Mit einem weinenden und einem lachenden Auge werden die Spieler des SK Rapid heute ihr Trainingslager im oberösterreichischen Windischgarsten abbrechen. Einerseits, weil die Zusammenkunft der Spieler für eine ganze Woche unumstritten ihre Vorteile hat und das Team wie nirgendwo anders zusammengeschweißt wird, andererseits weil die durchgehenden Strapazen und das Konditionsschinden nun endlich ein Ende hat. Montag vormittags versammelten sich die teilnehmenden Spieler vor dem Hanappi-Stadion um die Fahrt ins Trainingscamp anzutreten. Über Linz führte die Route durch mehrere Täler ins idyllische Dorf Windischgarsten, wo das Team zur Mitagszeit eintraf und sich beim Essen für das schwere Programm der nächsten Tage stärkte. Nach einer kurzen Eingewöhnungsphase fiel bereits um 15.00 Uhr mit dem ersten Training der Startschuss. Auf Mobilität wurde die ganze Woche gesetzt, jedoch nicht so wie sich das die meisten Spieler wahrscheinlich gedacht hatten. Während ein weiteres Team tagtäglich mit dem Bus zum Trainingszentrum kutschiert wurde setzten unsere Athleten auf „Sport pur“ und bewältigten den Weg auf die andere Seite des Ortes mit dem Fahrrad. Bereits am zweiten Tag war ein Testspiel gegen den slowakischen Vertreter FK ZTS Dubnica angesetzt. Nach einem alltäglichen, gemeinsamen Frühstück um 8 Uhr schwärmten die Spieler zum Vormittagstrainings aus. Am Nachmittag sollte vor 350 Zuschauern das freundschaftliche Testspiel über die Bühne gehen. Trainer Peter Pacult probierte viele Varianten aus und ließ auch die drei Testkandidaten Markus Hanikel, Fabiano Lima de Campos Maria und Kresimir Kordic zum Zug kommen. Die Slowaken gingen früh mit 1:0 in Front und legten in der 81. Minute einen zweiten Treffer nach. Einem super Finish, einem Freistoß-Treffer von Andreas Dober und einem Tor von Hannes Eder verdankten die grün-weißen das Endergebnis von 2:2.Am Mittwoch war jedoch noch lange nicht Zeit zum ausschnaufen. Mit dem vollen Programm, nämlich zwei Mal Training, ging es weiter. Einige Spieler präsentierten sich bereits in Topform, andere agierten in manchen Aktionen noch unglücklich. Der Spaß an der Bewegung war den Spielern jedoch immer anzumerken. Doch auch der kannte seine Grenzen, nömlich dann wenn Trainer Pacult die Zügel wieder enger zog. Mit immer wieder neuen Übungen wurde den Kickern nie langweilig. Ob Passspiel, Abschluß, Standardsituationen oder Konditionsübungen – die Spieler waren immer mit voller Begeisterung und Engagement dabei. Nach einem überlangen Vormittagstraining spekulierten die meisten Spieler vergeblich mit einem freien Nachmittag. Einmal mehr sollten die Räder aus der Garage geholt werden, diesmal ging es allerdings nich Richtung Sportplatz. Ganze drei Stunden lang verbrachten die Rapidler samt Trainergespann auf dem Drahtesel und erkundeten die Berge und die Umgebung des Ortes Windischgarsten. Das Jammern einiger Spieler nach dem anstrengen Tagesprogramm war kaum zu überhören. Die Masseure arbeiteten auf Hochtouren und brachten die müden Beine wieder auf Trab. Außerdem stand den Spielern der Wellnessbereich zur Verfügung, der in den kurzen Pausen gerne genutzt wurde. Die Abende waren stets zur freien Entfaltung. Während sich einige Spieler im Aufenthaltsraum heiße Kartenduelle lieferten oder andere vor dem Fernseher relaxten, zogen sich viele ermüdet sofort auf ihre Zimmer zurück. Am Freitag, dem letzten vollen Tag im Trainingslager, wurde das Tempo aus den Einheiten ein bisschen herausgenommen um die Spieler nicht zu überfordern. Immerhin soll das Camp mit dem Testspiel gegen den kroatischen Meister Dinamo Zagreb ein würdiges Ende erreichen. So konzentrieren sich die Grün-Weißen am Abreisetag nur auf das Spiel im Stadion Kapfenberg. Am Vormittag sind noch einige Lockerungsübungen im Grünen angesetzt, nach dem Mittagessen heißt es dann freie Fahrt nach Kapfenberg. Gut gerüstet und mit viel Selbstvertrauen werden die Spieler Oberösterreich verlassen. Spätestens jetzt ist klar: Trotz kurzer Vorbereitung brennen mit dem heutigen Tag alle wieder auf den Start der Meisterschaft.Trainer Peter Pacult fasst die Vorbereitung zusammen und wagt einen Ausblick auf die kommende Saison:„Im Großen und Ganzen läuft die Vorbereitung sehr gut, da die Mannschaft wirklich sehr hart arbeitet. Man kann also durchaus zufrieden sein. Wir haben nur eine sehr kurze Zeit bis zum ersten Pflichtspiel zur Verfügung. Der Grund, warum ich gleich in der ersten Woche in ein Trainingslager gegangen bin, war, dass wir drei Wochen auseinander waren und neue Spieler dazu bekommen haben. Man hat also versucht, dass sich das Team schneller findet und dieser Zweck ist erfüllt worden, da die neuen Spieler sehr gut aufgenommen worden sind.“„Ich habe mir zum Saisonstart ein Heimspiel gewünscht. Es ist wichtig vor eigenem Publikum in die Meisterschaft zu starten, damit nach der Sommerpause wieder die Begeisterung der Fans zurückkehrt. Man hat in der Frühjahrssaison gesehen, welchen Zuschauerschnitt wir gehabt haben – das war schon überragend!“„Ich glaube, dass wir qualitätsmäßig nicht verloren haben. Quantitativ schon, da wir voriges Jahr einen 20-Mann-Kader gehabt haben, von dem wir jetzt entfernt sind. Ich wünsche mir, dass die Mannschaft diese Saison einen guten Fußball zeigt und sich so präsentiert, wie sie sich im Frühjahr präsentiert hat. Die Fans müssen wieder stolz sein, gerne ins Stadion kommen und sagen können: 'Wir wollen Rapid sehen'. Dann kommen die Punkt ganz von alleine.“(ak)
28.07.2015