In deinen elf Saisonen bei Rapid absolviertest du nie weniger als 24 Meisterschaftsspiele pro Saison - gesamt gesehen, eine enorme Anzahl. Warst du nie verletzt?Einmal musste ich mir den Blinddarm nehmen lassen, aber sonst blieb ich Gottseidank von schweren Verletzungen, wie etwa an den Muskeln, verschont. Vielleicht liegt's an meinen Genen, aber ich habe mich immer super gefühlt, was wohl auch der Grund war, dass ich bis 39 gespielt habe. Bis zu meinem Abschied als Fußballer bin ich also von keiner schweren Verletzung heimgesucht worden. Ist das vielleicht auch Kopfsache, die ein Perfektionist wie du innehat?Möglich ist's, auch wenn's übertrieben klingt. Von den Ärzten hat sich das keiner erklären können, dass ich nie an irgendwelchen Beschwerden laborierte. Aber ich behaupte mal frech, es ist an meiner Verbissenheit, immer unbedingt gewinnen zu wollen gelegen (lacht), für einen Sieg wär' ich auch durch eine Betonwand gegangen. Mit deiner Art, ich nenne dich mal einen kritischen Geist, kamst du ja als Trainer und Spieler nicht überall gut an?Mit meinen Trainern hatte ich eigentlich nie Probleme, da ich immer versucht habe, gute Leistungen zu bringen. Als ich dann selbst auf die Trainerbank wechselte, gab es sicher Meinungsverschiedenheiten mit so manchem Spieler - einfach, weil ich bei diesen der Ansicht war, sie machten zu wenig aus ihrem Talent. Wenn ich das Gefühl hatte, jemand spielt nicht an seiner Grenze, dann hat er mit mir ein Problem bekommen. Sicher, ein diplomatischer Mensch wäre dem ausgewichen, aber für mich kam der Erfolg immer an erster Stelle. Ich bin ein denkender Mensch, hinterfrage die Dinge kritisch. Da gerät man halt auch mit anderen aneinander, aber das ist mir lieber, als alles duckmäuserisch hinzunehmen, keine eigene Meinung zu haben - und schlussendlich nicht ernst genommen zu werden.  Spielst du privat noch Fußball?Also, manchmal juckt's mich schon (lacht). Aber dann hab ich mir einmal einen Muskeleinriss zugezogen, seither nicht mehr. Ich hab's meiner Frau versprochen, dass ich damit aufhöre.Wer war/ist dein Lieblingsspieler?Sicher der Johann Cruyff.Von welchem Trainer hast du selbst profitiert?Otto Baric, denn er schaffte es bei Rapid und Salzburg, unterschiedliche Charaktere so zu vereinen, dass sie am Spielfeld zusammen alles geben. Dann muss man sich auch privat nicht unbedingt verstehen. Ich glaube aber, dass es wenig Spieler gibt, die wirklich von einem Trainer lernen - sondern vielmehr auch von den Mitspielern. Als du im April 1998 aus Salzburg auf unsere Trainerbank gewechselt bist, gab es auch viele kritische Töne.Es war eine schwierige Situation, weil ich als Meistertrainer aus Salzburg verpflichtet wurde und hier in Hütteldorf plötzlich eine andere Situation vorgefunden habe. Es gab Probleme mit Fans, weil man mich trotz meiner langen Rapid-Karriere "nur noch als Trainer von SV Salzburg", um es so auszudrücken, gesehen hat - und im Jahr davor mit Salzburg den Rapidlern den Titel weggeschnappt habe. Zudem gab es eine schwierige Konstellation zwischen den Positionen Trainer, Sportdirektor und Präsident. Ich kam als Greenhorn hier her und habe mich sicher manchmal falsch verhalten. Persönlich wuchs auch meine Enttäuschung, weil ich mit Rapid nur Zweiter wurde - in meinen Augen war dann aber die ganze Saison verhaut, weil ich Meister werden und die Fans mit einem Titel belohnen wollte. Das ist mir leider nicht geglückt.  Wir selbst sprechen bei Rapid von einer zufrieden stellenden Saison - rangieren aber hinter der Austria oder schieden im ÖFB-Cup gegen den Absteiger aus. War es die gute Saison?Ich seh’s positiv: Rapid hat sehr viele Punkte gesammelt, bietet immer noch attraktiven Fußball. Wenn du Aston Villa und den HSV schlägst, dann ist das schon was. Da darf man auch mal Dritter werden, weil hie und da etwas Glück fehlte - ich denke an die Chance von Soma gegen Salzburg, wenn er den macht, gewinnt Rapid und ist auf Meisterkurs. So kam es aber ein bisschen anders.Was den Perfektionisten in dir sicher auch ein bissl wurmt…bist du im Urlaub eigentlich auch so akribisch-genau?Nein, da schalte ich schon ab. Aber…wenn die Dusche tropft oder der Teppich schief liegt, das mag ich dann doch nicht (lacht). Meine Tochter vergleicht mich deshalb auch mit dem TV-Kommissar „Monk“.Was liest du gerade?Ein Buch von irgendeinem Psychologen über das Böse im Menschen (lacht).Alles klar. Letzte Frage: Wer wird in Südafrika Weltmeister?Ganz klar hinaus: Spanien! Danke für das Interview!
28.07.2015
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