125 JAHRE SK RAPID
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27.01.2024
Geschichte, Verein, Rapideum

27. Jänner: Grün-weißes Gedenken an die Opfer des Holocaust

Seit 2005 ist der 27. Jänner als Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust festgelegt. Weltweit wird heute den Millionen im Nationalsozialismus ermordeten Jüdinnen und Juden gedacht. Am 27. Jänner 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz befreit. Die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus nimmt auch beim SK Rapid seit Jahren einen wichtigen Stellenwert ein.

Im deutschen Fußball wird seit vielen Jahren an Spieltagen rund um den 27. Jänner unter dem Motto „!Nie wieder“ an die grauenhaften Ereignisse aus dieser Zeit gedacht. Die Österreichische Fußball-Bundesliga unterstützt auch heuer wieder die Aktion #WeRemember, an welcher sich der SK Rapid erneut beteiligt.

Die Hütteldorfer gedenken jährlich stellvertretend für alle Opfer des Nationalsozialismus den beiden namentlich bekannten Opfern des Holocaust aus den Reihen des Vereins an der im November 2021 eröffneten Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte im Wiener Ostarrichi-Park im 9. Bezirk. Bei den beiden namentlich bekannten Opfern handelt es sich mit Wilhelm Goldschmidt um den Namensgeber Rapids, sowie mit Alfred „Fritz“ Dünmann um einen Spieler der Frühzeit des Klubs. Für beide wurde bereits 2019 bzw. 2021 an ihren letzten Wiener Wohnadressen vor der Deportation ein Stein der Erinnerung enthüllt. Die Finanzierung dieser besonderen Form der Erinnerung wurde in beiden Fällen dankenswerterweise vom Fanklub „Grün-Weiße AkademikerInnen“ übernommen, weshalb neben u.a. Geschäftsführer Wirtschaft Marcus Knipping, Geschäftsführer SK Rapid Steffen Hofmann, Präsidiumsmitglied Stefan Kjaer, Rapideum-Leiter Julian Schneps, Ethikrat-Mitglied Laurin Rosenberg auch Fanklub-Obmann Gerald Netzl den Opfern vor Ort gedachte.

Steffen Hofmann, Geschäftsführer SK Rapid: „Wir haben als Fußballverein die gesellschaftliche Verantwortung, nicht nur am heutigen Tag an die Millionen Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen zu gedenken. Unsere Gedanken sind heute bei den beiden bekannten jüdischen Opfern des SK Rapid, Wilhelm Goldschmidt und Alfred „Fritz“ Dünmann. Es ist uns allen ein wichtiges Anliegen, jedes Jahr am 27. Jänner stellvertretend zwei Kränze für alle Holocaust-Opfer hier bei der Shoah-Namensmauern-Gedenkstätte niederzulegen.“

Marcus Knipping, Geschäftsführer Wirtschaft: „Die Erinnerungskultur ist ein wichtiger Aspekt in unserem Verein und es ist schön zu sehen, dass dieses Thema beim SK Rapid seit vielen Jahren ganz weit oben steht. Es ist auch von großer Bedeutung, sich wie bereits im Vorjahr der weltweiten #WeRemember-Kampagne anzuschließen. Man darf diese schlimmen Verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus niemals vergessen.“

Stefan Kjaer, Mitglied des Präsidiums: „Wir haben beim SK Rapid ein großes Bewusstsein für die Tradition und die 125-jährige Vereinshistorie. Die schonungslose Aufarbeitung der Zeit Rapids im Nationalsozialismus im Jahr 2011 ist ein bedeutender Aspekt in der Vereinsgeschichte, den man gerade in der heutigen Zeit nicht oft genug thematisieren kann.“

(v.l.n.r.) Steffen Hofmann, Stefan Kjaer, Marcus Knipping und Gerald Netzl.

Wilhelm Goldschmidt

Wilhelm Goldschmidt wurde am 22. Juli 1880 in Brünn geboren. Für die Geschichte Rapids ist er besonders wichtig, da er am 8. Jänner 1899 die Umbenennung des I. Wiener Arbeiter Fußball-Clubs in Sportclub "Rapid", wie es damals geschrieben wurde, vorgeschlagen hat.

Goldschmidt war Spieler des I. Wiener Arbeiter Fußball-Clubs und später Klubsekretär des SK Rapid. So war er unter anderem für die Ausstellung von Mitgliedskarten und Ähnliches zuständig. Zeitweise war seine private Adresse auch die offizielle Anschrift des Vereins. Am 5. Juni 1942 wurde Goldschmidt als Jude von den Nationalsozialisten nach Izbica deportiert. Das Ghetto Izbica war eine Art Sammellager für deportierte Jüdinnen und Juden, von dem es in verschiedenste Konzentrationslager weitergehen sollte. Der genaue Zeitpunkt und Ort der Ermordung Goldschmidts ist nicht bekannt.

Fritz Dünmann

Alfred (genannt Fritz) Dünmann geboren am 5. Dezember 1884 in Wien, war in der Frühphase der Rapid-Geschichte als Spieler im Einsatz. Darüber hinaus lief er auch für das österreichische Nationalteam als Stürmer auf. In der Festschrift anlässlich des 20. Geburtstags des SK Rapid heißt es über ihn: „Dünmann, der schlanke, sehnige Bursche mit dem markanten scharfen Profil, war einer der schneidigsten und geistesgegenwärtigsten Stürmer, die wir je in unserer Mitte hatten.“ Dünmann wurde als Jude im Rahmen des Novemberpogroms zunächst ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Aus diesem wurde er unter der Bedingung das Deutsche Reich zu verlassen, aber wieder entlassen und ging in den nicht besetzten Teil Frankreichs ins Exil. Mit der Fortdauer des zweiten Weltkriegs nahm die Verfolgung von Jüdinnen und Juden aber auch hier zu. Ende 1941 wurde Dünmann abermals inhaftiert, wurde über verschiedene Zwischenstationen ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und ermordet.

Der SK Rapid im Nationalsozialismus

Die Sicht auf die Rolle Rapids im Nationalsozialismus war lange vor allem von der Reduzierung auf die sportlichen Erfolge (deutscher Cupsieger 1938, deutscher Meister 1941) geprägt. Erst mit der Aufarbeitung durch die vom damaligen Präsidenten Rudi Edlinger in Auftrag gegebene und 2011 erschienene Studie „Grün-Weiß unterm Hakenkreuz“ änderte sich der Blick auf den Klub. Rapid stellte sich als erster Bundesligaklub der eigenen Geschichte. Das Ergebnis: Rapid war ein Klub, der sich schnell an die neuen Herrschaftsverhältnisse anpasste. So wurde etwa der Vereinsvorstand umgebaut, wichtige Nationalsozialisten übernahmen wichtige Positionen bei Rapid. Entsprechend gab es auch einige Rapid-Funktionäre und ehemalige Spieler, die Mitglied der NSDAP wurden. So etwa Rapid-Ikone Josef „Pepi“ Uridil oder auch der Trainer der Kampfmannschaft Leopold Nitsch. Ein Spieler der Hütteldorfer war in den letzten Kriegstagen an der Folterung von Häftlingen beteiligt. Dem gegenüber stehen Vertreibung, Verfolgung und Ermordung anderer ehemaliger Spieler und Funktionäre. Neben der Ermordung Goldschmidts und Dünmanns sei hier an die Flucht ins brasilianische Exil des ehemaligen Präsidenten Hans Fischer und des ehemaligen Mitarbeiters Leo Schidrowritz erinnert. Weitere Informationen zur Gedenkstätte gibt es hier.

#niewieder #WeRemember

Fotos: SK Rapid