rapid ist mit unglaublicher Emotion verbunden. Deshalb pendeln wir auch zwischen zwei Welten: Wir sind ein Mitgliederverein, aber es muss auch die Bilanz stimmen“. Feinfühliges Austarieren zwischen Fankultur und ideellem Wert auf der einen Seite, Umsatz und wirtschaftlichem Erfolg auf der anderen ist daher eine stete Herausforderung, die mitunter auch für Diskussionen sorgt.
Denn was es bedeutet, dass Fans zugleich Kunden sind (und umgekehrt), zeigt sich schon bei der besonderen Beziehung, die die Rapid-Familie zu ihrem Herzensverein hat. „Es ist eine der stärksten, die es gibt. Man wechselt vielleicht die Partei, die Religion, aber nie den Verein“, ist einer der zentralen Lernfaktoren für Krammer aus seiner bisherigen Zeit als Präsident des SK Rapid. Deshalb sind im Wirtschaftsleben für ihn nicht nur Fragen des Wie und Was zu beantworten, sondern vielfach auch des Warum: Es bedarf sowohl auf Seiten der Fans, als auch der Sponsoren ein Verständnis für die jeweiligen Bedürfnisse. Letztendlich geht es, dem Motto des Rekordmeisters entsprechend, auch immer darum, "gemeinsam" zu agieren.
Und was kann sich ein Unternehmen nun vom SK Rapid abschauen? „Viel. Man sagt, eine Firma ist gut aufgestellt – woher kommt das? Es geht um Taktik, Aufstellung, Zusammenspiel“. Denn im Fußball wie in der Wirtschaft geht es vor allem auch um Diversität: „Dass eine erfolgreiche Mannschaft nicht aus elf Stürmern bestehen kann ist glaube ich jedem klar. Aber es geht auch um die unterschiedlichen Typen, die man für eine gute Mannschaft braucht". Und wer Diversität will, muss kreative Köpfe fördern. Das bestätigen auch die beiden Unternehmensvertreter am Podium, die in der Kommunikation und der Schaffung einer gemeinsamen Identität und Kultur die größte Herausforderung am Weg zu einem guten Team sehen.
Das Fazit der Diskussionsrunde? „Entweder man gewinnt, oder man lernt", ist Michael Krammer überzeugt. In ersterem Falle darf aber auch gerne gefeiert werden, denn die wichtigen Momente kommen im Wirtschaftsleben oft zu kurz. Also: Nächstes mal in Stadion-Manier einfach mal einen Sieg gebührend feiern!
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Fotos: European Forum Alpbach/Luzia Puiu