Die Ausbildung zum Fußballer genoss Steffen Hofmann vor allem in den Jugendabteilungen des FC Bayern, bis hin zu den Amateuren der Münchener. So gesehen hatte der Würzburger gute Anlagen, als ihn der damalige Rapid- Trainer Lothar Matthäus 2002 nach Hütteldorf holte. Eine seiner besseren Taten beim Rekordmeister, wie wir hinlänglich wissen. Dennoch sollte erst Trainer Josef Hickersberger,Nachfolger von Matthäus, dem damals 21-jährigen Hofmann seine ersten Einsatzminuten im grün-weißen Dress gönnen. Rapid hatte gerade eine sehr verkorkste Saison hinter sich, war am Ende Achter der Tabelle (!) geworden. Hickersberger setzte, zusammen mit der sportlichen Leitung, die ersten Steine für den Umbruch zusammen – und konnte gleich mit einem 4:0 in Graz gegen Sturm zum Saisonauftakt 2002/03 überraschen. Eine Runde später folgte das erste Heimspiel, welches aufgrund der Umbauarbeiten von St. Hanappi im Ernst Happel-Stadion ausgetragen wurde. Gegner war Admira, Rapid verlor 1:2 – und der junge Hofmann kam zu seinem ersten Einsatz. Schon damals trug er die Nummer 11, und mit weiteren Einsätzen sollte er sich bald für die Mannschaft unentbehrlich machen. Seinem spielerischen wie emotionalen Profil verschaffte er schließlich im Oktober den ersten Schliff:Rapid empfing zuhause den Erzrivalen, das Derby stand an. Unsere Mannschaft verlor zwar mit 1:2, für den Ehrentreffer in der 89. Minute sorgte mit einem Weitschusstor – Steffen Hofmann. Sein erster,umjubelter Treffer für Rapid, auch wenn es nach dem Spiel nicht wirklich was zu feiern gab. Augenzeuge war übrigens Peter Pacult, damals noch Trainer bei 1860 München, der die Qualitäten seines späterenSpielmachers bei Rapid bereits erkannte: „Ich war schon im Frühjahr an ihm dran, ein guter Fußballer, er schafft über Rapid sicher den Sprung in die deutsche Bundesliga!“ Wie recht sollte unser heutiger Trainer damit haben…aber dass Hofmanns Herz an Rapid vergeben war, das stellte sich erst mit den Jahren heraus.Man sah, dass Hofmann zu einer Lichtgestalt unseres Spiels reifen könnte – wenn man ihn nur lässt. Trainer Hickersberger ließ. Er übergab Hofmann die Kapitänsschleife und fortan wurde um die junge Rapid-Mannschaft ein Gerüst gebaut, welches uns schließlich 2005 zum 31. Meistertitel führen sollte, nach neun Jahren Durststrecke. Hofmann, der sich an Auszeichnungen kaum erwehren konnte, führte Rapid auch in die Gruppenphase der Champions League. Seine überragenden Leistungen blieben aber unseren Nachbarn nicht verborgen und so wechselte er im Winter 2005/06 zu 1860 München, wo er aber nicht die sportlichen Erfolge bei Rapid anschließen konnte. Es kam, wie es wohl kommen musste: Seine Liebe zu Rapid war nicht erkaltet, umgekehrt genauso wenig. So kehrte Steffen Hofmann nach nur einem halben unter emotionalem Jubel im Stadion wieder nach St. Hanappi zurück, so manche Freudenträne wurde an diesem Tag vergossen.Allerdings erlitt er gleich in seinem ersten Spiel beim Comeback einen Innen-Seitenbandriss, fiel langeaus. Nach mehr als drei Monaten kämpfte er sich aber wieder zurück und ist seither die unumstrittene Drehscheibe im Hütteldorfer Offensivspiel. Zu einem Markenzeichen unseres Kapitäns wurden so nichtnur die gefährlichen Freistöße, sondern auch die zig Torvorlagen. So wurde er 2007/08 (32. Meistertitel!) mit 28 Vorlagen bester Vorbereiter Europas, ein Jahr später teilte er sich die Nummer 1 mit Xavi vom FC Barcelona. Ein weiteres, persönliches Highlight setzte er mit dem Gewinn des österreichischen Torschützentitels 2009/10 – als erster Mittelfeldspieler in der Geschichte der Bundesliga. Das Besondere: Diese Auszeichnungen würdigte unsere Nummer 11 zwar, er selbst sieht sich ganz bescheiden aber bis heute als „Teil der gesamten Mannschaft“, ohne die er nicht so viel erreicht hätte. Die Bescheidenheit, sie ist sicher auch ein Mosaik dafür, dass Hofmann so populär wurde. Auf weitere, etliche Spiele in Grün-Weiß, Kapitän! (gub)
16.03.2011